Korschenbroich Kommentar: Ende einer Tradition

Korschenbroich · ist nicht die erste Stadt, in der die Glocken verstummen. Dennoch klingt es befremdlich, wenn sich ein Anwohner durch das Glockengeläut derart gestört fühlt, dass er die Behörden einschaltet. Wer in die Nähe einer Kirche zieht, muss damit rechnen, dass deren Glocke schlägt. Direkt die Behörden aufzusuchen statt das Gespräch mit dem Kirchenvorstand zu suchen, zeugt von wenig Kompromiss- beziehungsweise Gesprächsbereitschaft. Mit dem nächtlichen Verstummen von St. Andreas geht in Korschenbroich nun für viele Bürger ein Stück Tradition, ja sogar Heimat, verloren. Christen vermittelt der Glockenschlag ein Gefühl von Geborgenheit – auch wenn die Glocke nur zur Stunde und nicht zur Messe schlägt. Er ist Ausdruck des Gefühls, es wache jemand über ihren Schlaf. Juristisch mag es sinnvoll sein, zwischen weltlichem und liturgischem Glockengeläut zu unterscheiden. Dass der Glockenschlag einer Kirchturmuhr überhaupt als "Lärm" empfunden wird, ist sehr bedauerlich.

ANDREAS BUCHBAUER

(NGZ)
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