Hockey Happy End gibt’s nur für einen Bruder

Neuss · Im Derby der Zweiten Hockey-Bundesliga Nord schlägt Julius Hayner mit Spitzenreiter Düsseldorfer HC den HTC SW Neuss und seinen Bruder Konstantin Hayner mit 4:3. Trotz Corona sorgen im Jahnstadion 300 Zuschauern für beste Stimmung.

 Immer feste druff: Im Duell mit seinem Bruder Julius Hayner verlor der Neusser Torhüter Konstantin Hayner (l.) sogar seinen Helm.

Immer feste druff: Im Duell mit seinem Bruder Julius Hayner verlor der Neusser Torhüter Konstantin Hayner (l.) sogar seinen Helm.

Foto: Andreas Woitschützke

Vor dem Match hatte Konstantin Hayner klargestellt, dass er im Kampf um den Ball als Torwart des HTC SW Neuss vor einer körperlichen Konfrontation mit seinem in Diensten des Düsseldorfer HC stehenden Bruders Julius Hayner selbstverständlich nicht zurückschrecken werde. Und so dauerte es am Sonntag im verregneten Jahnstadion keine fünf Minuten, bis es ordentlich im Karton rappelte. Die Brüder gerieten so heftig aneinander, dass es dem Neusser Goalie glatt den Helm vom Kopf riss. „Nix Dramatisches“, versicherte Julius Hayner hinterher zwar, fügte indes schmunzelnd hinzu. „Im Spiel habe ich gar nicht drauf geachtet. Aber ich glaube, er hat sich schon ein bisschen aufgeregt.“ Schwamm drüber.

Dass die Neusser in der fünften Partie nach dem Restart ausgerechnet im Derby ihre erste Niederlage kassierten, lag trotz der am Ende vier Gegentreffer nicht am gut gerüsteten Mann auf der Linie. Fand im Übrigen auch der Bruder: „Tatti hat gut gehalten, hat unter anderem drei von vier Strafecken nicht nur pariert, sondern auch entschärft, so dass kein Nachschuss möglich war.“ Dafür lief es im Angriff überhaupt nicht rund bei den Gastgebern. „Da war Neuss überraschend harmlos“, stellte Julius Hayner fest. Diese Auffassung teile HTC-Trainer Matthias Gräber zwar nicht unbedingt, zumal auch dem Gegner vor dem Tor trotz vermehrtem Ballbesitz nicht allzu viel eingefallen sei, trotzdem führt er mit Blick auf die am Sonntag schmerzlich vermissten Finn Langheinrich, Matthis Schäfer, Cedric Heimbach und Moritz Simon erklärend an: „Uns fehlten vier Offensivleute – von den vier Spielern auf der Bank waren drei Verteidiger.“

Die Entscheidung fiel letztlich im dritten Viertel, in dem Eric Knobling und Masi Pfandt die Gäste mit 3:1 in Führung schossen. „Da haben wir Neuss wirklich hergespielt“, fand Julius Hayner, der grundsätzlich mit dem gesamten Vortrag des Tabellenführers außerordentlich einverstanden war. „Über 50 Minuten hinweg war das unsere mit Abstand beste Saisonleistung. Eine Art Reifeprüfung. Wir hatten de facto 80 Prozent Ballbesitz. Das war über weite Strecken eine brutal souveräne Leistung.“ Gräber hatte besonders das dritte Viertel gar nicht gefallen. „Da waren wir einfach nicht griffig genug, waren in den Zweikämpfen nicht eng genug am Mann.“

Dass es für den HTC auf den letzten Drücker trotzdem fast noch zu einem Punkt gelangt hätte, sei, so Hayner, in erster Linie einer Zeitstrafe (Gelbe Karte für Moritz Butt) und Düsseldorfer Schlampigkeiten zu verdanken gewesen. „Wir haben das Hockey spielen eingestellt.“ Und Neuss hatte Sebastian Draguhn: Der Ex-Weltmeister brachte sein Team mit perfekter Quote (3/3 Strafecken) von 1:4 (54.) auf 3:4 (57.) heran. Und wenn er kurz vor Schluss auch seinen letzten Versuch erfolgreich abschlossen hätte, wäre ihm das Comeback des Jahres gelungen. Gräber sah die Sache indes gelassen: „Man hat halt gemerkt, dass bei uns viele ihr erstes Jahr in der Bundesliga spielen. Sie sind noch ein bisschen grün hinter den Ohren. Aber das ist kein Problem. Wir haben ja keine Ambitionen aufzusteigen. Wir wollen nur unter die ersten Fünf.“

Abgesehen von den drei Punkten nahm Julius Hayner von seinem Besuch in der Heimat auch das gute Gefühl mit in die Mannschaftsstammkneipe Paul’s in Oberkassel: „Wir hatten extrem viel Spaß. Die Stimmung in Neuss ist in dieser Liga schon einzigartig.“

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