Fechten Hübers hadert am Ende mit sich selbst

Dormagen · Richard Hübers schrieb am Samstagabend Dormagener Fechtgeschichte: Als erster TSV-Fechter stand er ein zweites Mal im Finale des Junioren-Weltcupturniers um den Preis der Chemiestadt. Doch der Russe Kamil Ibragimov war zu stark.

 Sichtlich erregt – Richard Hübers nach seiner Niederlage gegen Kamil Ibragimov (oben v. r.). Sichtlich bewegt – Robin Schrödter beim Einmarsch.

Sichtlich erregt – Richard Hübers nach seiner Niederlage gegen Kamil Ibragimov (oben v. r.). Sichtlich bewegt – Robin Schrödter beim Einmarsch.

Foto: Britta Prümm

Richard Hübers war sauer. Stinkesauer. Nicht so sehr wegen des spanischen Obmannes, der die letzten beiden umstrittenen Doppeltreffer jeweils seinem russischen Kontrahenten gutschrieb. Denn weil ihm Kamil Ibragimov bis dahin im Finalgefecht um den 38. "Preis der Chemiestadt Dormagen" mit 13:4 bereits hoffnungslos weit enteilt war, hatte das keinen Einfluss mehr auf den Ausgang.

Nein, Richard Hübers haderte mit sich selbst. Der 19-Jährige wusste genau, was schiefgelaufen war am Samstagabend vor 800 Zuschauern im Bayer-Sportcenter: Er wollte zu schnell zu viel – und scheiterte an der ausgeklügelten Taktik des Russen, dessen Weg in die Weltspitze bei den Aktiven vorgezeichnet scheint: "Vater und Mutter waren Weltklasse-Florettfechter", wusste Vilmos Szabo über die Familiengeschichte des siebten russischen Siegers in der Geschichte des Turniers, "gegen ihn kannst du verlieren."

Deshalb ist der Bundestrainer der deutschen Säbelfechter überzeugt, dass auch Richard Hübers seinen Weg gehen wird. Zumindest, wenn er beherzigt, dass auf dem Weltklasseniveau, das den "Preis der Chemiestadt" als größtes und bestbesetztes Weltcup-Turnier der Junioren auszeichnet, der Einsatz seines wuchtigen, 201 Zentimeter langen Körpers allein nicht zum Erfolg führt. "Richi muss es mehr mit Fechten versuchen", riet zur Pause angesichts eines uneinholbar scheinenden 2:8-Rückstandes auch Max Hartung – der Olympiasiebte von London moderierte gemeinsam mit seinen olympischen Mitstreitern Nicolas Limbach und Benedikt Wagner die Finalgefechte fachkundig und gut gelaunt.

Dabei hatte Richard Hübers eigentlich gar keinen Grund, sich zu ärgern. Als erster Dormagener überhaupt schaffte er zum zweiten Mal nach seinem Sieg von 2010 den Einzug ins Finale. Selbst Nicolas Limbach war das nicht vergönnt gewesen – der Olympiafünfte gewann 2003, scheiterte ein Jahr zuvor und ein Jahr danach aber jeweils im Halbfinale. In dem Hübers beim 15:7 über den Franzosen Tom Seitz sein wohl bestes Gefecht des Turniers zeigte, in das er "unheimlich schlecht 'reingekommen" war: "Am Anfang habe ich sogar gegen einen Isländer verloren", kommentierte er das 3:5 gegen Hilmar Om Jonsson, dem dann bis zum Finale nur Siege folgten – darunter im Viertelfinale ein 15:10 über den Russen Alexander Trushakov, der die Weltrangliste der Junioren anführt.

In der hat Robin Schrödter seinen Platz unter den Top-Ten gesichert. Auch Hübers' Trainingspartner startete mit einer Niederlage (2:5 gegen den Franzosen Thibaut Lanois) und marschierte dann unbeirrt bis ins Halbfinale, wo er gegen den späteren Sieger mit 10:15 den Kürzeren zog. "Diese Platzierung hat er sich hart und redlich erarbeitet", lobte Dan Costache den 19-Jährigen. Überhaupt zog der Junioren-Bundestrainer zufrieden Bilanz: "Fünf Deutsche unter den besten 16, zwei auf dem Podest, das ist ein bemerkenswertes Resultat angesichts der starken Konkurrenz." Dem wollte TSV-Fechtkoordinator Olaf Kawald nicht widersprechen: "Alle Dormagener unter den besten 64, das ist ein Riesenergebnis." Von denen belegten Rouven Redwanz und Domenik Koch gemeinsam Rang neun. Genau erfreut nahm er das viele Lob über Ausrichtung und Stimmung entgegen: "Aber mehr geht nicht – wir stoßen an unsere Grenzen."

(NGZ/ila)
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