Kanu Kajak-Drama mit Happy End

Kanu · Der Holzheimer Kanute Robert Gleinert (22) war in Duisburg schon fast raus aus dem Kader für die Olympischen Sommerspiele, kämpfte sich dann aber mit einer Energieleistung zurück unter die Top Ten.

 Volle Kraft voraus! Der Holzheimer Kanute Robert Gleinert hat auf dem langen Weg nach London wieder ein entscheidendes Teilstück zurückgelegt.

Volle Kraft voraus! Der Holzheimer Kanute Robert Gleinert hat auf dem langen Weg nach London wieder ein entscheidendes Teilstück zurückgelegt.

Foto: Privat

Gestern, am Tag nach einer höchst emotionalen Berg- und Talfahrt im Kanu, war Robert Gleinert vor allem eins: total fertig! Die zweite Qualifikationsrunde für die Olympischen Sommerspiele auf der Regattabahn in Duisburg-Wedau hatte sich für den 22 Jahre alten Wahl-Berliner zu einem wahren Nervenkrimi entwickelt. Dass er seinem Traumziel, dem Platz im deutschen Vierer-Kajak für London, wieder ein gewaltiges Stück nähergekommen ist, darauf hatte noch zu Beginn des Wochenendes so gut wie nichts hingedeutet.

Als Siebter der ersten, vor zwei Wochen ebenfalls in Duisburg ausgetragenen Ranglistenrennen angereist, hatte sich der Holzheimer vor allem für die 1000 Meter einiges vorgenommen. "Ich wollte meine Position in den Top 10, daraus wird ja die Olympia-Flotte geschmiedet, verbessern." Vor 14 Tagen hatte er hier nämlich das Finale der besten neun Boote verpasst. Im Halbfinale lief es für ihn zunächst auch wie geschmiert. Und dann begann das Drama: In Führung liegend, unmittelbar vor der entscheidenden Tempoverschärfung, meldete sich unvermittelt die Muskulatur im linken Arm. Ein stechender Schmerz entriss ihm fast sein Arbeitsgerät. "Dabei heißt es schon in Lektion 1 des Kanu-Handbuchs: Lass' nie dein Paddel los!" Unter Schock, "der Arm war wie betäubt", quälte er sich schließlich als Fünfter ins Ziel.

Und als es am Tag darauf im B-Finale unter dumpfen Schmerzen nur zum siebten Platz reichte, stand für den Weltmeister fest: "Der Traum von Olympia ist geplatzt." Doch auf diese Weise wollte sich der Goldjunge von Szeged nicht von der großen Bühne verabschieden. Nach kurzer Auszeit ("Ich wollte niemanden sehen, mit niemandem sprechen."), intensiver Behandlung sowie aufmunternden Worten von Bundestrainer Detlef Hofmann, der den Holzheimer als starken Teamplayer schätzt, ließ es Gleinert am Sonntag über 500 Meter mächtig krachen: Ohne Druck fuhr er im A-Finale auf Rang fünf — und damit im Gesamtergebnis als Neunter wieder unter die Top 10. Eine Punktlandung, wie er kurz darauf erfuhr: "Wäre ich über 500 Meter nur einen Platz schlechter gewesen oder einer meiner Konkurrenten einen Platz besser, wäre ich draußen gewesen."

Nun jedoch zählt er weiter zur Kernmannschaft für London und nimmt damit an den Weltcuprennen in Posen (18. bis 20. Mai) und Duisburg (25. bis 27. Mai) teil. Ob er dann wirklich im goldträchtigen Kajak-Vierer sitzen wird oder seinem wohl größten Konkurrenten Tim Wieskötter (Olympiasieger von 2004) von der Tribüne aus zuschaut, entscheidet sich am kommenden Wochenenden nach den Messbootfahrten im Bundesleistungszentrum Kienbaum. Gleinert ist optimistisch: "Ich habe ein ganz gutes Gefühl."

(NGZ/rl)
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