Davis und Lang sind im Herzen Elephants geblieben "Ich wäre in Grevenbroich in Rente gegangen"

Laszlo Lang ist skeptisch, achtet genau auf seine Worte. "Nicht, dass nachher wieder böse Dinge über mich im Internet stehen." Am liebsten würde er ja gar nichts sagen zum bitteren Abschied vor gut einem Jahr von den Elephants Grevenbroich. "Können wir nicht von meinem neuem Klub reden?" fragt er. Aber sicher. Michael Davis (am Ball), einst absoluter Publikumsliebling in Grevenbroich, hat in Bergheim sein (Basketball-)Glück gefunden. Trotzdem denkt der US-Amerikaner gerne an seine drei Jahre in der Schloss-Stadt zurück: "Ich vermisse die Fans, die waren Klasse." NGZ-Foto: M. Reuter

Laszlo Lang ist skeptisch, achtet genau auf seine Worte. "Nicht, dass nachher wieder böse Dinge über mich im Internet stehen." Am liebsten würde er ja gar nichts sagen zum bitteren Abschied vor gut einem Jahr von den Elephants Grevenbroich. "Können wir nicht von meinem neuem Klub reden?" fragt er. Aber sicher. Michael Davis (am Ball), einst absoluter Publikumsliebling in Grevenbroich, hat in Bergheim sein (Basketball-)Glück gefunden. Trotzdem denkt der US-Amerikaner gerne an seine drei Jahre in der Schloss-Stadt zurück: "Ich vermisse die Fans, die waren Klasse." NGZ-Foto: M. Reuter

Schließlich ist Jugend Bergheim, souveräner Tabellenführer der Zweiten Basketball-Regionalliga, fast schon eine kleine Filiale der Elephants: Gemeinsam mit seinem Vater wechselte im Sommer nämlich nicht nur Gabor Lang zum damaligen Absteiger, auch der sprunggewaltige Carsten Scheper und Michael Davis, drei Jahre unumstrittener Publikumsliebling in der Schloss-Stadt, schlüpften ins neue Trikot. Die Fäden im Hintergrund sponn dabei mit Istvan Kozocsa ein weiterer Ex-Grevenbroicher: Unter der Regie des im vergangenen Jahr nach Bergheim zurückgekehrten Dozenten an der Sporthochschule in Köln waren die Elephants einst in die Zweite Regionalliga aufgestiegen.

Kaum angekommen machte sich Laszlo Lang frisch ans Werk. "Ich habe praktisch bei null angefangen", erinnert sich der 48-Jährige. Davis, Lang und Scheper bildeten dabei den Grundstock, dazu kam mit Center David Anthony ein zweiter US-Amerikaner. Obwohl seine Truppe die Liga fast nach Belieben beherrscht - in allen Partien der Vorrunde erzielten die bislang nur einmal bezwungenen Bandits mehr als hundert Punkte - bleibt Lang vorsichtig, möchte sich nicht allzu weit aus dem Fenster legen: "Klar, den Aufstieg sollten wir schaffen, aber ob wir dann die Zweite Bundesliga ins Visier nehmen, kommt vor allem auf die Finanzen an."

"Mr. Elephant" Laszlo Lang peilt nun mit Bergheim den Aufstieg an.

Ohnehin mag er seine Arbeit nicht am kurzfristigen Erfolg gemessen wissen. "Ein Dreivierteljahr ist zu kurz, um meine Leistung zu beurteilen." Er ist einfach froh um die neue Chance: "Jetzt kann ich beweisen, dass ich doch Ahnung vom Basketball habe." Auch wenn er seit seinem schmerzlichen Abschied die Halle am Torfstecherweg nicht mehr betreten hat ("Ich hab' genug andere Dinge zu tun."), die Elephants sind nach wie vor sein "Herzstück". Denn ohne ihn wäre der Aufstieg von der Landesliga bis in die dritthöchste Spielklasse gar nicht möglich gewesen. Er war für alle nur der "Mr. Elephant", und eigentlich ist er das bis heute geblieben: "Bergheim ist mein neues Kind, aber auch die Elephants bleiben meine Kinder."

Der Grevenbroicher ("In der Stadt fühlen wir uns wohl.") ist in Bergheim nicht mehr der Mann für alle Fälle, kann sich vollkommen auf seine Arbeit als Trainer konzentrieren. Auch beruflich beschreitet er inzwischen neue Wege. Als selbstständiger Unternehmer bringt er deutsche und ungarische Firmen zusammen. Eine Aufgabe, die ihm half, die schweren ersten Monate nach seinem Ausstieg bei den Elephants zu überstehen. Seelische Pein, die sein Schützling Michael Davis nur allzu gut verstehen kann. Auch er hätte sich im Sommer einen besseren Abgang gewünscht. "Das war nicht schön."

Aber, fährt er fort, "Grevenbroich hat ein Ziel gehabt, und ich war nicht Teil dieses Ziels." Das müsse man akzeptieren. Wäre es freilich nach ihm gegangen, "ich wäre in Grevenbroich in Rente gegangen". Berührungsängste jedoch kennt er keine. Wenn er es einrichten kann, besucht er die Spiele seines ehemaligen Klubs. Er vermisst vor allem die Fans, "die waren wirklich Klasse". So wie die aktuelle Mannschaft, die für ihn zurecht ein heißer Titelkandidat ist. "Die Tabelle spricht für sich." In einem ist er sich indes hundertprozentig sicher: "Die hätten auch mit mir aufsteigen können."

Zumal er sich trotz seiner bereits 35 Jahre körperlich topfit fühlt. Das hängt vielleicht auch mit seinem überraschenden Ausstieg bei den Cologne Crocodiles (2000 Deutscher Meister im American Football) zusammen. Nach 13 Jahren machte der Quarterback nach Differenzen mit dem neuen Gesellschafter im Herbst Schluss. "Das Vertrauen war weg, und wenn das passiert, kannst du's vergessen, das ist wie in einer Beziehung." Kurz nach seinem freiwilligen Rückzug meldeten die Crocodiles sogar Insolvenz an. "Das hat mich bestätigt, schließlich habe ich eine Verantwortung für meine Familie."

Nunmehr kümmert sich Michael Davis als Headcoach um den Football-Regionalligisten Cologne Falcons, will nur noch im Notfall aufs Spielfeld zurückkehren. Jeden Dienstag- und Mittwochnachmittag ist er zudem sozial im Einsatz, versucht mit seinem von ihm ins Leben gerufenen Basketball-Projekt "Kids Sportförderung" Kinder im Alter zwischen sechs und 15 Jahren weg von der Straße zu holen. "Die sind einfach goldig." Genau wie sein eigener Nachwuchs. Ihn und seine Frau Claudia halten Jeremy (6), "der schon richtig gut Basketball spielt", die süße Kailey (wurde gerade drei) und der anderthalbjährige Timothy mächtig auf Trab. Nach dem Willen des stolzen Vaters könnte das Heim in Köln-Braunsfeld aber durchaus noch weiteren Zuwachs verkraften: "Ich hätte ja gerne fünf Kinder, doch meine Frau findet, drei seien genug ....." Dirk Sitterle

(NGZ)
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