Jüchen Hausmuseum in Hochneukirch

Jüchen · Nach ihrem Umzug von Alt-Otzenrath hat Inge Broska das alte Hochneukircher Pfarrhaus zu einem Museum umgewandelt. Dort hortet die Performance-Künstlerin ihre Erinnerungen an vergangene Zeiten.

 Inge Broska am Eingang zum alten Hochneukircher Pfarrhauses. Im Inneren hat die Künstlerin ihr eigenes Hausmuseum eingerichtet.

Inge Broska am Eingang zum alten Hochneukircher Pfarrhauses. Im Inneren hat die Künstlerin ihr eigenes Hausmuseum eingerichtet.

Foto: M: Reuter

Der letzte Blick von Inge Broska fiel damals, kurz bevor ihr Haus in Alt-Otzenrath zum Abriss freigegeben worden war, noch einmal durch den Schlitz im Briefkasten. Die Künstlerin sah aber nicht eine verstaubte, große Leere, sondern einen festlich geschmückten Tisch, so als würden Gäste erwartet. Das ist Inge Broska: Sie macht aus allem ein Event. Auch wenn es noch so weh tut.

Inzwischen hat sie sich in Hochneukirch in dem Alten Pfarrhaus von 1903 eingelebt, ihre Sammlung untergebracht. Aber fertig wird sie nie, denn sie hebt alles auf: Selbst aus den ältesten und unansehnlich-verbeulten Töpfen, ausgelatschten Schuhen, Pfannen und Haushaltsgeräten lässt sie ein kleines Kunstwerk entstehen.

Wie auch das im Keller eingerichtete Scherbenmuseum. Hierfür hat sie sogar beim NRW-Recylingpreis den zweiten Platz eingeheimst. 2500 Euro gab es dafür. Nicht nur Bestätigung für Inge Broskas Sammelwut, sondern auch ein Stück Kultur, die bei den meisten Leuten auf den Müll wandert. So ist auch ein Küchenschrank aus den 50er Jahren ein Kunstwerk geworden.

Die Performance-Künstlerin hat alte, meist vergessene Worte in Otzenrather Platt mit Filzstiften auf die Türen notiert. Innerhalb der sechs Jahre, die Inge Broska jetzt hier wohnt, hat sie fast alles katalogisiert. Der Betrachter steht fassungslos vor alten Waschbecken, Fenstern, auch Kirchenfenstern ohne Glas, leeren Vogelnestern, Blechkannen, Schränken, Putten, Krimskrams von anno dazumal, alte und neue Kunst, Plattenspielern aus den 50ern, Flötenkesseln, Setzkästen, Bügeleisen, Ton- und Blechkannen, verrotteten Rührbesen, Waagen. Sogar Omas alter Kohlenofen wärmt wie früher mehr recht als schlecht noch die über hundert Jahre alte Küche.

Spannend ist der Gipsabdruck von einem halben Schwein über der Küchentür. Es stammt vom Kölner Schlachthof. Die Form ist erhalten geblieben, da sie mit Wachs, Seidenpapier und Linnen stabilisiert wurde. Das halbe Schwein erinnert an einen Lehrer von Inge Broska, den Eat-Art-Künstler Daniel Spoerri. Ein Rundgang durchs Haus, er weckt Erinnerungen an alte Zeiten, ans vorletzte und letzte Jahrhundert und auch die Jahre vor und nach den beiden Weltkriegen.

Und wenn man erst den verwilderten Garten mit riesigen Mohnblumen, Akeleien, Hortensien und anderen Blüten und Pflanzen sieht, denkt man unwillkürlich an Claude Monets berühmtes Gartenbild. Zwischen all den Blüten, den drei- bis vier Meter hohen Kirschlorbeerbäumen stehen klapprige, alte Liegestühle. Die als Tischplatte verwendeten Steine stammen aus dem alten Otzenrather Garten. Inzwischen plant Inge Broska, ihre ungewöhnliche Sammlung in Form einer Stiftung oder als Heimatmuseum der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

(NGZ)
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