Jüchen Jüchen braucht bald viele neue Hausärzte

Jüchen · Für die Hausärzte in Jüchen bleibt der "Nachwuchs" aus. Dabei unterstützt das Land Ärzte bei einer Niederlassung auf dem Land.

 Dr. Theo Kohlbecher betreibt seit 1984 eine Praxis in Jüchen. Wie er sind viele Hausärzte in der Gemeinde über 60 Jahre alt.

Dr. Theo Kohlbecher betreibt seit 1984 eine Praxis in Jüchen. Wie er sind viele Hausärzte in der Gemeinde über 60 Jahre alt.

Foto: Lothar Berns

Bis zu 50 000 Euro erhalten junge Ärzte, die sich für eine Praxisniederlassung in Jüchen entscheiden. Mit diesen Fördergeldern will das Land die hausärztliche Versorgung stärken und das Arbeiten auf dem Land für Allgemeinmediziner attraktiver machen. Doch das Programm hat einen Haken: Es greift nicht. Denn seit der Einführung vor genau fünf Jahren wurde zumindest für Jüchen weder ein neuer Hausarzt zugelassen noch ist eine solche Zulassung bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein für 2013 angekündigt. Die Hausärzte in Jüchen sind im Durchschnitt 63 Jahre alt.

"Der Ärztemangel wird kommen", sagt Theo Kohlbecher. Seit 1984 betreibt der 64 Jahre alte Allgemeinmediziner eine Praxis an der Pastor-Haarbeck-Straße. Ans Aufhören denke er noch nicht. Vielleicht auch, weil die Wahrscheinlichkeit, einen Nachfolger zu finden, gering scheint. "Es gibt ja selbst in den Kliniken wie Neuss oder Grevenbroich Nachwuchssorgen. Viele junge Kollegen wollen auch nicht in die Selbstständigkeit", so Kohlbecher. Die Patienten in ländlichen Regionen müssten sich daher künftig an längere Wartezeiten sowie an weitere Wege zum Hausarzt gewöhnen, sagt Gerhard Steiner, Allgemeinmediziner und Vorsitzender der Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein im Kreis.

Kreisgesundheitsdezernent Karsten Mankowsky hebt den hohen Aufwand und die vergleichsweise geringe Vergütung hervor: "Dieses Verhältnis ist auf dem Land besonders schlecht, denn für Hausbesuche müssen Ärzte weitere Strecken zurücklegen als in Ballungszentren." Zudem sei die Attraktivität der Berufsausübung auch an die Infrastruktur — Schulen, Sport- und Kulturangebote — geknüpft, ergänzt Steiner. Potenzielle Einschränkungen, die Theo Kohlbecher gerne auf sich genommen hat. Er spricht von einem "enorm erfüllten Leben als Landarzt" und hebt die Bandbreite im Beruf hervor: "Als Hausarzt auf dem Land muss man Haut- und Augenheilkunde ebenso beherrschen wie Gynäkologie." Schließlich würden die Patienten wegen der Entfernungen eher den Haus- als den Facharzt aufsuchen. Außerdem schätzt er den Kontakt zu seinen Patienten. "Ich betreue teilweise vier Generationen von Familien und begleite einige ein ganzes Leben lang."

Zwar haben die Jüchener noch die Wahl zwischen zwölf niedergelassenen Hausärzten, doch die Versorgung wird sich in den nächsten Jahren entscheidend verändern. Das zumindest verrät die Altersstruktur. "Man wird davon ausgehen müssen, dass drei Ärzte zwischen 66 und 70 Jahren in absehbarer Zeit ihre Praxen abgeben möchten und die vier 60- bis 65-Jährigen in den nächsten Jahren ebenfalls Nachfolger suchen", sagt Karin Hamacher, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Trotzdem warnt sie vor falscher Panikmache: "Es gibt nur wenige Gebiete, für die sich gar keine Nachfolger finden lassen, und dazu gehört Jüchen nicht."

(NGZ)
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