Das Deutsche Springderby „Hello Max war einfach genial“

Hamburg ist bei deutschen Pferdesportfans Kult wie sonst nur der CHIO in Aachen. Seit 1920 wird das Deutsche Springderby in Klein Flottbek ausgetragen und der einst vom passionierten Jagdreiter Eduard Pulvermann gestaltete Parcours gilt bis heute als der schwerste der Welt. So dauerte es 13 Jahre bis zum ersten fehlerfreien Ritt im Derbypark - 1933 durch Harald Momm. Seitdem wurde der 1230 Meter lange Parcours nur marginal verändert.

 Überflieger unter sich: Gilbert Tillmann und Hello Max landeten beim Deutschen Springderby auf Platz fünf.

Überflieger unter sich: Gilbert Tillmann und Hello Max landeten beim Deutschen Springderby auf Platz fünf.

Foto: Maik Wallrafen

Wer hier gewinnt, der geht in die Annalen des Springsports ein. Wer hier reitet, der galoppiert zwangsläufig im Schatten von Legenden. Eine Erfahrung, die Gilbert Tillmann bereits vor zwei Jahren bei seinem Debüt auf dem Derbyplatz machte, damals mit mehr als nur einem nervösen Kribbeln im Bauch. Mit Hello Max wurde er Elfter. Jetzt wagte der Grevenbroicher einen zweiten Versuch - und der endete noch besser als die Premiere: sensationell auf Platz fünf "Einfach super, das gibt es gar nicht", jubelte der 27-Jährige.

Rund 26 000 Zuschauer verfolgten, wie der Hufschmied und sein Hello Max mit nur einem Abwurf ins Ziel galoppierten. Nur an der weißen Planke direkt nach dem Wall hatte es geklappert. "Da bin ich einfach etwas schlecht den Wall 'runter gekommen, deshalb stimmte die Distanz zur Planke nicht mehr", erklärt Tillmann den einzigen Patzer seines Pferdes. "Aber Hello Max war einfach genial - ein Kämpfer in Vollendung." Lange lagen die beiden mit dem schnellen Vierfehlerritt sogar in Führung, denn Nullfehlerritte ließen wie so oft in Hamburg auf sich warten. Auch 2009 gab es davon lediglich zwei. Der erste gelang dem Mecklenburger Matthias Granzow (Passin) auf der 15-jährigen Mecklenburger Stute Antik. Als 23. von insgesamt 31 Startern bescherte er dem sehnsüchtig warteten Publikum den 145. fehlerfreien Ritt der Derby-Geschichte, dem dann die 146. Null-Runde durch einen weiteren Mann aus Mecklenburg folgte, und zwar Thomas Kleis aus Gadebusch mit der zwölf Jahre alten Holsteiner Stute Carassina. Damit war ein Stechen gesichert. Dort trat dann Kleis gegen seinen besten Freund Granzow an, wo er sich in dem verkürzten Parcours dann mit nur zwei Strafpunkten für Zeitüberschreitung (58,77 Sekunden) durchsetzte. Granzow kassierte 15 Fehlerpunkte, alleine elf für Zeitüberschreitung. Der Sieger erhielt 35 000 Euro, für Gilbert Tillmann gab es zwar "nur" 6 500 Euro, doch sein Jubel über die Leistung fiel nicht weniger laut und ausgiebig aus. "Ich bin Amateur und habe nur das eine Toppferd im Stall stehen", so Tillmann. "Für mich ist der fünfte Platz ein sensationelles Ergebnis." Umso mehr vor dem Hintergrund, dass Hello Max, der einst als Schulpferd für kleines Geld in den Stall Tillmann wechselte, fast die gesamte Saison 2008 aufgrund einer schweren Verletzung ausfiel. Doch "Gilli" machte den Schwarzbraunen mit viel Geduld und Aufwand wieder fit, trainierte Monate ausschließlich für das Derby.

"Nach 2007 habe ich natürlich Blut geleckt, ich wollte unbedingt hier noch einmal vorne dabei sein", so der ehrgeizige Reiter. Noch in den beiden Qualifikationsprüfungen sah er seine Chance auf einen erneuten Derbystart schon zerschlagen. Beide Male kam er mit drei Abwürfen über die Ziellinie galoppiert. "Die Springen waren auch extrem schwer", so der Hufschmied. Da aber die Konkurrenz ebenfalls ihre Probleme mit den Kursen hatte und viele Fehler machte, bekam er trotzdem ein Ticket für das Derby. "Und da war Hello Max dann auf den Punkt richtig fit", freute er sich. Jetzt gönnt er seinem Erfolgspferd erst mal eine ausgiebige Pause. "Die hat Hello Max sich verdient." Schließlich hat der Reiter sein Saisonziel jetzt schon erreicht, "dabei hat sie doch gerade erst richtig begonnen". Doch er will Hello Max lieber schonen: "So einen guten Partner bekomme ich vielleicht nie wieder."

(NGZ)
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