Galopp Hein Bollow blieb an Silvester allein

Jockey-Legende Hein Bollow war da, Galopp-Präsident Albrecht Woeste auch. Nur das offizielle Neuss fehlte einmal mehr am letzten Renntag des alten Jahres – die Stadt tut sich weiterhin schwer mit einer ihrer wenigen überregional bedeutsamen Attraktionen.

 Attraktiver Sport vor guter Kulisse am letzten Tag des alten Jahres — nur im Rathaus interessiert sich niemand für Galopprennen.

Attraktiver Sport vor guter Kulisse am letzten Tag des alten Jahres — nur im Rathaus interessiert sich niemand für Galopprennen.

Foto: Klaus-Jörg Tuchel

Jockey-Legende Hein Bollow war da, Galopp-Präsident Albrecht Woeste auch. Nur das offizielle Neuss fehlte einmal mehr am letzten Renntag des alten Jahres — die Stadt tut sich weiterhin schwer mit einer ihrer wenigen überregional bedeutsamen Attraktionen.

 Dreifache Siegerin beim Neusser Silvesterrenntag: Stefanie Hofer, hier mit Primera Vista, hat ihren Reitunfall bestens überstanden.

Dreifache Siegerin beim Neusser Silvesterrenntag: Stefanie Hofer, hier mit Primera Vista, hat ihren Reitunfall bestens überstanden.

Foto: NGZ

Nein, angefreundet haben sich die Neusser mit ihrer neuen Rennbahn immer noch nicht. Eher schon arrangiert. "Immer wenn ich aus Richtung Südbrücke komme und das Ding angestrahlt im Dunkeln sehe, denke ich: wie schön", sagt Peter Ritters. Nur um anzufügen: "Immer, wenn ich direkt davor stehe, denke ich: wie besch . . ."

So wie dem Neusser Urgestein, seit knapp drei Monaten Vorstandsmitglied des Neusser Reiter- und Rennvereins, geht es den meisten Bahnbesuchern, wenn sie an das im November 2009 eröffnete "Haus am Rennbahnpark" denken. So offenbarte auch der — angesichts des nasskalten Wetters am letzten Tag des alten Jahres gut besuchte — Silvesterrenntag erneut schonungslos die Schwächen des für mehr als acht Millionen Euro errichteten Baus aus der Planungsschublade von Professor Benedikt Stahl.

"Der hat sich seit der Eröffnung nie wieder hier blicken lassen", sagt Ritters. Er und seine Vorstandskollegen versuchen seit November, das Beste aus der Situation zu machen. Wobei es schon ein wenig paradox anmutet, dass die Bahnbesucher sich am Hessentor erst wieder wohl fühlen, seit das Flair früherer Tage mit Partyzelt und Dippls Waffelbude, zu Silvester besonders als Glühweinlieferant umlagert, dort wieder eingezogen ist.

Was den neuen Vorstandsmitgliedern um Peter Ritters und Friedhelm Thissen zu verdanken ist. Die hatten auch für die Weihnachtsbäume — eine Spende von Stephan Hilgers — und überhaupt dafür gesorgt, dass die jüngsten beiden Renntage trotz widriger Umstände über die Bühne gehen konnten. "Dafür gebührt ihnen Dank, was hier geleistet wurde, ist nicht selbstverständlich", meinte Albrecht Woeste.

Der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzender des Henkel-Konzerns, kurz vor Eröffnung des Neusser Rennbahnhauses zum Präsidenten des Galopper-Dachverbandes gewählt, zeichnete bei der Championatsehrung die Besten ihrer Zunft aus, von denen nur Eduardo Pedroza fehlte: Er weilt auf Heimaturlaub in Panama. Dass sich der Jockeychampion von seiner dänischen Freundin vertreten ließ, tat zumindest der optischen Seite der ansonsten eher in bescheidenem Ambiente abgehaltenen Ehrung gut.

Die wurde zwar von Klaus Göntzsche gewohnt launig und sachkundig moderiert, litt aber darunter, dass es den meisten Zuschauern nach dem sechsten Rennen schlicht zu kalt und zu nass war. Zumindest gab es ein Novum: Sonst stets in Skiurlaub, überreichte diesmal Jan Antony Vogel als Präsident des Neusser Reiter- und Rennvereins die Ehrengaben des Gastgebers. Und konnte dabei sogar in Axel Kleinkorres den erfolgreichsten Neusser Trainer auszeichnen, der im Vorjahr noch durch Abwesenheit geglänzt hatte.

Auch ein Zeichen, dass sich einiges verändert hat auf der Bahn am Hessentor. Unverändert ist jedoch das Desinteresse, das das "offizielle" Neuss eine seiner wenigen überregional bedeutsamen Institutionen entgegenbringt: Aus Rat und Verwaltung hatte niemand am letzten Tag des alten Jahres den Weg zur Rennbahn gefunden. Nicht einmal, um der kürzlich 90 Jahre alt gewordenen Jockey-Legende Hein Bollow die Hand zu schütteln. Gut, dass es Peter Ritters gibt — der erledigte auch das.

(NGZ)
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