Jüchen Heim für verwaiste Schafe

Jüchen · Gabriele und Georg Hofmann haben die Pflege für die drei Moorschnucken übernommen, die nach Pfingsten plötzlich in Wey auftauchten. Noch immer ist es vollkommen ungeklärt, woher die Tiere eigentlich kommen.

 Auf der ehemaligen Ziegenwiese gibt sie den Fundschafen ein neues Zuhause: Gabriele Hofmann aus Wey. Zumindest bis zum Winter ist für die Unterbringung der besitzerlosen Tiere gesorgt.

Auf der ehemaligen Ziegenwiese gibt sie den Fundschafen ein neues Zuhause: Gabriele Hofmann aus Wey. Zumindest bis zum Winter ist für die Unterbringung der besitzerlosen Tiere gesorgt.

Foto: L. berns

Die Gänse auf der früheren Ziegenwiese von Gabriele (59) und Georg Hofmann (63) haben Gesellschaft bekommen: Jetzt stehen die herrenlosen Schafe, die Ordnungsamt und Polizei eingefangen hatten, in Wey. Noch immer ein Rätsel: wie die Wollknäule überhaupt in Freiheit gelangen konnten.

Die Gemeinde Jüchen muss die Fundtiere sechs Monate lang "verwahren". Ihr Glück: Das Ehepaar Hofmann aus Wey übernimmt die Pflege. "Ursprünglich sollten die Schafe ins Tierheim gebracht werden. Aber das ist nicht nötig — es geht ihnen gut bei uns", sagt die Tierliebhaberin, die auch die Dorfgemeinschaft führt. Sie bietet den Schafen saftiges Gras, frisches Wasser "und alle zwei Tage erhalten sie trockenes Brot aus der Hand". Bis zum Winterbeginn könnten die Schafe auf der Hofmann'schen Wiese bleiben. Aber: "Dann können wir sie nicht mehr hier behalten, denn der Stall eignet sich nur als Unterstand für die warme Jahreszeit. Im Winter ist es für die Schafe zu kalt", sagt Gabriele Hofmann.

In den vergangenen Jahren tauchten immer wieder herrenlose Tiere in Jüchen und Umgebung auf. Polizeipressesprecher Hans-Willi Arnold weiß: "Putzige Tiergeschichten sind leider selten. Der Alltag beschert uns oft vergiftete Hunde oder Katzen — oder Pferde mit abgeschnittenen Schweifen." Was tun, wenn ein Tier allein gefunden wird? "Das Ordnungsamt ist der richtige Ansprechpartner", so Arnold. Die Beamten würden sich um eine Unterbringung kümmern, bis der Besitzer gefunden wird.

Auch für Gemeindesprecher Norbert Wolf ein eher unbekanntes Thema — Wolf hatte bisher nichts mit Schafen zu tun. Er ist froh, dass die Tiere eine artgerechte Bleibe gefunden haben. Bisher sei noch kein Fundtier so lange geblieben: "Meist sind es entlaufene Hunde, die nach kurzer Zeit von ihren erleichterten Besitzern abgeholt werden." Einmal sei in Jüchen ein besitzerloses Pferd aufgetaucht — "aber auch das wurde schnell vom Eigentümer zurück in den heimischen Stall geholt". Wolfs Erklärung für die gefundenen Schafe: "Vielleicht wurden die Moorschnucken gestohlen und wieder ausgesetzt." Oder sie gehörten ursprünglich zu einer Herde mit so zahlreichen Exemplaren, dass ihr Verlust noch nicht aufgefallen sei.

Bisher haben sich einige Interessenten, darunter ein Schäfer, bei der Gemeinde gemeldet. Sie wollen den Tieren nach Ablauf der sechsmonatigen Verwahrfrist ein neues Zuhause geben. Gabriele Hofmann blickt dem bevorstehenden Abschied mit einem weinenden und einem lachenden Auge entgegen: "Einerseits hängt mein Herz an den Tieren. Aber ich freue mich, wenn sie ein gutes neues Heim bekommen."

(NGZ)
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