Herr Struff, Sie gehören zu den ersten Sportlern in Deutschland nach den Spielern der Fußball-Bundesliga, die wieder einen Wettkampf bestreiten dürfen. Was ist das für ein Gefühl?
Tennis „Wir wissen ja nicht, wann die Tour weitergeht“
Neuss · Der deutsche Daviscup-Spieler über die Corona-bedingte Zwangspause und das neue Turnierformat des DTB.
Jan-Lennard Struff kann sich noch genau erinnern: „Hier im Klubhaus haben wir gefeiert.“ 2015 war das, als er mit dem TC Blau-Weiss Halle auf der Anlage des TC Blau-Weiss Neuss Deutscher Mannschaftsmeister wurde. Allerdings nicht auf der roten Asche, sondern in der benachbarten Tennishalle, wohin das letzte Spiel der Saison wegen Dauerregens verlegt werden musste. Die Ostwestfalen kämpften im Fernduell mit Kurhaus Lambertz Aachen um den Titel, den Struff ihnen schließlich im Schlussdoppel an der Seite von Robin Haase mit einem 6:3, 6:7, 10:7-Sieg über die Neusser Adrian Ungur und Filippo Volandri sicherte.
Damals stand der gebürtige Warsteiner auf Platz 115 der Weltrangliste, inzwischen ist der 30-Jährige auf Rang 34 der zweitbeste deutsche Tennisprofi hinter dem an Position sieben gelisteten Alexander Zverev. Das Ranking der Spielerorganisation ist dabei seit Anfang März eingefroren. Denn seitdem ruht der von der ATP (und der für die Tennisspielerinnen zuständigen WTA) organisierte Turnierbetrieb weltweit, wurden Turniere wie Wimbledon und die French Open abgesagt oder verlegt.
Im Gespräch mit unserer Redaktion spricht Jan-Lennard Struff über die Zwangspause, warum er sich auf die neue Turnierserie des Deutschen Tennisbundes freut und über den Tennisstandort Neuss.
Jan-Lennard Struff Ich bin froh, dass es wieder los geht. Drei Monate keine Turniere zu spielen, das kennt man eigentlich nur, wenn man verletzt ist. Ansonsten reihen sich die Turniere in meinem Leben ja Schlag auf Schlag. Deshalb war ich auch dankbar, dass mir die Pause Gelegenheit gegeben hat, viel Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Aber jetzt freue ich mich, wieder auf dem Platz zu stehen, und das nicht wie in den letzten Wochen nur zum Training.
Wie beurteilen Sie die kurzfristig ins Leben gerufene Turnierserie des Deutschen Tennisbundes?
Struff. Ich halte diese Serie für sehr wichtig, vor allem, weil auch die Bundesliga abgesagt wurde, in der sonst vuiele gespielt haben. Dass der DTB jetzt diese neue Turnierserie geschaffen hat, können wir nur begrüßen, denn sie gibt uns die Möglichkeit, Wettkampfpraxis zu sammeln. Und die brauchen wir, denn wir wissen ja nicht, wann die Tour weitergeht.
Als die Turnierserie ins Leben gerufen wurde, sollten die Spiele zunächst nur per Livestream im Internet zu sehen sein. Jetzt sind zumindest an den Turnierstandorten in NRW Zuschauer zugelassen.
Struff Das ist natürlich sehr schön. Wenn Zuschauer dabei sind, herrscht immer eine andere Atmosphäre als bei Spielen ohne Fans. So lange sich alle an die Regeln halten, ist das eine gute Sache.
Sie kennen Neuss von den Spielen der Tennis-Bundesliga, sind mit Blau-Weiss Halle hier 2015 Deutscher Meister geworden.
Struff Neuss hat für uns Spieler den Vorteil, dass es nicht so weit weg von Zuhause ist. Außerdem hat Blau-Weiss Neuss eine lange Tennistradition, in der Bundesliga habe ich mich hier immer wohl gefühlt –ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir hier im Klubhaus gefeiert haben. Deshalb finde ich es gut, dass das Turnier hier gespielt wird.