Handball Nur für Krimi-Fans war es langweilig

Korschenbroich · Handball-Regionalligist TV Korschenbroich fertigt Tabellennachbar TSV Bonn mit 32:23 ab.

 Musste am Samstag nicht allzu viel auf seine Spieler einwirken: TVK-Trainer Dirk Wolf nahm nur eine Auszeit.

Musste am Samstag nicht allzu viel auf seine Spieler einwirken: TVK-Trainer Dirk Wolf nahm nur eine Auszeit.

Foto: Michael Jäger

Torhüter Max Jäger, der nach neun gehaltenen Bällen in 44 Minuten den Rest der Partie von der Bank aus genießen durfte, brachte es auf den Punkt: „Hier macht es wieder richtig Spaß.“ Der 29-Jährige, der in der Waldsporthalle auch schon die dunklen Seiten des Handballdaseins kennenlernte und nach einem Jahr in der Fremde (HSG Krefeld) wieder in seine Wahlheimat zurückkehrte, scheint nicht der einzige zu sein beim TV Korschenbroich, der das so sieht.

Das Team aus dem Handballdorf, nach der desaströsen Abstiegssaison in der Dritten Liga neu formiert, hat im zweiten Regionalliga-Jahr offenbar zu sich gefunden. Denn einen so souverän herausgespielten Sieg wie das 32:23 (Halbzeit 19:11) über den zuvor punktgleichen Tabellennachbarn TSV Bonn rechtsrheinisch, den bringt man nur als Einheit zustande.

Selbst Trainer Dirk Wolf hatte an den sechzig Minuten vor 450 Zuschauern wenig bis gar nichts auszusetzen: „Am Anfang haben wir uns ein bisschen schwer getan, am Ende, nachdem wir mit zwölf Toren vorne lagen, ein bisschen in der Konzentration nachgelassen,“ bilanzierte er, „dazwischen haben wir so gespielt, wie ich mir das vorstelle.“ Das war freilich Jammern auf hohem Niveau, denn ernsthaft in Gefahr geriet der Sieg der Hausherren eigentlich nie, nachdem sie sich bis zur neunten Minute bereits auf 6:2 abgesetzt hatten und David Röhrig zur ersten Auszeit zwangen.

Der Gästecoach sah den Grund dafür vor allem zwischen den Torpfosten: „Wir haben doch in der Anfangsphase überhaupt keinen Ball zu fassen gekriegt.“ In der Tat gelangen Moritz Meissenburg im ersten Durchgang gerade mal zwei Paraden – Max Jäger stand zur Pause allerdings auch nur mit fünf gehaltenen Würfen auf dem Statistikbogen.

Der Leistungsunterschied zwischen den Keepern kann es alleine also nicht gewesen sein. Vielmehr luden die Bonner, die im Angriff allzu statisch auftraten, mit vielen Ballverlusten gegen die aggressiv zu Werke gehende TVK-Deckung die Hausherren geradezu ein, das Spiel aufzuziehen, das sie immer noch am besten beherrschen: Über die erste und zweite Welle den Ball blitzschnell nach vorne tragen – meist zu schnell für die etwas in die Jahre gekommenen Bonner. Über 17:10 (24.) und 25:15 (39.) bauten die Korschenbroicher ihren Vorsprung bis auf 28:16 (44.) aus. Und selbst, als sie danach ein bisschen die Zügel schleifen ließen und fünf Minuten ohne Torerfolg blieben, drohte es nicht mehr eng zu werden. Wer also erneut auf einen Samstagabend-Krimi gehofft hatte, wurde enttäuscht.

Aber nur der. Unterhaltungsmäßig konnte sich die Partie durchaus sehen lassen, handballerisch auch. Für den Klassenerhalt in der 3. Liga könnte eine solche Leistung sogar reichen. Ob auch zum Aufstieg dorthin, ist eine andere Frage. Dafür fehlt den Korschenbroichern wohl die Breite im Kader. Dass der gerade erst eingewechselte Viktor Fütterer nach 25 Minuten und einem unschönen Foul von Fabian Struiff aus der Halle humpelte und nur auf die Tribüne zurückkehrte, trieb Dirk Wolf Sorgenfalten auf die Stirn – schließlich ist der Routinier nur einer von drei Linkshändern im schmalen Kader.

Weshalb der Korschenbroicher Trainer auch (noch) nicht von einem Aufstieg redet: „Wir bleiben bei unserem Saisonziel, und das heißt: oben mitspielen.“ In der Verfassung von Samstagabend sicher kein vermessenes Unterfangen – Spaß inklusive.

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