Korschenbroich Hintzen verkleidet Jecke im ganzen Land

Korschenbroich · Seit 1884 entwirft und produziert das Korschenbroicher Unternehmen Hintzen Kostüme. Helmut Hintzen, der Ur-Enkel des Firmengründers, führt die Tradition fort – und setzt auf Handarbeit.

 Stolz präsentiert Helmut Hintzen (oben) ein Prinzenkostüm aus der Eigenproduktion, in der auch Maria Kleinpaß (unten) beschäftigt ist.

Stolz präsentiert Helmut Hintzen (oben) ein Prinzenkostüm aus der Eigenproduktion, in der auch Maria Kleinpaß (unten) beschäftigt ist.

Foto: Hans Jazyk

Seit 1884 entwirft und produziert das Korschenbroicher Unternehmen Hintzen Kostüme. Helmut Hintzen, der Ur-Enkel des Firmengründers, führt die Tradition fort — und setzt auf Handarbeit.

 Stolz präsentiert Helmut Hintzen (oben) ein Prinzenkostüm aus der Eigenproduktion, in der auch Maria Kleinpaß (unten) beschäftigt ist.

Stolz präsentiert Helmut Hintzen (oben) ein Prinzenkostüm aus der Eigenproduktion, in der auch Maria Kleinpaß (unten) beschäftigt ist.

Foto: Hans Jazyk

Routiniert streift Helmut Hintzen durch die großen Räume seines Kostümverleihs. Bereits zu frühsten Kindertagen lebte er dort und entdeckte die Faszination des Ladens, der damals noch von seinem Vater geführt wurde. Mittlerweile kennt der 53-Jährige hier jeden noch so dunklen Winkel, jede noch so skurrile Verkleidung und weiß zu nahezu jedem Kostüm eine Geschichte.

"Ich bin da hineingewachsen" gibt der Korschenbroicher zu, der das Familienunternehmen erfolgreich weitergeführt hat. 1884 begann sein Ur-Großvater, Schneidermeister Philipp Hintzen, mit der Herstellung und dem Vertrieb von Theaterkostümen in Korschenbroich. Schon bald belieferte er Kunden in ganz Deutschland. Sohn, Enkel und nun Ur-Enkel Helmut Hintzen führten das Geschäft, nach den beiden Weltkriegen jeweils neu beginnend, erfolgreich fort.

Einige "Schätze" aus der Anfangszeit befinden sich immer noch in Familienbesitz, wie alte Husarenuniformen aus der Kaiserzeit. "Nach dem Ersten Weltkrieg fuhr mein Ur-Großvater nach Berlin, um den verarmten Offizieren die Uniformen abzukaufen und sie weiterzuverleihen", erzählt Hintzen.

Heute sind rund 3500 Kostüme und Uniformen im Besitz des 53-Jährigen, dazu kommen unzählige Accessoires. Doch das "Prunkstück" der Firma ist nach wie vor die Eigenproduktion, in der 25 Mitarbeiter beschäftigt sind. Mit Nadel und Maschine fertigen sie Uniformen, Roben und Kostüme für den Verkauf oder für den Verleih an. "Das hat Vor-, aber auch Nachteile", sagt Helmut Hintzen, "zum einen muss ich viele Mitarbeiter bezahlen, zum anderen können wir so aber auch Qualität liefern, die andere nicht bieten können."

Auf Qualität legt der Korschenbroicher besonderen Wert, um sich von der breiten Masse abzusetzen. So werden nur die besten Materialien wie Schurwolle oder Brillant-Samt verarbeitet. "Wer zu uns kommt, um ein Cowboy-Kostüm auszuleihen, der bekommt eins aus echtem Leder, das ist der feine Unterschied", sagt er.

Dieser feine Unterschied brachte ihm im Laufe der Zeit einen großen Kundenstamm aus ganz Deutschland ein. Besonders dort, wo der Karneval eine tragende Rolle spielt, wie in Köln oder Düsseldorf, tragen große Gesellschaften seine Kostüme. Doch auch viele Schützenvereine beliefert seine Firma mit exklusiven Uniformen.

Zurzeit laufen die Produktionen auf Hochtouren — Karneval steht vor der Tür. Christel Pätz arbeitet seit 2004 in der Firma und weiß um die Wichtigkeit des Karnevalsgeschäftes. "Momentan haben wir sehr viel zu tun, aber das ist normal für diese Jahreszeit", weiß die 59-Jährige, die zudem die Individualität jedes Stückes schätzt. "Jedes Kostüm ist anders und verbunden mit vielen einzelnen Arbeitsschritten, das macht den besonderen Reiz aus."

(NGZ/rl)
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