TSV: Meisterschaftsspiel beim Aufsteiger HSG Römerwall "In kritischen Situationen müssen wir cool bleiben"

Von Volker Koch

Von Volker Koch

Jetzt kann sich der TSV Bayer Dormagen ganz auf die Meisterschaft in der 2. Handball-Bundesliga Süd konzentrieren: Nach dem Pokal-Aus beim TuS N-Lübbecke steht bereits am Samstag um 19 Uhr die nächste Partie bei der HSG Römerwall an. Sah sich in der zweiten Halbzeit in Lübbecke mit einer Manndeckung konfrontiert: Martin Baekhoej steuerte zur 26:29-Pokalniederlage des TSV Bayer Dormagen drei Tore bei. NGZ-Foto: H. Jazyk -->

Eigentlich, gibt Trainer Kai Wandschneider zu, sei er trotz der 26:29-Niederlage "hochzufrieden: Wir haben uns gut verkauft und viel Lob bekommen", stuft er die Vorstellung des TSV Bayer Dormagen in der dritten DHB-Pokalrunde ein. Schließlich hatte Gastgeber TuS N-Lübbecke bislang seine Gegner in der Zweiten Liga Nord mehr oder weniger nach Belieben dominiert, sind die Ostwestfalen der einzige aller Erst- und Zweitligisten mit noch blütenreiner, verlustpunktfreier Weste.

"Der allgemeine Tenor lautete, wir seien die beste Mannschaft gewesen, die sich bisher in dieser Saison in Lübbecke präsentiert hat", sagt Wandschneider nicht ohne Stolz. Freilich, ganz ohne Kritik gehen seine Anmerkungen nicht ab: "Wir müssen es einfach schaffen, in kritischen Situationen cool zu bleiben." Dabei denkt er vor allem an die vorentscheidende Phase nach einer Dreiviertelstunde, als die Hausherren erstmals seit dem 6:6-Zwischenstand wieder in Führung gehen und diese auf drei Tore ausbauen konnten.

Wandschneider nahm eine Auszeit, um Ruhe in seine Reihen zu bekommen. Das misslang, weil gleich darauf Matthias Aschenbroich einen Siebenmeter vergab. "Solche Fehler passieren uns immer wieder, das müssen wir abstellen", fordert der Trainer. Unterm Strich aber überwogen die positiven Aspekte: Die erste Halbzeit, die Bayer eine 14:12-Pausenführung bescherte, empfand Wandschneider einfach als "sensationell."

Dass der TSV ähnlich wie gegen Melsungen dieses Niveau gegen ein Spitzenteam nicht halten konnte, überrascht ihn nicht: "Um ein fast perfektes Spiel zu liefern, fehlen uns Erfahrung und individuelle Stärken." Nicht zuletzt fehlten am Mittwoch auch die personellen Möglichkeiten: Rainer Hantusch blieb mit dick geschwollenem Fuß auf der Tribüne. Dort fand sich Peter Sieberger nach 24 Minuten und seiner Roten Karte auch wieder.

Zwei Ausfälle, die Bayers Kader kaum kompensieren kann: "Rainers Tore haben und gefehlt", sagt Wandschneider. Vor allem, als in der zweiten Halbteit Martin Baekhoej in Manndeckung genommen wurde, lief nicht mehr allzu viel im Dormagener Rückraum. "Taktisch haben wir das gut umgesetzt, aber nicht individuell", kritisiert der Coach. Der auf der Habenseite die Auftritte von drei Spielern vermerkte: Michael Kopeinigg habe "so stark gespielt wie nie", bevor sich nach 40 Minuten beim österreichischen Nationalspieler ein Substanzverlust bemerkbar machte.

Marcel Wernicke habe gleichfalls seine beste Saisonleistung gezeigt: Ab der 24. Minute übernahm er Siebergers Part als vorgezogener Störfaktor in der Deckung. "Das hat er sehr gut gemacht und auch nach vorne Akzente gesetzt", verteilte Wandschneider ein Lob. Über das durfte sich auch Carsten Hirschfelder freuen; der Ex-Korschenbroicher, im bisherigen Saisonverkauf meist nur auf der Bank zu finden, rückte im zweiten Durchgang in die Deckungsmitte. "Er hat da durchgespielt und das gut gemacht", freute sich der Trainer.

Der durch diese Wechsel auch Kraft sparen konnte mit Blick auf die morgige Partie beim Neuling HSG Römerwall. "Wir wollen gewinnen und müssten eigentlich auch die nötige Kraft dazu haben", meint Wandschneider, weiß aber auch: "Um dort zu bestehen, brauchen wir die gleiche Power wie Nettelstedt." Nicht nur, er erwartet auch eine deutliche Leistungssteigerung von Nils Meyer und Matthias Aschenbroich, die wie schon am Sonntag gegen Erlangen nicht gerade überzeugten.

Ob Rainer Hantusch am Samstag dabei ist, wird sich kurzfristig entscheiden: "Er ist bei unserem Physio Klaus Pelzer in guten Händen, ich gehe davon aus, dass er spielen kann", hofft der Trainer auf einen Einsatz des mit 47 Feldtoren bislang erfolgreichsten Werfers auf Dormagener Seite. Zwei Tore mehr, davon allerdings 20 vom Siebenmeterpunkt, hat Carsten Lange als treffsicherster Akteur der HSG Römerwall bislang erzielt.

Den meisten Respekt hat der Bayer-Coach allerdings vor Kreisläufer-Routinier Olaf Zehe (früher THW Kiel und VfL Bad Schwartau), der "trotz seiner 38 Jahre immer noch für sieben, acht Tore in jedem Spiel gut ist." Dennoch hält er die HSG Römerwall für schlagbar, auch wenn "mein Kollege Oleg Gagin die Mannschaft, vor allem was die 6:0-Deckung anbetrifft, taktisch sehr gut einstellt."

Mit erst zwei Siegen und zwei Unentschieden bei fünf Niederlagen stehen die Gastgeber am Samstag unter Druck: "Die müssen gegen uns gewinnen, um nicht zu stark in die Abstiegszone abzurutschen", weiß Wandschneider. Umgekehrt sieht er die Partie auch für sein Team als durchaus "richtungweisend" an: "Wenn wir unser Ziel, uns oben festzusetzen, tatsächlich erreichen wollen, dann müssen wir in Römerwall punkten. Schließlich sind wir bis auf den Ausrutscher in Friesenheim auswärts stark".

(NGZ)
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