Kolumne „Fit & Gesund“ Wer fasten will, braucht zuerst einen klaren Plan

Neuss · Der langjährige Personal-Trainer Florian Kock schreibt an dieser Stelle ab jetzt regelmäßig über Themen wie Gesundheit, Ernährung und Wohlbefinden. Denn ein gesunder Körper sollte nicht nur fit gehalten werden, er muss auch gehegt und gepflegt werden.

Der langjährige Personal-Trainer und Fitness-Coach Florian Kock.

Der langjährige Personal-Trainer und Fitness-Coach Florian Kock.

Foto: TG

Seit mehr als 1500 Jahren fasten Menschen auf der ganzen Welt und bereiten sich somit auf das Osterfest vor oder erinnern an die Offenbarung des Korans. Dabei wird traditionell aufs Essen verzichtet. Interessant ist, dass viele dafür gar keine Motivation brauchen, sondern es einfach machen. Woran liegt das und was können Sie davon lernen? Wenn Sie mit Fasten und zeitweiligen Verzicht aufgewachsen sind, ist es für Sie normal, dieses auch als Erwachsener zu tun. Sie benötigen dafür keine Motivation. Es ist während Ihrer Kindheit zu einer Gewohnheit geworden. Die meisten glauben, dass Motivation benötigt wird, um eine bestimmte Handlung zu vollziehen. Vor allem bei den Themen „Mehr Sport treiben“ oder „Gesünder essen“ berichten mir viele von fehlender Motivation. Dabei fehlt es aus meiner Erfahrung den wenigsten an Motivation, sondern viel mehr fehlt es ihnen an Klarheit, an einem klar definierten Grund – und ihre aktuellen Gewohnheiten stehen ihnen im Weg. Die Fastenzeit gibt genau diese Klarheit und diesen Grund. Es gibt einen klaren Anfangs- und Endtag mit genauen Vorgaben, was zu tun ist. Daraus lässt sich ableiten, dass bevor Sie ihre fehlenden Handlungen auf Ihre fehlende Motivation schieben, Sie zuerst einen klaren Plan, Grund brauchen und bereit sein müssen, Ihre Gewohnheiten zu verändern. Die Motivation kommt dann ganz von alleine. Wie schaffen Sie es aber ihre Gewohnheiten zu verändern? Zuerst brauchen Sie ein Ziel. Nehmen wir als Beispiel, sich gesünder zu ernähren. Nehmen Sie ein Blatt Papier und fragen Sie sich vier Mal nacheinander, warum ist Ihnen dieses Ziel wichtig? Schreiben Sie sich Ihre Antworten auf und beantworten Sie jede Frage, basierend auf ihrer vorigen Antwort. Dadurch wird Ihnen klarer und klarer, warum es sich lohnt, sich gesünder zu ernähren und was Sie damit eigentlich wirklich erreichen wollen. Nicht selten berichten mir Personen, am Ende dieser Übung, dass ihre letzte Antwort vermeintlich nichts mit ihrem ursprünglichen Ziel zu tun hat, sie aber dieses innere Gefühl verspürt haben, loslegen zu wollen. Im zweiten Schritt brauchen Sie Klarheit. Klarheit darüber, wie „gesünder ernähren“ in der Praxis für Sie aussieht. Nehmen Sie die Rückseite ihres Blattes und schreiben sie auf, was „gesünder ernähren“ für Sie bedeutet. Definieren Sie als vorletzten Schritt konkrete Handlungen aus Ihren Notizen. Aus mehr Gemüse essen wird zum Beispiel: An vier von fünf Tagen wähle ich mittags in der Kantine das Gericht mit dem größten Gemüseanteil aus. Nun kommt es zum letzten und fast wichtigsten Schritt. Belohnen Sie sich. Natürlich nicht mit Essen, sondern mit einem vorher überlegten Spruch oder einer Geste. Sagen Sie sich im Kopf „gut gemacht“, wenn Sie die Gemüseportion gewählt haben oder stecken Sie ihre Hand in die Hosentasche und machen eine Faust. Denn ohne Belohnung und die damit verbundene Ausschüttung des Glückshormons Dopamin ist Ihr Gehirn nicht zufrieden und beim nächsten mal werden Sie zwei Mal überlegen, ob Sie das zuletzt unbefriedigend gewählte Gemüse erneut auswählen. Denn, wenn Sie eins aus der Fastenzeit lernen können: Zu manchen Dingen Nein zu sagen, bedeutet gleichzeitig, zu anderen Dingen Ja zu sagen.

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