Handball Ein Festival der Fehler mit Krimifinale

Dormagen · Die Abwehrreihen dominieren beim 23:23-Unentschieden zwischen Dormagen und Großwallstadt. In der zähen Partie der 2. Handball-Bundesliga rettet Joshua Reuland dem TSV mit einem verwandelten Siebenmeter noch einen Punkt.

 Keine leichten Tore: Die Brüder Patrick (l.) und  Ian Hüter (r.) nehmen Großwallstadts Kreisläufer Dino Corak in die Zange. Dormagens überragender Torhüter Martin Juzbasic (im Hintergrund) braucht nicht einzugreifen. Zu unterscheiden waren die in identischen Farben angetretenen Teams kaum.

Keine leichten Tore: Die Brüder Patrick (l.) und  Ian Hüter (r.) nehmen Großwallstadts Kreisläufer Dino Corak in die Zange. Dormagens überragender Torhüter Martin Juzbasic (im Hintergrund) braucht nicht einzugreifen. Zu unterscheiden waren die in identischen Farben angetretenen Teams kaum.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Den Spruch des Abends lieferte Axel Schönen. Den Fauxpas, dass die beiden Teams am Samstag in farblich kaum zu unterscheidenden Trikots auf der Platte standen, löste der Team-Betreuer des TSV Bayer Dormagen mit dem Hinweis auf Paragraf 2 des Rheinischen Grundgesetzes ausgesprochen geschmeidig auf: „Et es wie et es.“ Fall erledigt! Und ganz ehrlich, viel mehr gibt es über die Partie der 2. Handball-Bundesliga im coronabedingt natürlich wieder fast leeren Sportcenter auch nicht zu erzählen. Nach 60 eher freudlosen Minuten durften nur die Hausherren ein wenig jubeln, bescherte ihnen der vom Punkt tadellose Linksaußen Joshua Reuland bei schon abgelaufener Spielzeit mit seinem vierten verwandelten Siebenmeter zum 23:23 (Halbzeit 10:11) wenigstens noch einen Zähler.

Und weil das irgendwie in Ordnung ging, resümierte der für den TV Großwallstadt verantwortliche Trainer Ralf Bader, dessen Schützlinge über weite Strecken der Partie vorne gelegen hatten, gelassen: „Beide Teams waren sehr gut aufeinander eingestellt und haben schnell begriffen, dass es heute nur über die Abwehr geht.“ Dem schloss sich grundsätzlich zwar auch sein für Dormagen zuständiger Kollege Dusko Bilanovic an, gänzlich ungeschoren wollte er seine Jungs aber nicht davonkommen lassen. „Klar, heute hat auf beiden Seiten die Abwehr dominiert.“  Aber mit Blick auf die 21:24-Niederlage zum Saisonauftakt gegen Dessau kritisierte er: „Wir müssen uns, gerade zu Hause, im Angriff deutlich steigern. Ein Spiel, in dem du dir 22 Fehlwürfe und 14 technische Fehler leistest, verlierst du normalerweise.“

Diesmal hielt sich der Schaden vor allem deshalb in Grenzen, weil hinter der gewohnt aggressiven Deckung in Martin Juzbasic wieder mal ein herausragender Torhüter am Werk war. Auch die Gäste hatten in der Offensive große Probleme, legten aber nach misslungenem Start (1:4/8.) trotz ihrer 17 Fehlwürfe und 15 technischen Fehler zumeist vor. Überhaupt nicht zufrieden war Bilanovic mit dem Überzahlspiel seiner Mannschaft. „Das war katastrophal.“

Sicher, in Jan Redwitz konnten sich die Unterfranken um den starken Mittelmann Marko Matijasevic auf einen erstklassigen Schlussmann verlassen, doch vom TSV kam offensiv einfach viel zu wenig. Das lag ganz bestimmt auch am ungewöhnlich fahrigen Auftritt von Spielmacher Ian Hüter. Der 23-Jährige war vor dem Match mit Filmaufnahmen für den WDR beschäftigt gewesen. Thema: Der gemeinsame Auftritt mit seinem Bruder Patrick im Team USA bei der Weltmeisterschaft in Ägypten. „Das hat ihm nicht gut getan“, vermutete sein Coach. Doch auch Rückraum-Shooter Ante Grbavac hatte im ersten Einsatz nach seiner Verletzungspause unübersehbare Probleme. Dass er in der 40. Minute (Spielstand 16:15) bei einem Tempogegenstoß den völlig freistehenden Joshua Reuland ignorierte, stattdessen an Redwitz scheiterte und damit die mögliche Zwei-Tore-Führung verpasste, grämte Bilanovic sehr. „Das geht gar nicht.“

Auf der anderen Seite trifft Florian Eisenträger zum 20:18 (51.), Matijasevic markiert die Tore zum 22:20 (56.) und 23:22 (58.). Als Benni Richter den Ball 1:17 Minute vor Schluss nur an den Pfosten setzt, hat Großwallstadt alle Trümpfe in der Hand. Warum der erstligaerfahrene Savvas Savvas in der Folge mit noch 39 Sekunden auf der Uhr ohne Not abschließt und in Juzbasic seinen Meister findet, ist nicht zu erklären. Bilanovic will indes festgehalten wissen: „Das war ein guter Wurf. Martin hat einfach großartig reagiert.“ Und es kommt sogar noch schlimmer für den Ex-Meister: Nach einer Auszeit der Dormagener wird André Meuser, bei dem sich trotz seiner sechs Treffer Licht und Schatten abwechselten, regelwidrig am erfolgreiche Abschluss gehindert.  Die Zeit ist abgelaufen, doch es gibt Siebenmeter für den TSV. Den verwandelt Reuland.  „Mit etwas Glück, der Torwart war dran“, räumt der Linksaußen schmunzelnd ein. „Aber in diesem Moment überlegst du dir halt dreimal, wo du hinwirfst.“ Mit dem Unentschieden zeigte sich der 26-Jährige zufrieden: „Wir hatten große Probleme und vor allem in der ersten Halbzeit zu viele Fehlwürfe. Im Endeffekt haben wir uns den Punkt erkämpft.“ Derweil haderte Bader zwar, „am Ende müssen wir uns deutlich cleverer anstellen“, fügte jedoch gelassen an: „Wir haben jetzt schon so viele Auswärtspunkte geholt wie vor zwei Jahren in der ganzen Saison.“

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