Korschenbroich Kinderchor bangt um Existenz

Korschenbroich · Anfang des Jahres gründeten Bürger in Eigeninitiative einen Kinderchor. Noch immer warten sie auf finanzielle Hilfe von Stadt und Land – ohne große Hoffnung: Der Bürgermeister verweist auf Sparzwang und ein Parallelangebot.

Anfang des Jahres gründeten Bürger in Eigeninitiative einen Kinderchor. Noch immer warten sie auf finanzielle Hilfe von Stadt und Land — ohne große Hoffnung: Der Bürgermeister verweist auf Sparzwang und ein Parallelangebot.

Günther Alsdorf fühlt sich im Stich gelassen — vom Land Nordrhein-Westfalen und der Stadt Korschenbroich. Anfang des Jahres gründete er gemeinsam mit Chorleiterin Karin Kreuels-Hülser (51) einen Kinderchor. Das Angebot soll zumindest teilweise die zwei Kinderchöre ersetzen, die die Katholische Gemeinschaft der Gemeinden im vergangenen Sommer ersatzlos strich. Doch noch immer wartet Alsdorf auf finanzielle Hilfe, auf eine Zusage von Bürgermeister Heinz Josef Dick. "Wir versuchen momentan, die laufenden Kosten durch Spenden von Freunden und Bekannten zu decken. Dabei ist es eigentlich eine öffentliche Aufgabe, die wir erfüllen", beklagt der 65-Jährige.

Finanzierungslücke von 500 Euro

Auf circa 2000 Euro, so Alsdorf, beliefen sich die Kosten für den Chor im Jahr. "Zieht man die Elternbeiträge ab, dann bleibt eine Finanzierungslücke von 500 Euro." Der ehemalige Leiter des Jugendamtes im Kreis Viersen weiß, dass die Stadt insbesondere aufgrund des Stärkungspaktes und ihrer Verschuldung zum Sparen gezwungen ist. "Aber das sollte doch mit Augenmaß geschehen: Wenn die Öllampe im Auto leuchtet, dann repariere ich das doch auch sofort und warte nicht, bis mich ein Motorschaden Tausende Euro kostet", warnt Alsdorf. Musikerziehung und Sport seien im Kindesalter die beste Prävention. "Die Kinder lernen so unter anderem Respekt und Rücksichtnahme. Sie lernen, dass man in der Gemeinschaft Spaß haben kann — und nicht nur alleine vor dem Computer."

Zwischen 15 und 20 Kinder nehmen regelmäßig am Chorunterricht teil. "Wir erhalten viele Anfragen von Eltern, ob wir auch Kinder im Kindergartenalter unterrichten würden. Aber das können wir zurzeit nicht leisten", bedauert Chorleiterin Kreuels-Hülser. Auch sie wartet auf ein Signal aus dem Rathaus. "Wir würden den Kursus gerne im Rahmen der Kreisjugendmusikschule anbieten. Auch die Eltern wollen Sicherheit, sie wollen wissen, ob wir den Chor dauerhaft anbieten können." Kreuels-Hülser unterstreicht: "Ein solches Projekt kann man nicht über lange Zeit nur mit Sponsoren finanzieren."

Doch große Hoffnungen kann Bürgermeister Heinz Josef Dick den Chorgründern nicht machen. "Aufgrund des Stärkungspaktes dürfen die freiwilligen Leistungen nicht ausgebaut werden", betont Dick und verweist auf das Engagement der Kreisjugendmusikschule in der Andreas-Grundschule. "Aus für mich nachvollziehbaren Gründen kann die Musikschule im Rahmen des von der Stadt zur Verfügung gestellten Budgets keinen Parallelkurs aufbauen, der die gleichen interessierten Kinder ansprechen würde", sagt der Verwaltungschef.

(NGZ/ac)