Handball "Jeder kann jeden schlagen"

Handball · Nach einem Viertel der Spielzeit gibt die Tabelle der eingleisigen Zweiten Handball-Bundesliga noch keinen Aufschluss, wer am Ende die drei Aufsteiger und wer die vier Absteiger sind. "Jeder kann jeden schlagen", mit dieser Meinung steht Nordhorns Spielmacher Nils Meyer nicht alleine

Irgendwie passte dieses Spiel genau ins Schema. Denn mit ihrem 24:23-Sieg beim DHC Rheinland bewies die HSG Nordhorn am Mittwochabend, dass ihr Spielmacher Nils Meyer genau richtig liegt mit seiner These: "Es gibt kein dominierendes Team. In dieser Liga kann jeder jeden schlagen."

Der Blick auf die Tabelle gibt dem Ex-Dormagener, der beim ersten Auftritt an alter Wirkungsstätte einen starken Eindruck hinterließ – mit ihm als Mittelmann hätte der DHC die Partie wohl für sich entschieden – Recht: Platz zwei (TuSEM Essen, 15:5 Punkte) und Rang acht (SC DHfK Leipzig, 11:9) trennen gerade mal vier Punkte, zwischen Platz 19 (TV Korschenbroich, 5:15) und Rang 13 (SG Bietigheim, 9:11) sind es ebenfalls nur vier.

"Mit einem Sieg kletterst du gleich zwei, drei Plätze, bei einer Niederlage rutscht du genauso schnell ab", hat Richard Ratka erkannt. Der Dormagener Trainer kann sich noch keinen rechten Reim auf die neue eingleisige Liga machen: "Ich denke, es wird noch bis Weihnachten dauern, ehe man ein bisschen Klarheit hat", meint der Ex-Nationalspieler, "wenn der Substanzverlust einsetzt, trennt sich die Spreu vom Weizen."

Und der wird unweigerlich kommen, stehen doch bis zum Beginn der EM-Pause Ende des Jahres den 20 Zweitligisten sieben oder sogar acht Punktspiele in gerade mal sechs Wochen ins Haus. Das, glaubt Ratka, wird vor allem die hart treffen, die nur einen kleinen oder einen wenig ausgeglichenen Kader besitzen. Weshalb der DHC-Coach Wert darauf legt, "möglichst alle Spieler einzusetzen. Das wird sich hintenraus auszahlen." So ging den Nordhornern, bei denen fünf Feldspieler fast durchspielten und sich nur Stephan Wilmsen und Jens Wiese in Abwehr und Angriff abwechselten, am Ende zusehens die Puste aus, was die Dormagener nutzten, um von 20:23 (54.) auf 23:23 gleichzuziehen (58.).

Die Ausgeglichenheit der Liga verleiht nämlich einer handballerischen Binsenweisheit ungeahnte Aktualität: Ein Spiel dauert sechzig Minuten. Will heißen: Wer gewinnen will, darf sich keine Schwächephase leisten. "Wir waren von Beginn an hellwach, deshalb lagen wir auch nie zurück", meinte Nils Meyer. "Wir waren doch die ersten zehn Minuten gar nicht anwesend", stieß Richard Ratka ins gleiche Horn, "und wenn du erst mal hinten liegst, ist es schwierig, richtig ins Spiel zu kommen."

2:6 und 5:11, wie es am Mittwoch nach elf beziehungsweise zwanzig Minuten hieß, sind Rückstände, die in dieser Liga nur Ausnahmeteams wettmachen können. Das scheint, wenn überhaupt, nur GWD Minden zu sein – doch auch der mit dem doppelten Etat aller Konkurrenten ausgestattete Top-Favorit hat nach neun Spielen bereits zwei Niederlagen auf dem Konto.

Eins hat die Eingleisigkeit bisher gebracht: mehr Spannung. "Es gibt keine leichten Spiele mehr", meint Nils Meyer. Ob das auch mehr Qualität bedeutet, darüber sind sich die Experten nicht einig. "Ich glaube, die Kluft zur Ersten Liga ist größer statt kleiner geworden", sagt Ratka. Genau das Gegenteil hatte die HBL mit der Reduzierung von 36 auf 20 Zweitligisten erreichen wollen.

(NGZ)
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