Handball-Regionalliga Enttäuscht über Reaktion des Neusser HV

Rhein-Kreis · Zunächst war unklar, wieso Handball-Regionalligist Neusser HV die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Trainer Gilbert Lansen vorzeitig beendete. Nach Aussage des 31-Jährigen lag es an seinem angekündigten Wechsel zum TVK.

 Korschenbroichs Sportlicher Leiter Klaus Weyerbrock und Gilbert Lansen bei der Vertragsunterschrift.

Korschenbroichs Sportlicher Leiter Klaus Weyerbrock und Gilbert Lansen bei der Vertragsunterschrift.

Foto: TV Korschenbroich

Seit Montag ist klar, dass Gilbert Lansen ab nächster Saison den Trainerjob beim Handball-Regionalligisten TV Korschenbroich übernimmt. Nicht klar war bislang allerdings, warum Lansen und TVK-Lokalrivale Neusser HV kurz vor Weihnachten ihre erfolgreiche Zusammenarbeit vorzeitig beendeten. Schließlich führte Lansen die junge Neusser Mannschaft in der Regionalliga unter schwierigen Bedingungen bis zum Jahresende auf einen starken sechsten Platz. Zu den Gründen der Trennung wollen sie beim NHV bis heute nichts Konkretes sagen, doch wie es aussieht, war es wohl Lansens angekündigter Wechsel zum Nachbarverein, der ihnen überhaupt nicht schmeckte.

Jedenfalls war es nach Aussage von Gilbert Lansen so, dass er mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden wurde, nachdem er seinen Abschied zum TVK zur nächsten Saison mitgeteilt hatte. Wenig später waren sich die Neusser mit Christoph Schon, der früher schon Trainer beim NHV war, über eine Nachfolge einig. Sehr zum Leidwesen von Lansen, der seinen Rauswurf nicht nachvollziehen kann. Nach dem Derby in Korschenbroich am 11. Dezember nahmen die TVK-Verantwortlichen erstmals Kontakt mit ihm auf. „Es ist schon toll, von so einem Verein angesprochen zu werden“, betont Lansen. „Wir trafen uns einige Tage später zu einem weiteren Gespräch. Das habe ich auch in Neuss mitgeteilt, als wir unter anderem über eine weitere Zusammenarbeit für die nächste Saison sprachen, denn schließlich wäre mein Vertrag im Sommer ausgelaufen.“

Nach reiflichen Überlegungen und nach einigen Gesprächen mit Freunden sagte er dann letztlich in Korschenbroich zu, was Lansen kurz darauf auch seinem Heimatverein mitteilte. „Für mich war es klar, dass ich die Mannschaft in Neuss noch bis zum Saisonende betreuen würde“, so Lansen. Doch da hatte er offenbar nicht die wenig verständnisvolle Reaktion der NHV-Verantwortlichen einkalkuliert. Dabei war aus deren Reihen zuletzt immer das gute Verhältnis zum TVK betont worden. Schließlich hatten die Korschenbroicher den Neussern in deren Notlage ohne Trainingsstätte (im Hammfeld ist das Impfzenrum des Rhein-Krteises untergebracht) sogar die Waldsporthalle für Übungseinheiten zur Verfügung gestellt. „Ich bin nicht geneigt, ins Detail zu gehen“, erklärte Josip Jurisic, Sportlicher Leiter des Neusser HV, auf erneute Nachfrage unserer Redaktion. „Nur so viel: Wäre es so gewesen, wie Gilbert es sagt, dann wäre er auch bis Vertragsende noch Trainer bei uns. Mehr möchte ich zu diesem Thema nicht mehr sagen. Ich wünsche ihm nur viel Glück bei seiner neuen Aufgabe.“

Gilbert Lansen vermutet, wo ein weiterer Grund für seinen Rauswurf liegen könnten. „Angeblich soll ich für die neue Saison bereits in Neuss zugesagt haben, ehe ich das Angebot von Korschenbroich angenommen habe“, erklärt der 31-Jährige. „Meine Ehrlichkeit ist mir wohl zum Verhängnis geworden. Ich habe jedoch nie in Neuss zugesagt. Zwei Tage nachdem ich dem NHV meine Entscheidung mitgeteilt hatte, erhielt ich einen Anruf mit dem Inhalt meiner sofortigen Freistellung.“ Dabei sei ihm auch vorgeworfen worden, dass er die Mannschaft in der Zwischenzeit informiert habe. „Die Jungs waren zwar sehr enttäuscht, haben es aber verstanden. Ich habe ihnen auch noch gesagt, sie sollen sich beide Seiten anhören“, so Lansen. Es ist nicht zu überhören, dass bei seinen Ausführungen sehr viel Wehmut mitklingt. Für den Verein habe er 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche zur Verfügung gestanden.

„Es ist mir besonders wichtig noch zu erwähnen, dass es kein böses Blut geben soll, denn schließlich ist Neuss mein Heimatverein. Ich habe gerne mit der Mannschaft zusammen gearbeitet und glaube auch, einen guten Job gemacht zu haben, was ja auch in der Tabelle abzulesen ist“, führt Lansen aus. Trotz aller Sympathien fiel die Entscheidung pro Korschenbroich. Und das aus gutem Grund: „Ich wechsel nun zu einem der größten Vereine am Niederrhein und das ist für mich der nächste Step als Handball-Trainer“, erklärt Lansen.

Am 1. Juli beginnt er seinen neuen Job und wird dann wohl sehr zügig in die Vorbereitungsphase eintreten. „Das wird sicherlich eine interessante Aufgabe, auf die ich mich schon sehr freue“, beteuert Lansen. Dennoch gesteht er ein, dass ihm momentan die Arbeit mit der Mannschaft fehlt, was er aber einigermaßen dadurch kompensieren kann, dass er in Korschenbroich schon in die Kaderplanung mit eingebunden ist. Die Verbindung zu seinem bisherigen Team will er aber auf keinen Fall abreißen lassen. „Ich werde mir sicherlich das eine oder andere Spiel ansehen. Dann zwar nicht von der Bank, sondern von der Tribüne, woran ich mich auch erst gewöhnen muss.“

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