Jüchen Kirchturm wird 100 Jahre alt

Jüchen · Die Sankt-Jakobus-Kirche in Jüchen feiert dieses Jahr ihren 100. Geburtstag – schon zum zweiten Mal, denn das Gotteshaus wurde in zwei Abschnitten errichtet. Der jüngere Teil, zu dem der Turm gehört, wurde 1912 fertiggestellt.

Die Sankt-Jakobus-Kirche in Jüchen feiert dieses Jahr ihren 100. Geburtstag — schon zum zweiten Mal, denn das Gotteshaus wurde in zwei Abschnitten errichtet. Der jüngere Teil, zu dem der Turm gehört, wurde 1912 fertiggestellt.

Pfarrer Ulrich Clancett ist sichtlich stolz auf sein Geburtstagskind. Das merkt man ihm bei seiner Führung durch sein "kleines Schmuckkästchen", wie er die Kirche nennt, an. Und so erzählt er mit Begeisterung von alten und neuen Kirchgebäuden, von Bürgermeistern und Pfarrern, die im ständigen Streit waren, und von der Geschichte des Hügels, auf dem St. Jakobus steht. Denn das zwischen 1894 und 1912 gebaute Gotteshaus ist nicht das erste, das dort mitten in Jüchen errichtet wurde. "Dieser Hügel ist der Ausläufer eines Gletschers aus der Eiszeit — und mit großer Wahrscheinlichkeit war er auch schon seit sehr langer Zeit der Kirchplatz", sagt Clancett.

Dabei sah es zuerst schlecht aus für den Kirchenneubau. Nachdem 1705 bei einem schweren Unwetter der Turm in die Kirche stürzte und dabei das Mittel- und das Nordschiff sowie den Chorraum zerstörte, wurde die Kirche über fast ein halbes Jahrhundert hinweg wieder aufgebaut. "Nach diesem Wiederaufbau glich sie eher einem Flickenteppich", sagt Clancett. Der Zustand war derart katastrophal, dass der Kölner Generalvikar von Horn-Goldschmidt im September 1764 das Südschiff aus Sicherheitsgründen stilllegte und unverzüglich den Wiederaufbau forderte.

Doch an einen Neubau war erst zu denken, als Jüchen Ende des 19. Jahrhunderts durch die Textilindustrie einen Aufschwung erlebte. Die alte Kirche wurde zu klein, der damalige Pfarrer Wilhelm Döhler wollte sie erweitern. Doch der Bürgermeister wollte nur eine Sanierung, keinen Neubau.

Im Dezember 1893 wurde Döhler von Lambert Bäumer abgelöst. Er schaffte es, die Gemeinde von einem Neubau zu überzeugen, so dass am 21. Juni 1894 der Grundstein für die neue Kirche gelegt wurde. Vier Jahre später war das neue Gebäude fertig — am 18. Oktober 1900 wurde die Kirche geweiht. Und bereits neun Jahre wurde die nächste Bau-Etappe beschlossen. Der Kölner Architekt Theodor Ross erweiterte einfach die alten Pläne und baute — neben zwei zusätzlichen Bögen im Mittelschiff — auch den 67 Meter hohen Turm, der seit 1912 mit seinen vier Stockwerken hoch über dem Marktplatz thront.

(msch-)
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