Lokalsport Immer mit aller Macht nach vorne

Samet Dülger ist schon eine echte Marke. "Super!", kommentierte der Ringer des Bundesligisten KSK Konkordia Neuss seine Wahl zum "NGZ-Sportler des Monats März", nur um spitzbübisch anzufügen: "Ich weiß zwar nicht, wer mich gewählt hat - aber danke."

Der 19-Jährige ist immer frei raus, egal, ob auf der Matte oder im "richtigen Leben". Ein bisschen erinnert er sogar an den Fußballer Lukas Podolski von den Münchner Bayern. Kein Wunder, Samet Dülger ist wie "Prinz Poldi" in Bergheim aufgewachsen, kennt den Stürmer der deutschen Nationalmannschaft sogar persönlich. Freunde aber sind sie keine.

"Er ist viel unterwegs, ich bin viel unterwegs." So ist das halt unter Spitzensportlern. Neidisch auf die Millionen des Jungstars ist er nicht, lieber zieht er bei der Energieversorgung Leverkusen (EVL) seine Lehre als Elektroniker durch. In drei Wochen ist Zwischenprüfung. Geht danach auch weiterhin alles glatt, könnte er sich gut vorstellen, dabeizubleiben. "Man kann ja nicht nur vom Ringen leben."

Samet Dülger steht eben mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen. Ins Schwärmen gerät er nur, wenn er an Peking denkt. "Die Stadt meiner Träume." Die olympischen Sommerspiele in China sind sein großes Ziel. "Ich glaube schon, dass ich eine Chance habe."

Vom 18. bis 20. April in Martigny (Schweiz) und vom 2. bis 4. Mai in Warschau werden noch einmal insgesamt sieben Tickets vergeben - eines davon soll an den Neusser gehen. Zuletzt bei den Europameisterschaften im finnischen Tampere reichte es in der Klasse bis 60 Kilogramm zwar nur für Platz 13, "aber es war ja nicht so, als hätten die mich auseinandergenommen. Du brauchst halt immer auch ein bisschen Losglück".

Hermann J. Kahlenberg, Vorsitzender des KSK, bekommt sich jedenfalls vor Freude über die Auftritte seines jungen Schützlings überhaupt nicht mehr ein. "Er ist gerade mal 19 und schon zwei Mal Meister bei den Männern. Das ist bislang nur den ganz Großen gelungen."

Nicht erst seit dem im März gewonnenen DM-Titel steht für ihn fest: "Er zählt zu den herausragenden Freistilringern in Deutschland." In der 1. Bundesliga war er gleich in seiner Premierensaison ein Hit. Durch die Hinrunde spazierte er ungeschlagen, die einzige Niederlage setzte es gegen den für Weingarten ringenden Polen Adrian Mazan (24). "Da sind die Zuschauer fast ausgerastet", erinnert sich der Bergheimer ohne Groll an einen Riesenkampf. "Dass ich verloren habe, stört mich nicht. Es geht immer weiter!"

Immer nach vorne - das ist sein Motto. Mit seinem attraktiven Stil ist er auf Anhieb zum Publikumsliebling avanciert. "Er ist unser Zugpferd, gerade weil er immer nach vorne geht, selbst wenn ihn das hin und wieder noch den Sieg kostet", sagt Kahlenberg.

Doch Samet Dülger ist sich bewusst, dass er gar nicht anders kann. "Ich muss marschieren, das ist meine Stärke, sonst verliere ich." Dass er den großen Sprung von der 2. Liga, wo er für Köln-Mülheim auf die Matte stieg, derartig problemlos gemeistert hat, hat ihn trotz aller Selbstsicherheit dann doch überrascht. "Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass mich die Gegner fliegen lassen würden. Dass ich die aber alle kaputt mache, hätte ich nicht gedacht."

Eine Leistungsschau, die schnell auch das Interesse finanzkräftigerer Klubs geweckt hat. Doch Samet Dülger weiß, was er an Neuss hat. Hier sei sein Trainer Ayhan Aytemiz, hier habe er Mannschaftskollegen mit einem "super Charakter" gefunden. Das ist ihm wichtig.

"Ich muss mich wohl fühlen." Nur die tägliche Fahrerei von Leverkusen und Bergheim ins Trainingszentrum im Nordparkbad nervt ihn beträchtlich. Zeit, "um Party zu machen", fände sich zwar trotzdem immer, stellt er lächelnd fest, aber mit einem Umzug nach Neuss könne er sich schon anfreunden. "Das ist eine sehr gute Idee."

Gabi Dern aus Grevenbroich hat den Verzehrgutschein im Wert von 50 Euro für den Frankenheim-Brauerei-Ausschank in Kaarst gewonnen.

(NGZ)
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