Reitsport "Höhenangst": RSV baut Kür um

Reitsport · Weil die Reithalle in Krumke nicht hoch genug ist, muss der RSV Grimlinghausen für die entscheidende Sichtung zur Voltigier-WM seine Kür umbauen. Auf akrobatische Pyramiden muss der Europameister notgedrungen verzichten. Der Vorschlag, die Sichtung zu verlegen, wurde abgelehnt

 Die Kür, die der RSV Grimlinghausen auf dem Rücken von Arkansas zeigt, geht hoch hinaus – zu hoch für die Halle, in der die WM-Sichtung abläuft.

Die Kür, die der RSV Grimlinghausen auf dem Rücken von Arkansas zeigt, geht hoch hinaus – zu hoch für die Halle, in der die WM-Sichtung abläuft.

Foto: D. Kaiser

Die erste Sichtung für die diesjährigen Weltmeisterschaften in Le Mans haben die Voltigiererinnen der ersten Mannschaft des RSV Neuss-Grimlinghausen gewonnen (die NGZ berichtete). Doch 22 Tausendstel Vorsprung vor dem Dauerrivalen VV Ingelsberg waren dem Sichtungsgremium der Deutschen Reiterlichen Vereinigung zu wenig, um eine endgültige Entscheidung zu treffen.

Daher werden die beiden Top-Teams der Bundesrepublik vom 15. bis 17. Juni beim internationalen Turnier in Krumke (Sachsen-Anhalt) erneut aufeinander treffen. Für die Rheinländer nicht nur ein ungünstiger Termin im Jahresplan, sondern auch ein inakzeptabler Ort. Denn die Höhe der dortigen Wettkampfhalle entspricht nicht den Vorgaben des Weltverbandes FEI – und schon gar nicht den Ansprüchen der in diesem Jahr besonders hoch gebauten Neusser Kür.

4,80 Meter misst das Bauwerk an seiner tiefsten Stelle des Zirkels. Fünf Meter Mindestmaß fordert das Reglement. Die akrobatischen Pyramiden auf dem 1,85 Meter großen Vierbeiner Arkansas ragen sogar teilweise noch darüber hinaus. Unweigerlich kommen da Erinnerungen an das Jahr 2008, als Mannschaftsmitglied Pauline Riedl beim vorerst letzten Neusser Auftritt in der Altmark schmerzliche Bekanntschaft mit dem Massivholz-Querbalken der Hallendecke machen musste. Hämatome am Schienbein waren ein mehrwöchiges Andenken, Krumke wurde fortan aus dem Jahresplan der Neusserinnen gestrichen.

In den Augen von Trainerin Jessica Schmitz summierten sich all diese Umstände zu einer klare Angelegenheit: Die Sichtung muss verlegt werden. Doch das Anliegen der 30-jährigen traf beim Gremium auf Ablehnung. "Man wolle den Veranstalter nicht vergraulen", lautete das Hauptargument. Für Schmitz unverständlich. "Wie soll ich die Sicherheit meiner Mädchen gewährleiste?", fragt die Diplom-Sportwissenschaftlerin und machte den Vorschlag, die Nominierung auf das CHIO in Aachen Ende Juni zu legen. "Hier herrschen optimale Bedingungen, die einer solchen Veranstaltung würdig sind."

Doch der deutlich spätere Termin kam für Bundestrainerin Ulla Ramge und Co. nicht in Frage. Zum einen, weil beim Weltfest des Pferdesports bereits die WM-Fahrkarten der Einzelvoltigierer vergeben werden und einigen Mitgliedern der Ingelsberger Mannschaft keine Doppelbelastung zugemutet werden soll. Zum anderen, weil den Bayern – die im Übrigen keine Bedenken angesichts der niedrigen Krumker Arena anmeldeten – sicherlich nur ungern ein Duell im "Neusser Wohnzimmer" auferlegt wird.

Die Vorgabe an die RSV-Schützlinge lautete also: Hop oder top. In den sauren Apfel beißen oder das Ticket nach Frankreich kampflos überlassen. Für die Mannschaft vom Nixhof eine eindeutige sowie einstimmige Angelegenheit: Die WM-Mission soll nicht auf diese Weise scheitern. Einhellige Ansage: "Wir werden antreten." Trotz aller Widrigkeiten.

Der Kompromiss in der Kürchoreografie lautet nun sprichwörtlich "tiefer stapeln". Des Weiteren wird Schmitz versuchen, den Zirkel des 14-jährigen Westfalen-Wallachs Arkansas während der Darbietung zu verlagern, um dem schräg abfallenden Balken auszuweichen. Trainiert wird diese Methode nun intensiv auf der heimischen Anlage. Schmitz: "Wir werden uns mit den Umständen arrangieren. Es bringt nichts, Frust zu schieben. Wir wollen mit klarem Kopf antreten und unser Bestes abrufen." Um optimal vorbereitet zu sein, haben die Rheinländer nun sogar das prestigeträchtige Pfingstturnier in Wiesbaden abgesagt.

(NGZ)
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