Handball Mit diesem Topspiel hat keiner gerechnet

Dormagen · Im letzten Spiel der 2. Handball-Bundesliga vor der WM-Pause empfängt der Tabellenvierte TSV Bayer Dormagen den Zweiten und heißen Aufstiegskandidaten VfL Gummersbach. Die Gäste gewannen zuletzt neun Mal hintereinander.

 Ausgerechnet der Einsatz des beim historischen Sieg in Wilhelmshaven mit sieben Toren überragenden Dormageners Alexander Senden ist im Topspiel gegen Gummersbach fraglich.

Ausgerechnet der Einsatz des beim historischen Sieg in Wilhelmshaven mit sieben Toren überragenden Dormageners Alexander Senden ist im Topspiel gegen Gummersbach fraglich.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Dusko Bilanovic wirft so schnell nichts um, doch vor dem Gastspiel des VfL Gummersbach am Mittwoch (Anpfiff 19.30 Uhr) im TSV Bayer Sportcenter könnte es selbst dem erfahrenen Trainer des Handball-Zweitligisten TSV Bayer Dormagen ein wenig schwindelig werden. Dass seine Jungs dem zwölfmaligen Deutschen Meister mal in einem Spitzenspiel gegenüberstehen würden, haut ihn glatt aus den Socken. „So etwas wäre doch vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen, einfach unglaublich.“

Nur zur Einordnung: Noch in der Saison 2017/2018, damals spielte der TSV in der 3. Liga, trennte die beiden Klubs Welten. Klar, nach dem erstmaligen Abstieg der Gummersbacher aus dem Oberhaus 2019 waren sie schon in der wegen Corona abgebrochenen Spielzeit 2019/2020 in Dormagen aufgelaufen – und gewannen deutlich mit 28:22 –, doch davor hatten sich die Wege der West-Rivalen ewig lange nicht mehr gekreuzt. Das letzte Erstliga-Duell datiert vom 23. März 2011, als ein gewisser Dormagener Handball-Club (DHC) Rheinland bei den Oberbergischen mit 26:34 unterlag.                

Kein Wunder also, dass Bilanovic gerade diese Partie packt. „Und man kann sich gar nicht vorstellen, was hier los gewesen wäre, wenn Zuschauer in die Halle dürften“, fügt er mit Blick auf den coronabedingten Lockdown an. Denn wo laut Tabelle Topspiel draufsteht, ist auch ein Topspiel drin: Dormagen, Vierter mit  16:8 Punkten, gewann im Dezember vier von sechs Spielen – zuletzt gegen Emsdetten (28:22), Lübeck-Schwartau (24:22) und Wilhelmshaven (27:24) drei in Folge. Gummersbach hat seit der 25:27-Niederlage am dritten Spieltag in Hamm 18:0 Punkte geholt und steht mit jetzt 22:2 Zählern nur deshalb nicht ganz oben, weil Spitzenreiter HSV Hamburg (24:4) zwei Partien mehr ausgetragen hat. Kein schlechtes Zwischenzeugnis für Gudjon Valur Sigurdsson bei seinem Einstieg ins Trainergeschäft. Gegen den ehemaligen Weltklasse-Linksaußen – gewann mit Island 2008 Olympia-Silber, mit dem FC Barcelona 2015 die Champions League sowie mit dem THW Kiel (2013, 2014) und den Rhein-Neckar Löwen (2017) den Deutschen Meistertitel – hat Bilanovic selber noch gespielt, seinen Co-Trainer Anel Mahmutefendic kennt er ebenfalls. Überhaupt pflege man zu den Gummersbachern, bei denen in Christoph Schindler ein ehemaliger Dormagener als Geschäftsführer im Einsatz ist, ein gutes Verhältnis. In der Vorbereitung standen sich die beiden Klubs schon einmal gegenüber. Das Match endete 30:30, allerdings vermag VfL-Linksaußen Raul Santos daraus keine nachhaltigen Schlüsse zu ziehen. „Damals haben bei ihnen viele Spieler gefehlt, deshalb kann man nicht sagen, ob Dormagen da schon am Maximum gespielt hat.“ Der vor dieser Saison nach Stopps beim THW Kiel und dem SC DHfK Leipzig nach Gummersbach, wo er in den Jahren zwischen 2013 und 2016 den Durchbruch als Bundesliga-Profi geschafft hatte, zurückgekehrte Österreicher kann mit dem Kontrahenten eine Menge anfangen: „Aktuell spielen sie sehr stabil, bieten einen sehr guten Handball und stehen gut in der Abwehr. Zudem hat Dormagen sehr gute Shooter.“ Mit der Favoritenrolle des VfL im Derby kommt der 27-Jährige aber ebenso problemlos klar wie der vom Erstligisten MT Melsungen gekommene und auf Anhieb zum Kapitän beförderte Spielmacher Timm Schneider. Für den steht fest: „Als ich unterschrieben habe, war es mein Ziel, aufzusteigen und daran hat sich nichts geändert.“

 Das deckt sich mit der Einschätzung des Dormagener Trainers, der die Gäste am Ende der Saison unbedingt auf einem der ersten beiden Plätze erwartet. Einen Grund, den Widerstand von vornherein aufzugeben, sieht er darin indes nicht. Bedeutend mehr betrübt ihn die personelle Situation: Der beim 27:24-Sieg in Wilhelmshaven mit sieben Treffern überragende Alexander Senden ist gesundheitlich angeschlagen. Da auf der „Königsposition“ im linken Rückraum in Julian Köster und seit dem Spiel gegen Lübeck auch Ante Grbavac schon zwei seiner Kollegen verletzt ausfallen, könnte dort auf den erst 17-jährigen Lucas Rehfus ein (Handball-)Abenteuer warten.  

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort