Korschenbroich Hoeren-Hof umwittert ein Geheimnis

Grevenbroich · Der Hoeren-Hof zählt heute zu den bekanntesten Kulturstätten in Korschenbroich. Jazzkonzerte, Mundartabende und Kunstausstellungen locken regelmäßig Hunderte Besucher an. Doch wie die Geschichte des Hofes begann, liegt im Dunkeln.

Wie es vor 50 Jahren auf dem Hoeren-Hof aussah, weiß Peter Hoeren ganz genau. "Da gab es für mich eigentlich keine Geheimnisse", sagt er. Im Stall stand das Vieh, auf dem Speicher hingen die Mettwürste zum Trocknen, in Regalen lagerte das Eingemachte. Verborgene Ecken kannte er nicht. "Ich bin da überall rumgelaufen", erinnert sich der 63-Jährige. Mittlerweile ist das anders: "Ein paar Teile des Hofes habe ich seit Jahren nicht mehr betreten", sagt er. Dafür fehlt ihm wohl auch die Zeit. Schließlich betreibt Peter Hoeren auf dem Gelände eine kleine Fattoria, er muss das rund 35 000 Quadratmeter große Grundstück pflegen, die Konzerte und Feste vorbereiten, zu denen er regelmäßig Gäste aus der Region begrüßt.

Im Laufe der vergangenen drei Jahrzehnte hat sich der fränkische Vierkanthof vom landwirtschaftlichen Familienbetrieb zu einer bekannten Korschenbroicher Kulturstätte gewandelt. Wie seine Geschichte beginnt, liegt jedoch im Dunkeln. "Wir haben sehr viel gesucht, in Archiven, Bibliotheken und im Internet. Aber leider nicht viel gefunden", erzählt Peter Hoeren. Er geht davon aus, dass der Hof um 1752 erbaut wurde.

Der gesamte Wohnbereich besteht bis heute aus geflochtenem Fachwerk. Ein weiterer Teil des Hofes könnte um 1807 dazu gekommen sein, die Scheune dann 1881 — zumindest existiert ein Eichenbalken mit entsprechender Gravur. "Früher wurde der Hof Olbetz-Hof genannt. Wir wissen aber nicht, warum", sagt Peter Hoeren.

Seine Familie ist seit 1910 im Besitz des Grundstücks. Bis 1981 betrieben die Hoerens in Raderbroich über mehrere Generationen hinweg Ackerbau und hielten Vieh. Als Jugendliche halfen Peter Hoeren und seine Schwester Maria ihrem Vater Matthias, ehemals Landrat und Bürgermeister Korschenbroichs, dabei. "Aber die treibende Kraft war eigentlich immer meine Mutter", räumt der 63-Jährige ein. Denn der Vater sei ja oft wegen der Politik unterwegs gewesen.

Noch heute, mit fast 91 Jahren, ist Helene Hoeren die unumstrittene Hofherrin in Raderbroich. Erst kürzlich habe sie sich nicht davon abbringen lassen, für die rund 300 Gäste eines Reibekuchen-Festes Apfelmus zu kochen, erzählt Peter Hoeren und lacht. Auch 2013 soll es wieder so ein Fest geben. Mundartabende, Jazzkonzerte, Wintermarkt, Kunstausstellung, Lesungen und Kabarett — Peter Hoeren lädt seit 2006 regelmäßig zu verschiedenen Veranstaltungen auf den Hoeren-Hof ein. Alles schön bodenständig, "nicht überkandidelt", sagt er — sonst passe das nicht zum Ambiente.

Eben dieses Ambiente ist übrigens zwar historisch, steht aber nicht unter Denkmalschutz. Dennoch will Peter Hoeren den fränkischen Vierkanthof so bewahren, wie er ist. Obwohl ihn dabei eine Sache mächtig stört: die modernen Kunststoff-Fensterrahmen, die seine Eltern einst einsetzen ließen.

(NGZ)
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