Jüchen Inge Broska mit Rheinlandtaler geehrt

Grevenbroich · Performance-Künstlerin, Kämpferin gegen den Braunkohletagebau Garzweiler II, Museumsleiterin, Feministin: Inge Broska erhielt gestern für ihr ehrenamtliches Engagement um die Heimat den Rheinlandtaler – und dankte in Mundart.

 Winfried Schittges (l.) verleiht Künstlerin Inge Broska (Mitte) den Rheinlandtaler. Zu den Laudatoren gehören Grevenbroichs Bürgermeisterin Ursula Kwasny und Landrat Hans-Jürgen Petrauschke.

Winfried Schittges (l.) verleiht Künstlerin Inge Broska (Mitte) den Rheinlandtaler. Zu den Laudatoren gehören Grevenbroichs Bürgermeisterin Ursula Kwasny und Landrat Hans-Jürgen Petrauschke.

Foto: L. Berns

Performance-Künstlerin, Kämpferin gegen den Braunkohletagebau Garzweiler II, Museumsleiterin, Feministin: Inge Broska erhielt gestern für ihr ehrenamtliches Engagement um die Heimat den Rheinlandtaler — und dankte in Mundart.

"Ich fühle mich jepöngelt." Typisch für Inge Broska, sich in Otzenrather Mundart auszudrücken. Wahrgenommen, geehrt — eben "gepüngelt" zu werden: Das überraschte die Performance-Künstlerin und Initiatorin des "Hausmuseums Otzenrath" dann doch. Denn sie hat ihr Engagement stets als "etwas Selbstverständliches" betrachtetet, als etwas, "was ich immer getan habe", meint sie mit einem Schulterzucken. Aufgeregt und erfreut ("Das ist toll!") war sie trotzdem.

Was Inge Broska so selbstverständlich erscheint, ist dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) eine seiner höchsten Auszeichnungen wert: Gestern würdigte Winfried Schittges, Vize-Vorsitzender der Landschaftsversammlung, Inge Broska im "Museum der niederrheinischen Seele" mit dem Rheinlandtaler. In seiner Laudatio hob er ihre Verdienste um ihre durch den Braunkohletagebau ausgelöschte Heimat hervor — ihren langen Kampf gegen Garzweiler II, der mit der Rückkehr in das Haus ihrer Familie begann.

2006 folgte die Eröffnung des Hausmuseum Otzenrath in Hochneukirch. "Das Besondere an ihrem Werk ist, dass Inge Broska sich darin mit der Bedeutung von Heimat und mit der Vergänglichkeit von Vergangenheit und Tradition auseinandersetzt", so Schittges. Ihr Hausmuseum bewahre die Familiengeschichte und sei zugleich ein Ort der Kunst und der Provokation: "Erinnerungskultur, Familien- und Heimatgeschichte vermischen sich im Hausmuseum Otzenrath mit einem explizit feministischen Ansatz moderner Gegenwartskunst."

Grevenbroichs Bürgermeisterin Ursula Kwasny sagte, dass "Inge Broska authentisch über den Verlust der Heimat Zeugnis ablegte". Landrat Hans-Jürgen Petrauschke betonte, dass Heimat fernab von Folklore und ewig Gestrigem "wieder einen Wert bekommen hat". Inge Broskas lakonische Replik: "Sie haben so viel über mich gesagt — Sie kennen mich alle besser als ich mich selbst. Aber es stimmte alles." Kurzerhand kürzte Broska ihre Rede, erinnerte an ihre "drei "musealen Leben: als Kind, im Frauenmuseum Bonn und im Hausmuseum".

Sammeln und Musealisieren seien ihre großen Leidenschaften — auch wenn das Sammeln mit der Zeit etwas nachgelassen habe. Fotografien von Broskas Mutter Frieda Fehrholz, die den Alltag zwischen großer Wäsche, Einkochen und Schlachten zeigen, Musikinstrumente, alte Gebrauchsgegenstände — diese Dinge zu retten, zu be- und verwahren: Das bedeutet für Inge Broska "Heimatpflege": Auch wenn diese Tätigkeit absurd sei angesichts der "großen erlaubten Zerstörung von gewachsener Kultur und Landschaft durch den Tagebau": "Die geretteten Gegenstände können deshalb nur ein kleines Schönheits- oder Trostpflästerchen sein", erklärte Inge Broska.

(NGZ/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort