Hockey Schwarz-Weiß lässt zu viele Chancen aus

Neuss · Gegen den am Offensivspiel nur mäßig interessierten Klipper THC Hamburg gerät Hockey-Zweitligist HTC SW Neuss sogar ins Hintertreffen, trotzdem wäre nach dem Seitenwechsel mehr möglich gewesen als ein 1:1-Unentschieden.

Das war knapp: Bei einer der seltenen Aktionen der Gäste im Neusser Schusskreis verfehlt der Ball nur knapp das Tor und den Kopf von Abwehrmann Abbas Haider.

Das war knapp: Bei einer der seltenen Aktionen der Gäste im Neusser Schusskreis verfehlt der Ball nur knapp das Tor und den Kopf von Abwehrmann Abbas Haider.

Foto: Andreas Woitschützke

Spaß ist anders. Nach dem 1:1-Unentschieden (Halbzeit 0:1) im Saisonheimdebüt gegen den Klipper THC Hamburg wirkte Trainer Matthias Gräber, den im Umfeld des Hockey-Zweitligisten HTC SW Neuss alle nur „den Schwatten“ nennen, ungewohnt angefasst. Zwar bemerkte er trotzig lächelnd, „wir haben nach zwei Spielen vier Punkte, alles okay“, doch die vorangegangenen 60 Minuten waren ihm mächtig aufs Gemüt gegangen – mehr noch als der recht späte Siegtreffer von BVB-Stürmer Youssoufa Moukoko im Duell mit seinem Lieblingsfußballklub Schalke 04.

„Sorry, mit so einem Spiel kann ich nichts anfangen“, bemerkte er ungehalten und bezog sich dabei vor allem auf die maximal unansehnliche Defensivtaktik der Hanseaten, deren disziplinierter Raumdeckung er seine Anerkennung jedoch nicht verweigern wollte: „Das hat Klipper schon gut gemacht.“ Es half den Gäste natürlich auch kolossal, dass sie sich ganz am Ende des ersten Viertels, durch einen Wechselfehler in Unterzahl geraten, bei ihrer so ziemlich einzigen Angriffsaktion mit einer Strafecke belohnten. Die nutzte Luis Bernstein zum Führungstreffer des THC. Auch das zweite Viertel brachte keine Veränderung. Der Ball war zumeist im Besitz der Neusser, die in ihrem vergeblichen Bemühen, „das irgendwie spielerisch zu lösen“ (Gräber), jede Menge Frust aufbauten.

Torchancen sprangen dabei keine heraus. Und so hätten die hinten sicher stehenden Hamburger ihren Vorsprung kurz vor dem Gang in die Halbzeitpause sogar ausbauen können: Bei ihrer zweiten Strafecke scheiterten sie mit Anton Körber aber an HTC-Keeper Konstantin Hayner, der auch den Nachschuss von Manuel Krischker in großartiger Manier abzuwehren wusste. Aus ihrer Lethargie erwachten die Hausherren erst im dritten Abschnitt, in dem die Jungs von der Elbe durch Luis Bernstein auch ihre dritte und letzte Ecke vergaben (36.). Damit stellten die Schützlinge von Trainer Peter Krüger ihre eh nur höchst sporadischen Offensivbemühungen fast gänzlich ein. Das lag allerdings auch an den Gastgebern, die im Auftrag ihres Trainers fortan ihre besten Spieler nach vorne schickten, um dem Gegner mit frühen Attacken schon weit in dessen Hälfte den Ball abzujagen.

Der nun deutlich aggressivere Auftritt zeigte Wirkung. Eigentlich wäre der Ausgleich bereits in der 38. Minute fällig gewesen, doch mit dem aus der ersten Strafecke resultierenden Siebenmeter scheiterte Krystian Sudol an THC-Torhüter David Wünschmann. Auch die aus einem Ballgewinn von Carsten Merge entstandene zweite Ecke brachte keinen Erfolg. Der wieder starke Ukrainer Vitali Shevchuk setzte die Kugel am Tor vorbei (40.). Drei Minuten später wuchtete Kapitän Jan Mausberg das Spielgerät aber aus kurzer Entfernung mit Schmackes zum überfälligen Ausgleich ins Netz.

Schwartz-Weiß blieb damit ein ganzes Viertel, um sich nach dem 6:1 zum Saisonauftakt in Braunschweig den zweiten Sieg zu holen. Und die Chancen waren da. Eine Auswahl: In der 52. Minute agierte Paul Toll drei Meter vor dem Kasten viel zu zaghaft, so dass Wünschmann sein Schüsschen parieren konnte. In der 55. Minute verpasste Sudol den von Toll scharf in den Schusskreis geschlagenen Ball, ebenfalls kein Abschlussglück hatten Bartosz Zaworski (57.) und Finn LangHeinrich (59.) bei den Strafecken drei und vier.

Und so blieb es beim aus Neusser Sicht unbefriedigenden, ja sogar ärgerlichen Remis, das die Gäste wie einen Sieg feierten. Gräber weigerte sich indes energisch, die verlorenen Punkte als Ergebnis von knapp 40 in jeder Beziehung unproduktiven Minuten zu werten. „Wieso?“ fragte er gereizt. „Ein Spiel dauert doch 60 Minuten.“ Und außerdem, fügte er erklärend hinzu, müsse man doch mal sehen, wo einige der eingesetzen Spieler herkämen. „Aus der Verbandsliga, wir sollten die Kirche also mal im Dorf lassen.“

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