Handball In dieser Verfassung steigt der Neusser HV fast schon sicher ab

Neuss · Der Neuling in der 3. Handball-Liga West unterliegt den Duisburger Löwen deutlich mit 25:37.

 Keine leichten Tore: Thomas Bahn war gegen Duisburg so ziemlich der einzige Neusser Spieler, der im Rückraum Gefahr ausstrahlte.

Keine leichten Tore: Thomas Bahn war gegen Duisburg so ziemlich der einzige Neusser Spieler, der im Rückraum Gefahr ausstrahlte.

Foto: A. Woitschützke

Was macht ein Trainer, wenn es eigentlich keine Hoffnung mehr gibt? Er greift zu Durchhalteparolen. Genau das machte René Witte nach der auch in der Höhe niederschmetternden 25:37-Heimniederlage (Halbzeit 12:16) des von ihm trainierten Handball-Drittligisten Neusser HV im Duell mit der vor dem Spiel nur um zwei Punkte besser gestellten SG OSC Löwen Duisburg. "Ich glaube", sagte er vorsichtig, "dass wir alle wieder aufstehen werden — im Rahmen unserer Möglichkeiten ..." Zuversicht klingt anders.

Auch der letzte Auftritt des Neulings vor der hochwillkommenen Weihnachtspause reihte sich nahtlos ein in die Serie von mittlerweile sieben sieglosen Spielen nacheinander. Die Verunsicherung in der Mannschaft ist fast schon physisch greifbar. Dabei hatte der Coach genau gewusst, wie den nun wirklich nicht übermächtigen Löwen beizukommen gewesen wäre. Der Arbeitsauftrag an seine Jungs lautete: "Wir müssen unsere Fehlerquellen minimieren und in der Deckung genauso aggressiv sein wie die Duisburger."

Genau das taten die Gastgeber nicht. Im Angriff agierten Simon Schlösser & Co. fahrig, mutlos und ohne Durchschlagskraft, in der Verteidigung viel zu brav. Dass sie in einem so entscheidenden Match ihre erste und einzige Zeitstrafe in der 40. Minute beim Zwischenstand von 16:22 kassieren, spricht Bände über die Intensität der Deckung. Fast schon mitleidig stellte OSC-Trainer Jörg Förderer fest: "Neuss hat es uns nicht sehr schwergemacht. Wenn die mal bis auf zwei, drei Tore herangekommen sind, haben sie ihre Angriffe überhastet abgeschlossen. Aber ich kenne das, das ist bei einer so jungen Mannschaft ganz normal."

Beispielhaft dafür war die Phase nach dem 6:9 in der 20. Minute: In Überzahl (Zeitstrafe für Michael Heimansfeld) verkürzen der vom Siebenmeterpunkt perfekte Christopher Klasmann (6/6) und Thomas Bahn auf 8:9 (21.), doch dann verlieren die Neusser im Angriff gleich dreimal unbedrängt den Ball, ohne überhaupt aufs Tor zu werfen — und liegen in der 24. Minute wieder mit 8:12 zurück. Diesem Schema folgte das gesamte Spiel.

Da vor allem aus dem Rückraum mit Ausnahme des sechsmal erfolgreichen Thomas Bahn (Förderer: "Der hat uns Probleme gemacht.") viel zu wenig kam — Simon Schlösser war zwar verzweifelt bemüht, fand jedoch kaum Unterstützung und leitete mit glücklosen Abschlüssen immer wieder Tempogegenstöße der Löwen ein —, wäre der Aufsteiger auf leichte Treffer nach Ballgewinnen in der Abwehr angewiesen gewesen. Doch die ist nicht drittligareif. Felix Handschke (11/3), Kevin Christopher Brüren (9) und Michael Heimansfeld (6) setzten sich ohne Probleme in den 1:1-Duellen durch und frustrierten mit offenen Würfen den wackeren Nico Nothen im Kasten des NHV.

Entschieden war die Partie vor der deprimierenden Kulisse von knapp 200 Zuschauern so eigentlich bereits beim Treffer von Michael Heimansfeld zum 23:16 per Siebenmeter gegen Max Jäger. Zwar versuchte es René Witte, dessen Schützlinge kurz zuvor trotz 6:4-Überzahl das 20:28 (50.) durch Felix Handschke hatten hinnehmen müssen, ab der 52. Minute (22:28) noch mit einer dreifachen Manndeckung, stellte diese Maßnahme aber nach vier schnellen Gegentoren zum 23:32 (54.) umhegend wieder ein. Ein bitterer Abschluss.

(NGZ)
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