"Wir werden fighten!" Kämpfend in die Abstiegsrunde

Dem in der Hockey-Bundesliga spielenden HTC SW Neuss geht es wie der Weltwirtschaft: er liegt am Boden. Die ohnehin kaum vorhandene Chance, in den restlichen drei Spielen der regulären Saison gegen Rot-Weiss Köln, Mannheimer HC und Nürnberger HTC die noch nötigen Punkte für das Erreichen der Play-offs zu holen, sind durch die einjährige Sperre gegen Weltmeister Sebastian Draguhn, dem eine verpasste Dopingkontrolle zur Last gelegt wird, förmlich pulverisiert worden. Selbst Trainer und Daueroptimist Andy Bauch stellt fest: "Wir müssen uns damit abfinden, dass wir in der Abstiegsrunde stehen."

 Kampfgeist: Lukas Blasberg (r.), der in der Vorbereitung einen ausgezeichneten Eindruck machte, muss mit dem HTC SW Neuss im ersten Spiel nach der Winterpause beim Top-Favoriten Rot-Weiss Köln ran.

Kampfgeist: Lukas Blasberg (r.), der in der Vorbereitung einen ausgezeichneten Eindruck machte, muss mit dem HTC SW Neuss im ersten Spiel nach der Winterpause beim Top-Favoriten Rot-Weiss Köln ran.

Foto: A. Woitschützke

Zwar ist Rang acht - und damit der Klassenerhalt - durchaus noch in Reichweite, doch da der Berliner HC über das deutlich leichtere Restprogramm verfügt, sollte ihm das Vier-Punkte-Polster reichen. Das Thema hat sich womöglich bereits morgen Abend erledigt. Gewinnt Berlin nämlich gegen Düsseldorf, wären die Play-offs für Neuss futsch, denn niemand rechnet ernsthaft damit, dass die Schwarz-Weißen am Olympiaweg in Köln punkten. Die Domstädter sind schließlich die Übermannschaft der Liga: Im Kader des Tabellenführers und amtierenden Deutschen Hallenmeisters stehen mit den Brüdern Philipp und Christopher Zeller, Timo und Benjamin Wess sowie Tibor Weißenborn, Torwart Max Weinhold und Tobias Hauke immerhin sieben Olympiasieger. Zudem tritt der Aufsteiger in Bestbesetzung an. Trainer Christoph Bechmann macht den Gästen jedenfalls wenig Hoffnung auf eine Sensation: "Wir brauchen noch drei Punkte, um sicher Erster zu sein - und die wollen wir zu Hause gegen Neuss holen."

Bauch freut sich auf das Duell mit dem Primus, obgleich ihm wohl bewusst ist, "dass die uns auch leicht abschießen könnten. Das ist auch schon anderen Mannschaften passiert". Er sieht den Auftritt in Köln als erstes Vorbereitungsspiel auf die Abstiegsrunde. "Da machen wir uns keine Illusionen. Wir können nur versuchen, mit Kampf dagegenzuhalten, um dann mit gestärktem Selbstvertrauen in die Abstiegsrunde zu gehen."

Aufs Gemüt drückt freilich immer noch der Fall Draguhn. "Das Urteil hat uns alle schockiert", sagt Bauch: "Was da mit ihm passiert, finde ich nicht in Ordnung." Der Ausfall des Weltmeisters, der den Hockeyschläger fürs Erste vollkommen frustriert aus der Hand gelegt hat, trifft den HTC hart. Denn der 25-Jährige ist mit sieben Treffern nicht nur der beste Torschütze der Neusser, sondern auch ihr Haupteckenschütze.

In der durchwachsenen Vorbereitung, die der HTC SW am Dienstag mit einer 2:4-Niederlage gegen den Zweitligisten Rheydter SV abschloss, tat sich Lukas Blasberg positiv hervor. Bauch: "Er spielt auf einem relativ hohen Level." Aber der Coach fände es auch prima, einige Spieler der zweiten Garde würden jetzt die Gunst der Stunde nutzen. "Ich weiß, das ist schwer, da ist viel Geduld gefragt - und die haben wir auch. Aber sie müssten mal über ihre Grenzen hinausgehen."

Eine dringend benötigte Blutauffrischung hat der Kader in der Pause nicht erfahren. Neu ist lediglich der vom Gladbacher HTC ins Jahnstadion zurückgekehrte Carsten Merge, von dem man freilich nicht zuviel erwarten dürfe, mahnt Bauch. "Er wird ja demnächst erst 17." Eine studienbedingte Auszeit gönnt sich dagegen Jonas Schuhmann.

Dass Bauch die Vorbereitung als "schleppend" bezeichnet, liegt auch an den Problemen personeller Natur. So plagte sich der dynamische Philipp Weide mit hartnäckigen Schmerzen am Oberschenkel herum, sein Einsatz in Köln ist ebenso unsicher wie der des angeschlagenen Nationalspielers Tim Blasberg. "Aber jammern zählt nicht", sagt Bauch. "Wir geben Vollgas! Wir werden fighten! Nur unter Druck setzen lassen wir uns nicht."

(NGZ)
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