Handball „Im ersten Moment war es ein Schock“

Der Trainer der Rhein Vikings spricht über die Insolvenz des Handball-Drittligisten und seine Pläne für die Zukunft.

 Will erst einmal Abstand zum Handball gewinnen: Jörg Bohrmann.

Will erst einmal Abstand zum Handball gewinnen: Jörg Bohrmann.

Foto: Andreas Woitschützke

Es war ein jähes Ende für die Rhein Vikings: Die 24:31-Niederlage bei den Bergischen Panthern Anfang Januar war die letzte Partie des ambitionierten Neuss-Düsseldorfer Handballprojektes in der Dritten Liga. Mit dem Insolvenzantrag wurde der Spielbetrieb sofort beendet. Nachdem er etwas Abstand zum Geschehen brauchte,  meldet sich nun der ehemalige Vikings-Coach Jörg Bohrmann erstmals im Gespräch mit der NGZ zu Wort.

Herr Bohrmann, wann haben Sie von der Insolvenz erfahren?

Jörg Bohrmann Wir haben es alle am Montag nach der Niederlage bei den Panthern erfahren.

Wie waren die Reaktionen?

Bohrmann Wir waren enttäuscht. Wir hatten bis dahin eine gute Saison gespielt, den Handball zurück nach Neuss gebracht und einen guten Zuspruch.

Waren Sie überrascht von dem Schritt?

Bohrmann In dem Ausmaß schon. Wir hatten zumindest die Hoffnung, dass wir die Saison noch zu Ende spielen können. Es war im ersten Moment ein Schock, aber wir mussten die Entscheidung akzeptieren.

Das jähe Ende muss nach dem soliden Neuaufbau in der Dritten Liga doch besonders schmerzen. Wie bewerten Sie die Saison?

Bohrmann Wir haben als Mannschaft alles getan, um positive Schlagzeilen zu liefern und in Neuss eine tolle Stimmung erzeugt. Zuletzt gegen Spenge hatten wir über 500 Zuschauer. Wir haben tolle Abende erlebt.

Kurz vor Weihnachten kamen in der Handballszene Gerüchte über mögliche Zahlungsengpässe auf. Gehälter sollen nicht pünktlich gezahlt worden sein.

Bohrmann Wir haben die Gehälter immer bekommen.

Trotzdem soll die Finanzdecke im Verlaufe der Saison deutlich dünner geworden sein.

Bohrmann Hinsichtlich der Sponsorengelder kann ich als Trainer keine Auskunft geben.

Hätte man die Insolvenz vermeiden können?

Bohrmann Dazu kann ich nichts sagen.

Gab es noch mal ein Treffen mit den Fans?

Bohrmann Wir haben uns als Mannschaft von den Fans verabschiedet. Es war eine schöne, kurzweilige Zeit miteinander. Die Fans haben uns immer unterstützt, auch in der schwierigen Zeit.

Wie empfinden Sie den Umgang der Entscheidungsträger mit Ihnen und der Mannschaft?

Bohrmann Es bringt nichts, jetzt Schuldige zu suchen. Volker Staufert (Vorsitzender der HSG Neuss/Düsseldorf, Anm. d. Red.) hat auch sehr darunter gelitten, dass es nicht weitergeht. Am Ende war es wohl eine Entscheidung der Vernunft.  Mich hat jedoch gestört, dass im Rahmen der Bekanntmachung der Insolvenz die Mannschaft und ihre Leistungen der letzten Monate mit keinem Satz erwähnt wurde. Darum an dieser Stelle: Es waren ausnahmslos tolle Jungs, die allesamt hochmotiviert als starkes Team im Sinne des Vereins  großartig gearbeitet haben.

Wie ist es mit dem Kader weitergegangen?

Bohrmann Viele sind bei anderen Vereinen untergekommen. Sebastian Schön, Niklas Weis und Felix Handschke in Remscheid, Sven Eberlein in Krefeld, Brian Gipperich in Schalksmühle, Lukas Becher in Leichlingen, Moritz Görgen in Dormagen und David Dehnert in Ahlen. Bruno Zimmermann laboriert noch an einem Kreuzbandriss.

Und wie geht es bei Ihnen persönlich weiter?

Bohrmann Mir war es wichtig, meine Jungs gut unterzubringen. Ich gönne mir jetzt etwas Zeit zum Nachdenken. Ich bin hauptberuflich als Lehrer tätig und habe in der Schule momentan auch ausreichend zu tun. Handball wird für mich aber weiterhin eine zentrale Rolle spielen.

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