Karate Defend yourself - Frischer Karate-Wind aus Neuss

Neuss · Karate hat viel zu bieten – auch Selbstverteidigung. Diese Botschaft haben die Neusser Simo Tolo und Martin Kudzia in „Defend yourself using Karate“ verpackt. Eine praktische Methode, die sogar international auffällt.

Karate in Neuss: Trainer der TG entwickeln neue Methode
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Defend yourself - Frischer Karate-Wind aus Neuss

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Foto: Unsui-Dojo Neuss

„Karate kränkelt daran, dass man ständig für sich alleine trainiert, ohne Partner und Praxisbezug“, sagt Martin Kudzia (43), Trainer im Unsui-Karate-Dojo der TG Neuss. Er und Abteilungsleiter Simo Tolo (59) sind sich einig, dass ihr Kampfsport mehr Realitätsbezug braucht. Mit der Lehrgangsreihe „Defend yourself using Karate“ (DYUK) und einer von ihnen entwickelten Trainingsmethode, wollen sie daran erinnern, wie vielseitig ihr Sport ist.

Tolo erklärt, dass in vielen Vereinen nicht mehr unterrichtet werde, dass Karate im Ursprung in China und Okinawa als Selbstverteidigung erfunden wurde: „Viele Kampfsportler trennen zwischen Karate und Selbstverteidigung, aber die Trennung gibt es eigentlich nicht. Wir wollen das den Leuten wieder beibringen.“ Besonders wichtig sei dabei das Training am Mann. Der Sport lebe nicht nur „von Luftschlägen und Technikübungen“, sondern insbesondere von praktischer Partnerarbeit, wie es in anderen Kampfsportarten und auch im „Ur-Karate“ üblich sei, fügt Kudzia hinzu. 

Den Neussern kommt ihr unterschiedlicher Werdegang zugute. Tolo ist der Traditionalist. Seit 45 Jahren trainiert er bei der TG und gibt heute selbst die Stilrichtung Goju Ryu weiter, die sein kürzlich verstorbener Sensei Fritz Nöpel in Deutschland mitgeprägt hat. Kudzia ist auf Umwegen zurück zum Karate gekommen. In der Jugend war ihm Karate nicht praktisch genug. Daher wechselte er zehn Jahre lang zu Disziplinen wie dem russischen Systema oder Thai-Boxen. Vor etwa fünfzehn Jahren fiel ihm dann im Training mit Tolo auf: „Es ist gar nicht der Sport, der auf der Straße nicht funktioniert, es ist die Frage, wie ich trainiere.“ Tolo und Kudzia ergänzten sich, Tradition und Freestyle. Aus diesem Mix entstand ihre Trainingsmethode „Unsui Dojo Sanbon Kumite“. 

Diese unterscheidet sich vom üblichen Kumite-Training: „Der Sanbon-Kumite ist eine fest geregelte Schlagabfolge, bei der man bestimmte Techniken mit einem Partner übt“, erklärt Tolo. Die beiden Neusser finden: Diese Regeln und festen Abfolgen schränken den Kämpfer ein. Daher haben sie die neue Methode entwickelt, benannt nach ihrem Dojo: Unsui, also Wolke und Wasser, weich und hart. Es gehe um Flexibilität, statt Choreografie, die Schläge seien nicht vorher abgestimmt, so Kudzia. Genau das macht es für Tolo besonders: „Die Partner sind frei in ihren Handlungen. Bei normalem Kumite geht es um diktierte Abfolgen, bei uns nicht.“ Kudzia nennt diese Form „Free-Flow-Drill“, eine Möglichkeit ohne festes Regelkorsett zu lernen, wie man in Stresssituationen instinktiv handelt.

 Auf den Lehrgängen in Neuss wird Karate als Selbstverteidigung trainiert. Und jeder kann mitmachen, ob Anfänger oder Profi.

Auf den Lehrgängen in Neuss wird Karate als Selbstverteidigung trainiert. Und jeder kann mitmachen, ob Anfänger oder Profi.

Foto: Unsui-Dojo Neuss

Diese eigentlich einfache Methodik stößt in der Karatewelt auf beachtlichen Zuspruch. Mit DYUK veranstalten Tolo und Kudzia seit rund einem Jahr Seminare in Neuss, bei denen es um individuelle Entfaltung der Sportler mit dem Unsui-Kumite geht – unterfüttert mit effektivem Karate zur Selbstverteidigung. Die Hallen sind immer voll, beim jüngsten Lehrgang kamen die Teilnehmer extra aus bis zu 300 Kilometer Entfernung angereist. Auch mit Trainern aus Übersee, wie Japan und Kanada, ist man vernetzt und erhält teils „gigantisches“ Feedback: „Zuletzt haben wir Anfragen aus England bekommen, wie unser Kumite funktioniert und ob man das kopieren dürfe“, sagen die beiden Trainer unisono. Kudzia bemerkte, dass die Karateka „richtig Hunger auf die praktische Erfahrung haben“. Er freue sich, den Teilnehmern einen Schubs in die richtige Richtung geben zu können, zu mehr Individualität und dem Selbstvertrauen zu erkennen, welche Techniken für sie selbst nützlich sind.

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