Heather Estey, Trainerin in Diensten der Elephants Irgendwann geht es zurück an den Strand

"Eigentlich", sagt Heather Estey", hätte ich gerne Center gespielt". Ging aber nicht, denn mit nur 1,65 Meter zählt man im Land der Giganten wenig. Aus der mittlerweile 36-Jährigen ist trotzdem eine starke Basketballerin geworden. Bevor sie im Frühjahr bei den Elephants Grevenbroich ihre Zelte aufschlug, lag bereits ein recht bewegtes (Basketball-)Leben hinter ihr.

An der University of Texas in El Paso (kurz UTEP) war Heather Estey ein Star - sowohl auf als auch neben dem Feld. Als sie in ihrem letzten College-Jahr allerdings einen Uni-Skandal öffentlich machte, "es ging um eine Geld-Geschichte", war Schluss mit lustig. Ihr Coach Ken Weaks, der kurz darauf selber gefeuert wurde, warf sie drei Spieltage vor Saisonschluss aus dem Team. Eine harte Strafe, denn damals gab es in den Staaten noch keine Profiliga für Frauen (WNBA).

"Damit nahm er mir den schönsten Augenblick einer College-Karriere - das letzte Saisonspiel, das, worauf du vier Jahre lang hingearbeitest hast." Reif an Erfahrung ("eine sehr lehrreiche Zeit") und mit einem Abschluss in Sport und Politik machte sich die damals 22-Jährige 1987 über den großen Teich auf nach Deutschland. Den Kontakt hatte Nicole Tries, eine alte Freundin aus gemeinsamen High-School-Tagen, hergestellt. "Die hatte beim Besuch ihrer in Duisburg lebenden Oma von mir erzählt." Der damals noch in der Regionalliga spielende Düsseldorfer TV griff sofort zu, stieg mit seinem "US-Import" prompt in die Zweite Bundesliga auf.

Ein Kunststück, das ihr später auch noch mit dem TV Jahn Oberkassel gelingen sollte. Aber das Unterhaus der Eliteklasse konnte sie nicht wirklich fesseln: "Viel zu viel Aufwand, für zu wenig Ertrag." Also hielt sich Heather Estey in den kommenden Jahren vorwiegend in der dritthöchsten Liga auf, kam bei einem Angebot aus der Ersten Liga "nur kurz" ins Grübeln. "Denn Basketball war immer nur ein Teil von mir." Sie wollte aber auch Zeit haben "für den Rest des Lebens".

Das hat sie bis heute so gehalten, gleich ob nun in Oberhausen, Essen oder Düsseldorf unter Vertrag. Eine starke Frau. Das bekam auch der Allgemeine Rather TV zu spüren. Obwohl sie in Rath wohnt und vom ART eigentlich nicht weg wollte, zog sie von dannen, als sie mit dem Vereinsvorstand nicht mehr auf einer Wellenlänge funkte. Schweren Herzens verließ sie ihre drei Teams - die Oberliga- und Landesliga-Herren sowie die männliche U20-Jugend -, schloss sich den aufstrebenden Elephants an.

Ihr Ziel: "Ich will hier im Jugendbereich etwas aufbauen." Dazu trainiert sie die in der Oberliga spielende zweite Mannschaft. Bislang eine recht erfolgreiche Mission: Nach vier Spieltagen steht die junge Truppe mit 8:0 Punkten auf Platz eins. Trotzdem weiß die Amerikanerin, die an einer Sprachschule in Düsseldorf Englisch unterrichtet, dass sie "hier in Deutschland nicht sterben wird." Irgendwann, da ist sie sich ziemlich sicher, "bin ich wieder irgendwo am Strand".

Schließlich hat sie ihre Kindheit auf Balboa Island verbracht, einer kleinen Insel in der Nähe von Newport Beach (40 Meilen südlich von Los Angeles), wo ihre Eltern und die fünf Geschwister zu Hause sind. Sooft sie kann ist sie mit der Familie zusammen. "Wir treffen uns immer woanders, zuletzt auf Hawaii, wo mein kleiner Bruder geheiratet hat, Weihnachten haben wir gemeinsam in New York verbracht." Basketball ist eben nicht alles. Dirk Sitterle

(NGZ)
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