Handball TSV Bayer Dormagen schreibt Geschichte

Dormagen · Dem 24:22 über Lübeck-Schwartau fügt der Zweitligist aus Dormagen einen 27:24-Erfolg in Wilhelmshaven hinzu – der erste Sieg an der Nordsee im sechsten Anlauf seit 2006. Am Mittwoch kommt der VfL Gummersbach zum Topspiel.

 Filip Baranasic, Martin Juzbasic, Alexander Senden, Fynn Johannmeyer, Patrick Hüter, Toni Juric, Benni Richter, Aron Seesing und Ian Hüter (v.l.) feiern den Sieg des TSV Bayer Dormagen über den VfL Lübeck-Schwartau und den Sprung auf Tabellenplatz vier.

Filip Baranasic, Martin Juzbasic, Alexander Senden, Fynn Johannmeyer, Patrick Hüter, Toni Juric, Benni Richter, Aron Seesing und Ian Hüter (v.l.) feiern den Sieg des TSV Bayer Dormagen über den VfL Lübeck-Schwartau und den Sprung auf Tabellenplatz vier.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Ja, schon am Mittwoch kommt der VfL Gummersbach zum Topspiel ins Sportcenter, doch nach dem 27:24-Erfolg (Halbzeit 16:9) am zweiten Weihnachtstag beim Wilhelmshavener HV gönnte Trainer Dusko Bilanovic seinen Jungs nicht nur das ein oder andere Bierchen auf der rund 360 Kilometer langen Rückfahrt an den Rhein, sondern auch einen trainingsfreien Sonntag. „Ich bin einfach superstolz auf die Mannschaft“, sagte der Serbe.

 Und damit meinte er nicht nur die Partie am Jadebusen, sondern den ganzen zurückliegenden Monat. Seit dem 28. November war der TSV Bayer Dormagen in der 2. Handball-Bundesliga sieben Mal im Einsatz, absolvierte zuletzt vier Spiele innerhalb von elf Tagen und gewann davon drei – die sogar in Folge. Für den Coach der letzte Beweis, dass sein Team topfit ist, trotz der Langzeitausfälle von Sven Bartmann, Carlos Iliopoulos und Julian Köster. Zudem: Am Samstag „haben wir Geschichte geschrieben“, erfuhr Bilanovic von Handball-Geschäftsführer Björn Barthel. In der Nordfrost-Arena fand nämlich eine schwarze Serie ihr Ende: Seit 2006 hatte der TSV alle fünf Partien im Wilhelmshaven verloren.

Dass den Gästen nur drei Tage nach dem vor allem kämpferisch so überzeugenden 24:22-Heimsieg über den bärenstarken VfL Lübeck-Schwartau wiederum ein Glanzstück gelingen würde, hatte sich schon zu Beginn des Duells mehr als nur angedeutet: Nach Treffern von Joshua Reuland (2), André Meuser, Ian Hüter, Jakub Sterba, Jan Reimer und dem am Ende sieben Mal erfolgreichen Alexander Senden lag Dormagen in der achten Spielminute mit 7:0 vorne. Für Bilanovic kein Zufall, sondern das Ergebnis effektiver Vorbereitung: „Wir haben ihre Wege total zugemacht.“

Natürlich ahnte er schon da, dass der WHV längst nicht geschlagen war, denn trotz der Abgänge wichtiger Akteure wie Spielmacher Juan de La Pena, dem Rückraumlinken Tobias Schwolow und Kreisläufer Nils Torbrügge (siehe Info-Kasten) „sind die immer noch super besetzt.“ Zudem fing sich der auch in der Innenverteidigung unverzichtbare André Meuser früh seine zweite Zeitstrafe ein. Seinen Rückraum-Posten auf halbrechts übernahm Fynn Johannmeyer (19). Auch Jan Reimer (wird am Mittwoch 20) sowie der A-Jugendliche Aron Seesing mussten damit früh ran.

Entscheidend für Bilanovic, dessen Schützlinge mit 12:4 (20.), 15:6 (26.) und noch in der 42. Minute mit 21:14 vorne lagen, war indes, „dass wir immer kühlen Kopf bewahrt haben.“ Selbst als die Hausherren, gestützt auf den famosen Ex-Dormagener Jens Vortmann im Tor, beim 21:23 (52.), 22:24 (54.) und 23:25 (57.) gefährlich nah herankamen und Reuland sowie Benni Richter in der Schlussphase beim Spielstand von 27:24 mit Siebenmetern an Vortmannn scheiterten, habe er sich keine Sorgen gemacht, versicherte der Coach. „Der klare Vorsprung zu Beginn hatte es uns erlaubt, viel zu wechseln. Darum waren wir am Schluss noch frisch, haben den Gegner nie mehr als bis auf zwei Tore herankommen lassen.“

Ähnlich selbstbewusst hatten die Dormagener schon am Tag vor Heiligabend gegen den VfL Lübeck-Schwartau agiert. Ihr Meisterstück war der starken Abwehr dabei gegen die Schlüsselspieler der Ostseestädter gelungen: Regisseur und Vollstrecker Julius Lindskog Andersson war ebenso kein Faktor wie Felix Kasch und der ehemalige Dormagener Carl Löfström am Kreis. Trainer Piotr Przybecki ließ Andersson, in der vergangenen Zweitliga-Saison im Trikot des TuS Ferndorf zum „Spieler des Jahres“ gewählt, fast die komplette zwei Hälfte auf der Bank. „Er darf irgendwann ja auch mal eine schlechte Phase haben“, begründete er, vergaß darüber hinaus jedoch nicht den Anteil des Kontrahenten am misslungenen Auftritt des Schweden: „Dormagen hat ihn gut verteidigt.“ Gleiches galt für Löfström, der in der entscheidenden Phase auch deshalb gleich mehrfach in TSV-Torhüter Martin Juzbasic seinen Meister fand. „weil wir ihm genau erklärt hatten, was Carl kann und was er nicht kann“, verriet Bilanovic schmunzelnd.

Durch die kleine Siegesserie hat sich seine Truppe auf Tabellenplatz vier geschoben, was das Duell mit dem VfL Gummersbach am Mittwoch (19.30 Uhr) zu einem Topspiel macht. Und auch das findet der Dormagener Trainer natürlich fein. „Damit hätte vor der Saison zu diesem Zeitpunkt doch niemand gerechnet.“ Er bedauert nur, „dass wegen der Corona-Scheiße niemand in die Halle darf. So ein Spiel verdient 3000 Zuschauer.“ Und die hätte der Klassiker mit Sicherheit gezogen.

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