Korschenbroich Im Tauschring hilft einer dem anderen

Korschenbroich · Mit dem Hund Gassi gehen, den Rasen mähen oder einen Kuchen backen: Die Leistungen, die beim Tauschring Korschenbroich getauscht werden, sind vielfältig. Das Prinzip dahinter ist denkbar einfach – Geben und Nehmen.

 Ob Radreparatur, Buchführung, Rasenmähen oder mit dem Hund Gassi gehen – alles ist möglich bei den Helfern vom Tauschring: Karel Verheugd, Ulrike Siegers-Bunk, Ute Neumann, Markus Käufer (v.l.) und Hund Sam.

Ob Radreparatur, Buchführung, Rasenmähen oder mit dem Hund Gassi gehen – alles ist möglich bei den Helfern vom Tauschring: Karel Verheugd, Ulrike Siegers-Bunk, Ute Neumann, Markus Käufer (v.l.) und Hund Sam.

Foto: hans-peter Reichartz

Mit dem Hund Gassi gehen, den Rasen mähen oder einen Kuchen backen: Die Leistungen, die beim Tauschring Korschenbroich getauscht werden, sind vielfältig. Das Prinzip dahinter ist denkbar einfach — Geben und Nehmen.

Maria Bausch kann etwas, das andere aus ihrer Nachbarschaft nicht können: nähen. Darum ist ihre Hilfe oft gefragt, wenn es darum geht, Löcher zu stopfen, Hosen zu flicken oder Puppenkleidung zu nähen. Als Gegenleistung wird ihr bei der Gartenarbeit geholfen. Das alles passiert unentgeltlich. Denn Maria Bausch ist Mitglied beim Tauschring Korschenbroich. Hier wird Zeit gegen Zeit getauscht.

Der Wert einer Leistung spielt dabei keine Rolle. "Ich tausche das, was ich kann, gegen das, was ich nicht kann", sagt Ulrike Siegers-Bunk, Mitglied des Tauschring-Organisationsteams. Und das können die einfachsten Dinge sein. Vom Blumengießen über Rasenmähen und Tierbetreuung bis hin zu handwerklichen Arbeiten wird alles getauscht.

Die Rentnerin Leni Zahr backt zum Beispiel gerne Kuchen. Das wiederum ist nicht die Stärke von Ulrike Siegers-Bunk. Als Gegenleistung nimmt sie der Rentnerin ein wenig Bügelwäsche ab. An jedem ersten Mittwoch eines Monats trifft sich der Tauschring jeweils um 19 Uhr im Haus Tabita, Dietrich-Bonhoeffer-Straße 2, Kleinenbroich. Meistens kommen 15 bis 25 Personen zu den Treffen. Bei einem Bier oder einem Glas Wasser kommen alle schnell ins Gespräch. Sofort zückt Ute Neumann ihren Block und notiert, welche Leistungen die Tauschring-Mitglieder in den vergangenen Wochen ausgetauscht haben.

Denn der Zeitaufwand wird mit dem sogenannten "Broichtaler" gemessen. Gezählt wird nur die aufgewandte Zeit. 30 Minuten entsprechen dabei einem Broichtaler. "Der Spaß beim Tauschen ist wichtig. Aber auch die daraus entstehenden Kontakte und Freundschaften", betont Ulrike Siegers-Bunk. Bisher liegt der Altersdurchschnitt bei den Tauschring-Mitgliedern bei 60 Jahren. "Das soll sich ändern", sagt Karel Verheugd. Zwar gibt es bereits junge Handwerker, die ihre Leistungen dem Tauschring anbieten, aber die Organisatoren wünschen sich noch mehr junge Korschenbroicher, die ihr Können und ihre Hilfe mit einbringen. "Das Projekt stößt auf sehr viel Interesse. Trotzdem ist noch immer eine Hemmschwelle da", erzählt Ulrike Siegers-Bunk. Darum sind die monatlichen Treffen so wichtig.

Eine junge Mutter ist zum ersten Mal dabei. Sie stellt sich der Runde vor, erzählt, dass sie sehr krank ist und Hilfe im Garten oder im Haushalt gebrauchen könnte. Zu tauschen hat sie jede Menge: Bewerbungstrainings, psychologische Coachings und Hilfe bei Anmeldungen im sozialen Bereich. Ihre zehnjährige Tochter hat sie auch mitgebracht. Sie bietet an, Blumen zu gießen, kleine Hunde auszuführen und sich um Kleintiere, wie Fische oder Hamster zu kümmern. Auch der Ehemann möchte mit Englischnachhilfe und dem Programmieren von Fernsehern behilflich sein.

All das wird von Ute Neumann sofort notiert und festgehalten. Damit sie bei der nächsten Anfrage für einen Tausch sofort vermitteln kann.

(NGZ/rl)
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