Lokalsport Hanna besiegt den kahlen Riesen

Neuss · Der Neusser Extremsportler fährt gleich vier Mal auf den mystischen Mont Ventoux in der Provence.

 Am Ziel: Mike Hanna auf dem Mont Ventoux.

Am Ziel: Mike Hanna auf dem Mont Ventoux.

Foto: TG

"Bekloppt", das muss man wohl sein, um den Mythos Mont Ventoux gleich vier Mal an einem einzigen Tag zu erklimmen. Triathlet Mike Hanna hat sich dieser Herausforderung gestellt und den wohl berühmtesten Berg der Tour de France mit dem Rad bezwungen. Nun ist der Neusser Mitglied des "Club des Cinglés du Mont Ventoux" oder auf deutsch gesagt: "Klub der Bekloppten".

Eine riesige Geröllwüste ragt in den Alpen hervor: der Mont Ventoux. Dessen Steigungen von bis zu elf Prozent fürchten selbst die Profiradsportler. Kaum eine Pflanze wächst auf dem kahlen Berg, den die Tour de France in ihrer schon über hundertjährigen Geschichte erst 15 Mal in Angriff genommen hat. Gerade bei den Ausgaben nach der Jahrhundertwende zählte der Koloss immer wieder zu den Highlights der Frankreich-Rundfahrt. Auch in diesem Jahr wird das Peleton um die Spitzenfahrer Chris Froome, Bergfloh Nairo Quintana und die deutschen Sprintasse Marcel Kittel oder André Greipel den "Erbarmungslosen" befahren. Am 14. Juli geht es von Montpellier aus ohne große Umwege zur Bergankunft am berühmten Funkturm auf der Spitze des Giganten.

Mike Hanna hat den Profis bereits einiges voraus. Er ist den Berg gleich vier Mal an einem einzigen Tag hinaufgeklettert. Neben einem geschotterten Forstweg führen drei asphaltierte Straßen auf den kahlen Riesen. Es gibt sogar einen Klub für die Bezwinger des Mont Ventoux. Gleich drei verschiedene Möglichkeiten führen zur Aufnahme: Den "Cinglé", bei dem man an einem Tag die drei gepflasterten Wege hinauffährt, den "Galérien", der noch die Forststraße einschließt und den "Bicinglette", einen doppelten "Cinglé". "Ich habe mich nach dem Mönchengladbacher Radmarathon entschieden, mich der Aufgabe anzunehmen. Weil ich bekloppt bin, stand der Klub beim mir seit 2011 ziemlich weit oben auf der Agenda", sagt Hanna schmunzelnd. Nach erfolgreicher Anmeldung für die Option "Galérien", was so viel heißt wie Sklave des Berges, startete der Sportler der TG Neuss um 6.30 Uhr seine Mission. Begleitet von seiner Frau Susanne ging der Ironman auf die Strecke. "Ich habe mich als erstes für die Mountainbikefahrt entschieden", sagt Hanna - und im Nachhinein weiß er nun: "Das war die richtige Entscheidung." Nach drei Stunden war die erste Bergauf und -abfahrt absolviert. Nach dem Radwechsel in Bédoin ging es an den Aufstieg, den auch die Profis bei der Tour in diesem Jahr in Angriff nehmen werden. "Ich hatte viel Zeit, um die Atmosphäre zu genießen. Anders als bei manchem Wettkampf habe ich alles wahrgenommen", berichtet der selbst ernannte "Bekloppte". Im Vergleich zu den ersten beiden Auffahrten veränderte sich das Wetter schlagartig. Nachdem die Sonne richtig aufgegangen war, brütete auf dem Mont Ventoux die Hitze. Der Berg ist berühmt für seine Temperaturwechsel. Dank des Supports von Ehefrau Susanne war der Radfahrer aber immer gut versorgt. Neben dem Radwechsel kümmerte sie sich um Verpflegung und die richtige Bekleidung.

Nach insgesamt elf Stunden Fahrtzeit, 138 Kilometern und 6020 Höhenmetern kam Hanna wieder in Bédoin an und durfte sich als neues Mitglied des Club du Cinglés feiern. Der Extremsportler ist nun einer von knapp 500, die den Mont Ventoux gleich vier Mal an einem einzigen Tag erklommen haben. Auch der Neusser Polizist Dirk Gütte wurde erst vor kurzem zum "Sklaven des Mont Ventoux".

(NGZ)
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