"Natürlich muss noch die Politik entscheiden" Kindergärten bald Kreissache

"Natürlich muss noch die Politik entscheiden" · Von Ruth Wiedner

Von Ruth Wiedner

Zum Jahreswechsel wird es amtlich: Elf städtische Kindergärten und Tageseinrichtungen werden dann in die Trägerschaft des Rhein-Kreises übergeben. "Natürlich muss noch die Politik entscheiden", erklärte am Montag Rudolf Graaff, zuständiger Beigeordneter für das Kindergartenwesen im Korschenbroicher Rathaus, auf Anfrage der NGZ. Noch sind elf Kindergärten städtisch: Aber nicht mehr lange. Der Sparzwang zwingt die Verwaltung, die Einrichtungen an den Kreis abzutreten.

Für Graaff ist dieser Schritt nur noch eine Formsache, denn im Grunde sind sich Stadt und Kreis einig, schließlich liegt die vertragliche "Vereinbarung zur Übertragung der Trägerschaft" schon unterzeichnungsreif auf dem Tisch. Der Zeitplan ist auch schon fest vorgegeben: Am Donnerstag soll sich der zuständige Fachausschuss - nach Vorberatungen im Hauptausschuss - des Themas erneut annehmen. Der endgültige Beschluss zur Übernahme soll dann in der Ratssitzung am 13. November im Pescher "Haus Schellen" gefasst werden.

Als Grund für diese bereits fortgeschrittenen Überlegungen führt Rudolf Graaff die angespannte Haushaltssituation der Stadt Korschenbroich an. Damit würden 939 Kindergartenplätze und etwa 100 städtische Mitarbeiter an den Rhein-Kreis übergehen. "Im Rahmen des Vertrages überlassen wir als Stadt dem Rhein-Kreis auch die entsprechenden Gebäude", so Graaff weiter. "Allerdings bleiben die Immobilien im Eigentum der Stadt, der Kreis übernimmt lediglich die Betriebsträgerschaft, ist damit also auch für die bauliche Unterhaltung zuständig."

Fest steht auch: Werden die Kindergärten irgendwann nicht mehr im Rahmen der Jugendpflege genutzt, gehen die Immobilien an die Stadt zurück. "Wir müssen massiv sparen", sprach auch Stadtkämmerer Bernd-Dieter Schultze die desolate Finanzlage der Stadt an. "Wir haben zurzeit ein Defizit von etwa 14 Millionen Euro. Da muss alles auf den Prüfstand." Die jährliche Entlastung für den städtischen Haushalt durch die veränderte Trägerschaft im Kindergartenwesen wurde von Stadtkämmerer Bernd-Dieter Schultze dann auch mit 170.000 Euro errechnet.

Im Juli wurde das Thema der Trägerschaftsübernahme auch in den Gemeinden Jüchen und Rommerskirchen diskutiert. "Sie haben ihr anfängliches Interesse zurückgenommen", erklärte Graaff gestern gegenüber der NGZ. "Jetzt beschreiten wir als Stadt den Weg mit dem Rhein-Kreis allein." Die von vielen Eltern und Erziehern immer wieder vorgetragenen Sorgen, es könnte künftig zu Qualitätseinbußen in der Kinderbetreuung und damit in der pädagogischen Arbeit kommen, kann Rudolf Graaff nicht teilen.

"Wir haben bislang mit dem Kreisjugendamt immer gut zusammengearbeitet", spricht Graaff die gute Kooperation mit der Aufsichtsbehörde an. Und weiter merkte er an: "Die Stadt Korschenbroich war in der Vergangenheit zu guter Qualität verpflichtet, dies gilt dann künftig auch für die Aufsichtsbehörde." Glücklich ist der Beigeordnete Rudolf Graaff über den bevorstehenden Schritt allerdings auch nicht. "Natürlich tut so etwas weh", gibt er dann auch offen zu.

"Wir haben in den zurückliegenden Jahren eine sehr gute Kindergartenlandschaft aufgebaut, die sich gegenüber der Bevölkerung gut zeigen und darstellen ließ." Aber trotz seines Bedauerns räumte Graaff ein: "Wenn es gewollt ist unter den drängenden Gesichtspunkten der Kostenersparnis, dann sind wir an einem Punkt der Güterabwägung angelangt. Dann ist das so zu machen." Ob mit Korschenbroich vergleichbar große Städte einen ähnlichen Weg beschreiten würden, war dem Beigeordneten nicht bekannt.

(NGZ)
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