Viele Bienenvölker von Varroa-Milbe vernichtet Imker verzeichnen Totalausfälle

Viele Bienenvölker von Varroa-Milbe vernichtet · "Summ, summ, summ, Bienchen summ herum!" Die in dem beliebten Kinderlied beschworene Idylle trügt: Denn immer weniger der fleißigen Honigsammler surren noch durch die heimische Natur, seit sich die Varroa-Milbe epidemieartig auch über die Bienenbestände der hiesigen Imker ausgebreitet hat. "50 Prozent der Völker sind tot", berichtet Erich Lotz, Geschäftsführer des Bienenzuchtvereins Korschenbroich, in dem momentan 17 Freizeit-Imker unter Vorsitz von Josef Kreutzer zusammen geschlossen sind. Er macht sich Sorgen um den Fortbestand der Bienenvölker: Erich Lotz, Geschäftsführer des Bienzuchtvereins Korschenbroich. NGZ-Foto: L. Berns

"Summ, summ, summ, Bienchen summ herum!" Die in dem beliebten Kinderlied beschworene Idylle trügt: Denn immer weniger der fleißigen Honigsammler surren noch durch die heimische Natur, seit sich die Varroa-Milbe epidemieartig auch über die Bienenbestände der hiesigen Imker ausgebreitet hat. "50 Prozent der Völker sind tot", berichtet Erich Lotz, Geschäftsführer des Bienenzuchtvereins Korschenbroich, in dem momentan 17 Freizeit-Imker unter Vorsitz von Josef Kreutzer zusammen geschlossen sind. Er macht sich Sorgen um den Fortbestand der Bienenvölker: Erich Lotz, Geschäftsführer des Bienzuchtvereins Korschenbroich. NGZ-Foto: L. Berns

Eine ganze Reihe habe sogar Totalausfälle verzeichnen müssen. Gerade unter den älteren Kollegen stelle sich die Frage, ob sie nach dieser Katastrophe noch einmal von vorn anfangen sollten, oder nicht. "Die Varroa-Milbe ist vor vielen Jahren aus Asien eingeschleppt worden", so Lotz. Wissenschaftler hätten damals asiatische Bienen zu Forschungszwecken nach Deutschland geholt.

Die Verwandten der europäischen Honigbiene hätten jedoch schon immer mit diesem Parasiten gelebt, dem sie sich durch "putzen" entledigen könnten. In Europa sorgte er jedoch schnell für Verheerung. Die nur 1,6 Millimeter kleine Milbe klammert sich an ihrem Wirt fest, durchschneidet mit ihren Mundwerkzeugen die Körperdecke und saugt die wehrlose Biene danach regelrecht aus, bis diese stirbt. Ihre Eier legt die Milbe in jene Waben des befallenen Bienenstocks, die mit "fetter" Drohnenbrut bestückt sind.

Die ohnehin geschwächten Bienenvölker würden darüber hinaus "anfällig für jede erdenkliche Krankheit", erzählt Lotz, der selbst seit 35 Jahren mit Begeisterung Bienen züchtet. Die Verbreitung der Milbe funktioniert nach einem einfachen Muster: Der betroffene Stock wird von gesunden Bienen "ausgeräubert", denen die dort gelagerten Honigvorräte zur leichten Beute werden.

Dabei übertragen jedoch die Geplünderten ihre Milben auf die Eindringlinge, die ihrerseits über kurz oder lang Opfer eines "Raubzuges" werden. Der Kreislauf setzt sich also ununterbrochen fort, solange nicht großflächig dagegen eingeschritten wird. Die chemische Keule schwingen die Korschenbroicher Imker jedoch nicht; statt dessen behilft man sich mit Milch- und Ameisensäure.

Lotz, der in Trietenbroich wohnt, verweist darauf, dass gerade ältere Bienenzüchter "den Ernst der Lage nicht rechtzeitig erkannt" hätten. Getreu der Devise, die Natur werde es schon richten, sei zu lange gewartet worden. Er selbst musste in den vergangenen Monaten ebenfalls schmerzhafte Verluste hinnehmen: Von einst 28 Völkern blieben ihm lediglich zwölf.

Erste "Bekanntschaft" mit Varroa hatte er jedoch schon einige Jahre früher, als seine Bestände ebenfalls empfindlich einbrachen. Was den Obstbau im Korschenbroicher Stadtgebiet betreffe, so meint er, dieser werde "mit Sicherheit" Ernte-einbußen verzeichnen, denn allein die Bienen würden eine konstante Bestäubung der kürzlich noch in schönster Blüte stehenden Obstgehölze garantieren.

Aber der Nutzen für die Allgemeinheit sei eigentlich viel größer: Lotz schätzt, dass ohne Bienenhaltung die heimatliche Blumen- und Pflanzenwelt um gut 30 Prozent reduziert würde. "Hoffnung ist nicht in Sicht", meint der 60-Jährige leicht resigniert, wenn er in die Zukunft blickt. Neben der Varroa-Milbe ziehe schon die nächste Gefahr am Himmel herauf: das ebenso schädigende "Kaschmir-Bienen-Virus" oder der "Kleine Beuten-Käfer", der bei Bienenimporten aus Amerika verborgen mit im Gepäck sitze.

Für die Korschenbroicher Immenzüchter keine rosigen Aussichten. "Es kann sein, dass wir ein Drittel der Imker verlieren", schätzt Lotz, denn man müsse bedenken, welch große Kraftanstrengung der Aufbau neuer Bienenvölker erfordere. Weniger Imker, weniger Honig. Preissteigerungen seien deshalb "gar nicht zu umgehen". Simon Hopf

(NGZ)
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