Hockey Drei Urgesteine packen ihre Schläger ein

Neuss · Mit dem Abschied von Philipp Weide, Steven Dühr und Christoph Martial geht bei Schwarz-Weiß Neuss eine Ära zu Ende. Im letzten Match schlägt der Hockey-Zweitligist SW Köln und beendet die starke Saison damit auf Platz zwei.

 Ihre Schicht beim HTC SW Neuss ist zu Ende: Philipp Weide, Christoph Martial und Steven Dühr (v.l.) verabschieden sich gut gelaunt.

Ihre Schicht beim HTC SW Neuss ist zu Ende: Philipp Weide, Christoph Martial und Steven Dühr (v.l.) verabschieden sich gut gelaunt.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Der 5:1-Heimsieg gestern Nachmittag im Saisonfinale der 2. Hockey-Bundesliga über SW Köln dürfte nur eine Fußnote in der seit 1928 fortgeschriebenen Geschichte des Hockey- und Tennis-Clubs Schwarz-Weiß Neuss bleiben. Und doch wird die Partie einen festen Platz im Gedächtnis der gar nicht mal so kleinen Sportfamilie im Rhein-Kreis bekommen, markierte sie doch das Ende einer Ära: In Kapitän Christoph Martial (35), Philipp Weide (35) und Steven Dühr (33) nahmen drei Akteure ihren Hut, die für alle Ewigkeit mit dem HTC verbunden schienen.

„Marta“ (Martial) und „P.W.“ (Weide) waren schon dabei, als die Jungs aus dem Jahnstadion 2007 gegen den Club an der Alster im „Golden Goal“ den Einzug ins Finale um die Deutsche Meisterschaft verpassten. Einige Monate später standen sie in Hamburg gemeinsam im Endspiel der Hallen-DM (2008) und unterlagen dem Rüsselsheimer RK. Dass ihm der ganz große Triumph bis zum Schluss verwehrt geblieben ist, sieht Martial, der 2003 in der Bonner Hardtberghalle auch am 8:7-Erfolg des HTC im kleinen Finale über den Gladbacher HTC beteiligt war, mittlerweile gelassen: „Titellos abzutreten, damit habe ich meinen Frieden gemacht“, versichert er schmunzelnd. Als bitterste Niederlage bezeichnet er ohnehin „Platz zwei beim Malwettbewerb auf der Weihnachtsfeier der Knaben D 1990.“

Weide holte 2002 mit Gladbach den DM-Titel auf dem Feld, schaffte es Anfang des Jahres als polnischer Nationalspieler auf Rang vier der Hallen-EM. Während er seine Karriere mit Dühr an seiner Seite beim HC Essen als spielendes Trainerduo unterklassig ausklingen lassen will, ist für Martial, immerhin seit 1988 am Hockey-Schläger, nun definitiv Schluss – freilich nicht so ganz ... Über seinen ältesten Sohn Philipp (11) bleibt er Schwarz-Weiß erhalten. Der Filius geht bei den Knaben des HTC auf Torejagd und bestätigt damit die schöne Redewendung: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Doch auch Klara (8) und Frederick (5) sowie seine geduldige Ehepartnerin Anne, „die den größten Anteil daran hat, dass ich so lange auf diesem Niveau Hockey spielen konnte“, sollen in Zukunft mehr von ihm haben. Und dann ist da ja auch noch sein fordernder Job als Abteilungsleiter beim Industrie- und Personenversicherer Chubb.

Aber der Abwehrchef wird seinem Team unendlich fehlen. Seine Sprüche genauso wie seine Präsenz auf und abseits des Spielfeldes. „Ich war ja nie der Übertalentierteste oder der Beste, aber das habe ich durch Ausstrahlung und Stellungsspiel wettgemacht.“ Bis heute unvergessen ist zudem sein Geniestreich in der Abstiegsrunde der Saison 2008/2009: Im Penaltyschießen gegen Harvestehude setzte er die Kugel mit einem total verrückten Heber in den Kasten. Cooler geht’s nicht. Martial verrät jedoch: „Die Aktion war aus der Not geboren. Als ich plötzlich vor dem riesigen Torhüter Timo Köllen stand, wusste ich nicht mehr, was ich machen sollte. Darum habe ich es mit dem Heber versucht. Aber du könntest mir jetzt 100 Bälle geben, das würde nicht noch ein zweites Mal klappen.“

Weide ist vor allem durch seine Last-Minute-Tore in den hochdramatischen Derbys gegen den Düsseldorfer HC und sein mitunter überbordendes Temperament bekannt. Zwar ist die Zündschnur des 35-Jährigen seit der Geburt von Söhnchen Elia nicht mehr ganz so kurz, aber der wertvolle Rat, den ihm sein früherer Coach Omar Schlingemann aus Holland einst sichtlich verzweifelt mit auf den Weg gab, gilt noch immer: „Philipp, benutz’ Deinen Kopf.“

Genau das wird Christoph Martial wohl am meisten vermissen: „Wenn du einen wie P.W. auf dem Platz siehst, denkst du doch, ’der hat einen Pfeil im Kopf’. Aber es war einfach geil, mit Typen wie ihm oder auch Sebastian Draguhn zu spielen.“ Selbst die Fahrten zu den Doppelspieltagen in Hamburg, die Monotonie zwischen den beiden Partien, gehörten irgendwie fest zu seinem Leben. „Klar, die Wochenenden waren in der Saison relativ durchgetaktet, hatten fast schon was Ritualhaftes. Aber andererseits hatte das immer was von einer Klassenfahrt – und wenn es dann zum Platz ging, hat’s gekribbelt. Das war bis zum Schluss so.“ Und darum steht für ihn nach anderthalb Jahrzehnten in der Bundesliga fest: „Hockey wird immer ein Teil von mir bleiben.“ Und das ist gut so.

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