Am Donnerstag Betriebsversammlung bei Sempell Houben: Die Chance, noch zu überleben, ist in Gefahr

Ein "schwarzer Freitag" liegt hinter der Belegschaft der Sempell AG, doch das zurzeit noch 330-köpfige Mitarbeiter-Team fürchtet Schlimmeres. Der Vorstand des Armaturen-Herstellers hatte in der Vorwoche offiziell den Abbau von 190 Stellen bekannt gegeben. "Seither hat sich die Stimmung um ein Vielfaches verschlechtert", äußerste sich am Mittwoch Betriebsratsvorsitzender Josef Houben gegenüber der NGZ.

"Wir fürchten nicht nur um den gravierenden Stellenabbau. Jetzt stehen auch noch 23 Versetzungen in die Tyco-Niederlassung nach Mönchengladbach an." Niedergeschlagen meinte er nur dazu: "Mit dem Rest, der uns dann noch bleibt, sind wir in Korschenbroich als Produktionsstätte nicht mehr überlebensfähig." Aus immer drängenderer Sorge vor dem kompletten Aus wurde Houben bereits zu Wochenbeginn aktiv. "Wir als Betriebsrat haben zunächst einen Rechtsanwalt eingeschaltet."

Der Düsseldorfer Fachanwalt, Dr. Uwe Sieberger, soll zum einen Rechtsfragen klären. Zum anderen soll der Jurist die Erstellung des Sozialplanes begleiten. Vor Ort war am Mittwoch auch Friedel Coenen. Der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Mönchengladbach will helfen und retten, was noch zu retten ist. Da sich die Krisenstimmung an der Werner-von-Siemens-Straße aber zusehends zuspitzt, hat Josef Houben für Donnerstag, 13.30 Uhr, eine Betriebsversammlung einberufen. "Wir kämpfen um unsere Stellen und um den Standort Korschenbroich", versicherte Houben, der auch heute auf Unterstützung des IG-Metall-Vertreters Coenen zählen kann.

Seine Forderung klang entschlossen: "Wir wollen endlich wissen, wie es hier weiter geht. Die Belegschaft erwartet eine offene und ehrliche Antwort von der Geschäftsführung. Sie hat ein Recht darauf." Ob Vorstandsvorsitzender Wolfgang Breme und sein Stellvertreter Dr. Achim Trasser die Karten auf den Tisch legen, wird sich am Nachmittag zeigen. Bereits in den Vorjahren musste die Sempell-Belegschaft schmerzhafte Einschnitte hinnehmen: 1996 arbeiteten noch 600 Menschen in Korschenbroich, zeitweise wurden bis zu 40 Lehrlinge ausgebildet. Nach internen Umstrukturierungen im Vorjahr blieben 330 Angestellte übrig. Ruth Wiedner

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