Michael Keil seit Mittwoch WTTV-Geschäftsführer "Ich kann zwischen den Ämtern trennen"

Seit Mittwoch ist Michael Keil Geschäftsführer des Westdeutschen Tischtennis Verbandes (WTTV). Nach fast neun Jahren als Ligasekretär des Deutschen Tischtennis Bundes (DTTB) in Frankfurt trat er die Nachfolge von Jochen Lang in Duisburg an. Anlässlich des ersten Arbeitstages nutzte NGZ-Redakteur David Beineke die Gelegenheit zu einem Interview mit dem 42-Jährigen, der nebenbei noch ehrenamtlich den TTC Grevenbroich und den Bezirk Düsseldorf als Vorsitzender führt. Michel Keil, unter anderem auch Internationaler Schiedsrichter, trat am Mittwoch seinen Job als WTTV-Geschäftsführer an.

Seit Mittwoch ist Michael Keil Geschäftsführer des Westdeutschen Tischtennis Verbandes (WTTV). Nach fast neun Jahren als Ligasekretär des Deutschen Tischtennis Bundes (DTTB) in Frankfurt trat er die Nachfolge von Jochen Lang in Duisburg an. Anlässlich des ersten Arbeitstages nutzte NGZ-Redakteur David Beineke die Gelegenheit zu einem Interview mit dem 42-Jährigen, der nebenbei noch ehrenamtlich den TTC Grevenbroich und den Bezirk Düsseldorf als Vorsitzender führt. Michel Keil, unter anderem auch Internationaler Schiedsrichter, trat am Mittwoch seinen Job als WTTV-Geschäftsführer an.

Herr Keil, was machen Sie jetzt eigentlich mit ihrer üppigen Freizeit, wenn Sie nicht mehr nach Frankfurt pendeln müssen?

Keil: (lacht) Viel Freizeit werde ich auch in Zukunft nicht haben, denn soweit ich das bislang beurteilen kann, werde ich auch in Duisburg nicht mit einer 40-Stunden-Woche auskommen. Ich habe mir allerdings fest vorgenommen, mein Trainingspensum von einer auf zwei Einheiten in der Woche zu erhöhen.

Aber mal im Ernst, war die Nähe zu Ihrem Lebensmittelpunkt ein Kriterium, die Stelle beim WTTV anzunehmen?

Keil: Das auf jeden Fall. Aber ich muss betonen, dass ich mich nie um den Job beworben oder mich ins Gespräch gebracht habe. Erst als der Anruf des Vorsitzenden Bruno Dünchheim kam, habe ich mir Gedanken darüber gemacht. Und erst als dann alle beruflichen Details geklärt waren, kam der pragmatische Aspekt hinzu, der mir die Entscheidung leichter gemacht hat: Die Nähe zu meiner Heimat und dass Tischtennis noch mehr in den Mittelpunkt gerückt wird.

Vordergründig ist der Wechsel vom DTTB zum WTTV ein Abstieg. Abgesehen von der Nähe, was hat Sie dazu bewogen?

Keil: Eins vorne weg: Ich habe sehr an meinen Aufgaben in Frankfurt gehangen und mein Herz hängt immer noch sehr daran. Ich befinde mich immer noch im Prozess des Verarbeitens. Doch ich sehe den Wechsel zum WTTV nicht als Abstieg, weil es mir um die Sache geht und nicht um das Renommee. Es geht mir darum, den Tischtennissport nach vorne zu bringen, mein Hobby voll auszuleben. Außerdem habe ich auch hier beim WTTV eine verantwortungsvolle Aufgabe, bei der mir beste Rahmenbedingungen geboten werden. Dabei spielt natürlich auch der finanzielle Aspekt eine Rolle, weil ich mich im Vergleich zu meiner vorhergegangenen Stelle auf keinen Fall verschlechtern wollte.

Was genau sind Ihre Aufgabengebiete, was macht ein WTTV-Geschäftsführer im Alltagsgeschäft?

Keil: Der WTTV ist insofern ein Exot unter den Verbänden, als der Geschäftsführer die Spielleitung aller Ligen auf Verbandsebene von der Landesliga bis Regionalliga übernehmen muss, das ist ein Schwerpunkt. Darüber hinaus trage ich Verantwortung für Bereiche wie Finanzierung, Jugend- und Breitensport, bin also Mädchen für alles. Was ganz neu für mich ist, ist die Personalverantwortung. Immerhin arbeiten fünf Angestellte in der Geschäftstelle und wir beschäftigen zwei Trainer.

Haben Sie sich besondere Ziele gesetzt, oder gibt es irgendetwas, dass Sie besser machen wollen als ihr Vorgänger?

Keil: Das kann man am ersten Tag ganz schwer sagen. Durch meine Ehrenämter hatte ich natürlich immer engen Kontakt zum WTTV und weiß ich natürlich um die Dinge, die dringend bearbeitet werden müssen. Aber die zeitlichen Dimensionen kann ich schwer einschätzen, ich muss mir erst einen Überblick verschaffen.

Wo liegen denn Ihrer Ansicht nach die Hauptprobleme des Tischtennissports?

Keil: Ein Hauptproblem ist ganz klar, der Schwund bei den Mannschafts- und Mitgliederzahlen. Bundesweit ist Tischtennis auf 700.000 Mitglieder abgesackt und damit auf Platz acht hinter Tanzen zurückgefallen. Doch zu sagen, es sei jetzt mein vorrangiges Ziel, da auf Verbandsebene entgegen zu wirken, ist zu pauschal. Schließlich habe ich auch keine Patentlösungen und muss erst einmal schauen, welche Aktionen schon gemacht wurden.

Ein großes Thema waren in den beiden vergangenen Jahren die Regeländerungen, es gab viel Protest. Wie ist ihre Bilanz?

Keil: Das Geschrei wegen der Satzverkürzung war vor der Saison sehr groß, doch das hat inzwischen stark nachgelassen. Viele haben sich daran gewöhnt, und sagen jetzt, dass sie das doch gar nicht so schlecht finden. Auch die meisten Austrittsdrohungen sind zum Glück nicht wahr geworden. Was die meisten vergessen: Auch Deutschland kommt nicht umhin, sich den internationalen Regeländerungen anzupassen.

Für die nächste Saison steht schon wieder eine Änderung an, bei der Aufschlagregel. Wird den Tischtennisspielern nicht ein wenig viel zugemutet?

Keil: Der Weltverband hat in dem Kanadier Adham Sharara einen sehr aktiven Präsidenten, der die Zeit für Veränderungen gekommen sieht. Wir wollen unseren Sport attraktiver und mediengerecht machen, dafür muss man etwas tun. Tischtennis ist eine Randsportart und um das zu ändern, muss man auch zu unpopulären Maßnahmen greifen.

Sehen Sie nicht die Gefahr, dass das öffentliche Interesse trotz der Veränderungen nicht zunimmt und auch noch die treuen Anhänger verloren gehen?

Keil: Die Gefahr besteht, aber abschließend lässt sich das erst nach ein paar Jahren beurteilen. Dabei muss aber die ganze Welt berücksichtigt werden und nicht nur Deutschland. Übrigens bin ich überzeugt, dass die aktuellen Maßnahmen gar nicht so schlecht sind.

Sie werden als WTTV-Geschäftsführer ihre Ehrenämter im Verein und auf Bezirksebene beibehalten. Sehen sie nicht die Gefahr, dass andere Ihnen unzulässige Verquickungen der Ämter vorwerfen?

Keil: Das kann passieren. Doch ich denke, als DTTB-Ligasekretär im Haifischbecken Bundesliga habe ich bewiesen, dass ich ganz klar trennen kann. Was wäre wohl los gewesen, wenn ich Borussia Düsseldorf irgendwie bevorzugt hätte?

(NGZ)
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