Handball In einer Woche kommt der THW Kiel

Dormagen · Die Handball-Saison hat noch gar nicht begonnen, da wartet auf die heimischen Fans schon das erste Highlight: Zum Jubiläumsspiel „70 Jahre Handball in Dormagen“ gastiert der dreifache Champions League-Sieger und Deutsche Rekordmeister THW am Samstag (10. August, 16.30 Uhr, Bayer-Sportcenter) beim TSV Bayer Dormagen. Ein Blick in die Geschichtsbücher beider Klubs.

 Niklas Landin, Ole Rahmel, Lukas Nilsson und Patrick Wiencek (v.l.) freuen sich auf das Gastspiel des THW Kiel beim TSV Bayer Dormagen, nur Andreas Wolff (3.v.l.) ist am kommenden Samstag nicht mehr dabei, wenn der Deutsche Rekordmeister im Bayer-Sportcenter aufläuft.

Niklas Landin, Ole Rahmel, Lukas Nilsson und Patrick Wiencek (v.l.) freuen sich auf das Gastspiel des THW Kiel beim TSV Bayer Dormagen, nur Andreas Wolff (3.v.l.) ist am kommenden Samstag nicht mehr dabei, wenn der Deutsche Rekordmeister im Bayer-Sportcenter aufläuft.

Foto: dpa/Frank Molter

Es gibt Geschichten, die sind so gut, dass sie eigentlich nur erfunden sein können. Diese hier ist wahr: Am 10. Januar 2001 gelang dem TSV Bayer Dormagen der letzte seiner insgesamt acht Siege in einem Pflichtspiel gegen den THW Kiel. Beim 26:24 (Halbzeit 12:11) vor 1450 Zuschauern in der ausverkauften Dreifachhalle an der Konrad-Adenauer-Straße war ein gewisser Viktor Szilagyi mit neun Toren bester Werfer auf Seiten der Gastgeber.

Wenn der THW Kiel am kommenden Samstag (10. August, Anwurf im Bayer-Sportcenter ist um 16.30 Uhr) nach beinahe zehnjähriger Pause – das letzte Aufeinandertreffen beider Klubs in Dormagen war am 20. Oktober 2010 und endete  in der dritten Runde des DHB-Pokals mit einer 27:32-Niederlage – wieder nach Dormagen kommt, wird auch Viktor Szilagyi dabei sein: als Geschäftsführer des THW Kiel.

Der österreichische Ex-Nationalspieler ist eine von etlichen „Leihgaben“, die vom Rhein an die Kieler Förde wechselten. Der heute 39-Jährige trug in der Saison 2000/2001 das Bayer-Trikot, wechselte dann zu TuSEM Essen und spielte von 2005 bis 2008 beim THW Kiel. Über die weiteren (Spieler-)Stationen VfL Gummersbach, SG Flensburg-Handewitt und Bergischer HC, bei dem er zuletzt Sportlicher Leiter war, fand er Anfang des Jahres zurück in die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt. Dort heuerte nach einem Jahr in Dormagen – in der Saison 1997/98 war er mit 189 Treffern drittbester Torschütze in der Ersten Liga – auch Nikolaj Jacobsen an.

Beim THW Kiel spielte der 47 Jahre alte Däne, der seine Landsleute Anfang des Jahres als Trainer zum Weltmeistertitel führte, von 1998 bis 2004. Und jetzt wird die wahre Geschichte vom letzten Dormagener Sieg vollkommen unglaubwürdig: An jenem 10. Februar 2001 traf Jacobsen sieben Mal in das von Rafal Bernacki und Joachim Kurth gehütete Gehäuse des TSV Bayer – und war damit bester Torschütze der Gäste.

Ein dritter Spieler wechselte sogar von Dormagen (mit Zwischenstopp in Rheinhausen) nach Kiel und zurück: Olaf Mast trug in der Saison  1991/92 das Bayer-Trikot, bestritt zwischen 1995 und 1997 sechzig Bundesligaspiele für den THW, in denen der Linkshänder 186 Tore (davon 97 Siebenmeter) erzielte und kehrte dann nach Dormagen zurück, wo der 51-Jährige immer noch lebt. (Es gibt auch einen Geschäftsführer, der vom Höhenberg an die Kieler Förde wechselte, doch dessen Namen würden beide Klubs lieber aus ihren Vereinsannalen gestrichen sehen.)

Dass ausgerechnet der THW Kiel zum „Jubiläumsspiel“ nach Dormagen kommt, macht also Sinn. Schließlich haben sie 1994 und 1998 zwei ihrer insgesamt 20 Deutschen Meistertitel in Dormagen feiern dürfen, bescherte ihnen der Spielplan doch jeweils das letzte Bundesligaspiel in der „Schweinehalle“. 1998 bekamen sie dort sogar die Meisterschale überreicht, verloren aber mit 20:25, was den TSV Bayer aber nicht vor der Relegation (gegen den TuS Schutterwald) und dem anschließenden Abstieg in die Zweite Liga bewahrte.

In der spielten die Dormagener noch, als sie zum ersten Mal in der Geschichte beider Klubs auf den THW Kiel trafen. Das war am 10. März 1984, als sie in der ersten Runde des DHB-Pokal dem großen Favoriten erst nach Verlängerung mit 20:23 (nach 60 Minuten hatte es 18:18 geheißen). Auf Seiten des TSV standen „Handball-Legenden“ wie Heinz Baldus, Klaus Dyllong, Jobst Wierich und Freddy Schneider im Kader von Trainer Günter Klein (könnten am Samstag alle als Zuschauer dabei sein), auf Kieler Seite Uwe Schwenker, der heutige Präsident der Handball-Bundesliga (HBL). Drei Jahre später, am 28. März 1987, holte der Immer-Noch-Zweitligist die zuvor knapp verpasste Sensation nach, warf den THW mit 26:19 aus der zweiten Runde des DHB-Pokals und stieg wenig später unter Trainer Petre Ivanescu in die Erste Liga auf.

In der waren die Kräfteverhältnisse dann mehr oder weniger eindeutig geregelt: Von 34 Meisterschaftsspielen gewann Kiel 24, der TSV sieben. Drei endeten Unentschieden, darunter das am 3. September 2008. Drei Monate zuvor hatte der THW erneut den Titel gewonnen, der TSV unter Kai Wandschneider den Wiederaufstieg in Liga eins gefeiert. Um dann im ersten Saisonspiel dem Deutschen Meister einen Punkt abzuknöpfen, weil Maciej Dmytruczynski in der Schluss-Sekunde die Nerven behielt und vom Siebenmeterpunkt zum 28:28 traf. Das letzte Aufeinandertreffen liegt noch gar nicht lange zurück: Am 19. August 2018 setzte sich der THW Kiel beim DHB-Pokal-Erstrundenturnier in Göttingen mit 44:27 durch.

Info Karten für das Jubiläumsspiel zum Preis von zehn Euro gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen und im Internet www.handball-dormagen.de

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