Vierte Serenade im Foyer des Geldinstituts Klassisches Piano zum Träumen

Vierte Serenade im Foyer des Geldinstituts · "Ich bin überrascht, wie viele Leute trotz schlechten Wetters gekommen sind." Dietmar Mittelstädt, Vorstandsmitglied der Sparkasse Neuss in Korschenbroich, zeigte sich sichtlich zufrieden mit der Resonanz auf die vierte Serenade im Foyer des Geldinstituts an der Hindenburgstraße. Mehr als 150 Gäste waren gekommen, um der deutsch-italienischen Pianistin Claudia Rinaldi auf die Finger zu schauen und in farbenfrohen Harmonien zu schwelgen.

Nach einer kurzen Ansprache, in der Mittelstädt die fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Korschenbroich lobte, sprach allein die Musik. Eingeleitet von dem zügig, aber dennoch mit Feingefühl interpretierten "Presto" aus Josef Haydns "Sonate Hoboken XVI:34 in e-Moll" legte die Absolventin der Musikhochschule Hannover ein Werk voller ausgefeilter Melodiebögen vor.

Klar, distinktiv und akzentuiert liefen die Töne förmlich aus ihrer rechten Hand; auch komplexe Läufe bewerkstelligte Claudia Rinaldi mit elfenhafter Leichtigkeit. Ein Plus an Ausdruck gewann die Trägerin des Schubert-Preises durch sensible Variation der Lautstärke - in Passagen, die pianissimo umgesetzt wurden, schien selbst die Künstlerin in eine meditative Stimmung zu verfallen.

Nach weiteren Auszügen aus Haydns Sonate und einer kurzen Verbeugung nahm die elegante, sympathisch wirkende Pianistin wieder Platz am Flügel, um mit Franz Liszts in die Ära der Romantik vorzustoßen. Zu den Sonettos des zentralen Werks "Année de pèlerinage II" legten die Veranstalter die passenden Texte vor, die zum Interpretieren und Verstehen von Ausdruck und Aussage der Kompositionen inspirierten.

Waren die dargebotenen Stücke von Haydn noch durch einen roten Faden in Form von zahlreichen Motiv-Wiederholungen geprägt, regierten nun abrupte Tempi-Wechsel und ein komplexes Harmonie-Verständnis, was bei der international orientierten Pianistin keinerlei Unsicherheiten hervorrief.

In der erstaunlich gut tragenden Akustik des Foyers markierte die Auswahl dreier "Phantasiestücke" aus der Feder Robert Schumanns einen weiteren Höhepunkt, ehe sich Rinaldi Maurice Ravel widmete: Die "Alborada del Gracioso" bildete in ihren Stimmungswechseln zwischen kühler Eleganz und wilder Lebendigkeit das vielleicht eindrucksvollste Werk zum Abschluss.

Den Grat zwischen einschmeichelnder Eingängigkeit und künstlerischem Anspruch meisterte die Bremerin spielend. Nicht weniger als zwei Zugaben gab Claudia Rinaldi am Ende, mit weniger wollten sich die Minuten lang applaudierenden Zuhörer auch kaum zufrieden geben.

(NGZ)
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