Naji Hakim aus Paris jetzt in Korschenbroich Klanggemälde von suggestiver Kraft

Naji Hakim aus Paris jetzt in Korschenbroich · Den Veranstaltern der 25. Internationalen Orgelwoche war es gelungen, für das 3. Konzert mit Naji Hakim einen der ganz großen Orgelvirtuosen, Orgellehrer und Komponisten unserer Zeit nach Korschenbroich einzuladen. Naji Hakim, 1955 in Beirut geboren, Preisträger zahlreicher bedeutender Orgelwettbewerbe, ist - nach einigen Jahren als Titulaire an der Pariser Sacre Coeur-Basilika - seit 1993 Organist der glise de la Trinit in Paris als direkter Nachfolger des 1992 verstorbenen berühmten Olivier Messiaen. Ein Meister seines Fachs: Naji Hakim, einer der ganz großen Orgelvirtuose unserer Zeit, gastierte in der St. Andreaskirche und bot den Zuhörern im Rahmen der Orgelwochen ein Konzert der Extra-Klasse. NGZ-Foto: L. Berns

Den Veranstaltern der 25. Internationalen Orgelwoche war es gelungen, für das 3. Konzert mit Naji Hakim einen der ganz großen Orgelvirtuosen, Orgellehrer und Komponisten unserer Zeit nach Korschenbroich einzuladen. Naji Hakim, 1955 in Beirut geboren, Preisträger zahlreicher bedeutender Orgelwettbewerbe, ist - nach einigen Jahren als Titulaire an der Pariser Sacre Coeur-Basilika - seit 1993 Organist der glise de la Trinit in Paris als direkter Nachfolger des 1992 verstorbenen berühmten Olivier Messiaen. Ein Meister seines Fachs: Naji Hakim, einer der ganz großen Orgelvirtuose unserer Zeit, gastierte in der St. Andreaskirche und bot den Zuhörern im Rahmen der Orgelwochen ein Konzert der Extra-Klasse. NGZ-Foto: L. Berns

Wie er ist Hakim wahrer Avantgardist und zugleich der europäischen und orientalischen Tradition verbunden. Das machte schon das erste eigene Werk, das Hakim in Korschenbroich spielte, deutlich: "Le Bien-Aimé (Der Geliebte), eine Suite Symphonique in sieben, teils sehr kurzen Sätzen. Zu Grunde liegen jeweils gregorianische Melodien aus der biblischen Liebeslyrik "Hoheslied", die im Wechselgesang mit den großen O-Antiphonen der Adventszeit erklingen.

Im ersten Satz wird die gregorianische Melodie durch zurückhaltende Registrierung sehr behutsam eingeführt, aber schon der folgende Satz kommt in scharfem Kontrast dazu gewaltig und in extremem Tempo daher. In den weiteren Sätzen wechseln zauberhafte Cantilenen mit gut vernehmbarer Textdurchdringung und stürmische Toccaten ab. Speziell der fünfte Satz ("Wie der Libanon ist seine Gestalt") wird überwiegend einstimmig und in orientalischem Modus mit rhythmischem Pedalschlag geführt und darf als Reminiszenz des Komponisten an seine Heimat verstanden werden.

Wie sehr Hakim aber der zeitgenössischen französischen Orgelmusik in seinen Werken entspricht - insbesondere seine formale und emotionale Verbundenheit mit seinem Amtsvorgänger ist unüberhörbar - wurde ganz offenkundig, als er aus Messiaens Pfingstmesse den ersten und letzten Satz zelebrierte. Der Organist war früh nach Korschenbroich gereist, um sich mit der Klais/Seifert-Ogel vertraut zu machen. Das hat sich gelohnt: Messiaen war ein Erlebnis. Gewissermaßen zur eigenen Erholung und zur Erbauung der Zuhörer spielte Hakim anschließend "Prière" von César Franck, ein ernstes und ruhiges Gebet in cis-moll, das als Choral eingeführt und über verschiedene Stimmen variiert wird.

Dann widmete sich Hakim wieder einem eigenen Werk: "The Last Judgement" (Das jüngste Gericht) ist ein zwanzigminütiges durchkomponiertes symphonisches Tableau, dem als Struktur die entsprechende Textstelle des Matthäus-Evangeliums zu Grunde gelegt ist. Zahlreiche Bibelzitate und gregorianische Quellen sind nach Hakims Auskunft eingearbeitet, aber in glitzernden Klangteppichen versteckt oder unter donnernden Akkordtürmen begraben, so dass der Zuhörer dem kaum folgen kann. Überdeutlich aber das "Dies irae" und die folgende Begräbnisantiphon "In paradisum".

Das Werk erfordert den absoluten Orgelvirtuosen mit Temperament und Esprit. Dass Hakim dies alles besitzt und zudem auch über eine gehörige Portion Humor verfügt, vermittelte die abschließende Improvisation, die Hakim mit einer Handymelodie eröffnete, die kurz vor Konzertbeginn in der Andreaskirche noch gut vernehmbar geklingelt hatte. Ein aufgeschlossenes, begeistertes Publikum dankte dem Meister minutenlang, der die Improvisation nochmals aufnahm und mit einer feinen lyrischen Zugabe seine Zuhörer dann auf den spätabendlichen Heimweg schickte. Nima

(NGZ)
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