Korschenbroich Helikopter jagt entlaufene Rinder

Korschenbroich · Eine Suchaktion wie aus einem TV-Krimi: Ein Polizeihubschrauber kreiste am Mittwoch über das Raderbroicher Feld, 18 Feuerwehrleute und zwölf Polizisten durchkämmten die Gegend. Der Grund: 13 Zuchtrinder waren ausgerissen. Drei Tiere mussten während der Suche erschossen werden.

Kühe halten Korschenbroich in Atem
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Es hätte eine ruhige Nacht für Patrick Gorzelanczyk werden können. Doch damit ist um 1 Uhr morgens Schluss. Da klingelt bei Gorzelanczyk das Telefon. Er ist Ansprechpartner für Notfälle bei der Stadt Korschenbroich, es ist eine 24-Stunden-Schicht, und Gorzelanczyk ist sofort hellwach. Das, was ihm da von der Polizei in der Nacht mitgeteilt wird, klingt nach Wilder Westen: Eine Rinderherde ist ausgerissen. Jetzt streunt sie durchs Stadtgebiet. Es ist der Anfang eines Großeinsatzes, der gestern in den Mittagsstunden endet.

Um 13 Uhr haben die Einsatzkräfte nervenaufreibende zwölf Stunden hinter sich. Frank Baum, Chef der Freiwilligen Feuerwehr in Korschenbroich, steht am Feldrand in Raderbroich. Der Polizeihubschrauber, der die Suche vier Stunden lang aus der Luft unterstützte, dreht ab. "Das war's", sagt Baum. Zwar ist eines der 13 jungen Zuchtrinder, die von ihrer Weide ausgebüxt sind, noch nicht gefunden. Aber es bestehe keine Gefahr. "Das verbleibende Tier entwickelt ohne seine Herde kein unruhiges Verhalten", erklärt Baum.

Neun der Tiere befinden sich zu diesem Zeitpunkt schon wieder bei ihrem Besitzer. Eines der Rinder kämpft noch mit den Folgen einer Narkotisierung, die ihm Tierarzt Christian Kolberg mit einem Schuss aus dem Betäubungsgewehr verpassen musste. Es war ein Bild, wie man es aus Safari-Dokumentationen im Fernsehen kennt: Der Tierarzt schoss aus dem tief fliegenden Polizeihubschrauber auf das aufgescheuchte Tier — aus etwa 35 Metern Entfernung. Nur mit einer Betäubung ließ sich das Rind einfangen. So glimpflich ging es nicht für alle Tiere aus.

Drei Rinder überlebten die nächtliche Flucht nicht. Eines wurde schwer verletzt vom Suchtrupp auf den Schienen der Bahnstrecke zwischen Mönchengladbach und Düsseldorf gefunden. Ein herbeigerufener Jäger musste es erschießen. Auch zwei weitere Tiere mussten im Lauf der Suche auf Wunsch des Besitzers erlegt werden.

Den Landwirt, der namentlich nicht genannt werden möchte, hat der Zwölf-Stunden-Einsatz mitgenommen. Er sucht nach Erklärungen, weshalb die Rinder ausgerissen sind. "Die Tiere müssen in totaler Panik gewesen sein", meint er. Die Weide ist verwüstet. Der Zaun sieht aus, als wäre er niedergewalzt worden.

Seinen Tieren hat er erst einmal Ruhe verordnet und sie im Stall untergebracht. "Es wird dauern, bis sich ihre Aufregung und Verunsicherung gelegt hat", sagt der Landwirt. Er hofft, dass das letzte Ausreißer-Rind wohlbehalten gefunden wird und dann alles ausgestanden ist.

Für den Einsatz des Polizeihubschraubers — pro Stunde fallen Kosten von rund 2000 Euro an — wird er wohl nicht zahlen müssen. Das bestätigt Diane Drawe, Sprecherin der Kreispolizei in Neuss. "Wir gehen zurzeit davon aus, dass er dafür nicht aufkommen muss." Die Beamten sind unter Tel. 110 auch Ansprechpartner für Bürger, die das noch freilaufende Rind entdecken.

(NGZ/rl)
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