Handball Handball: Der Trainerjob frisst seine Kinder

Rhein-Kreis · Wegen eines Erschöpfungssyndroms scheidet Khalid Kahn beim TV Großwallstadt aus. Auch andere Trainer klagen.

 Als Trainer besonders stark engagiert: Khalid Khan.

Als Trainer besonders stark engagiert: Khalid Khan.

Foto: G. Eisenhuth

Im Sommer, als er mit seinem neuen Klub auf Gastspielreise an alten Wirkungsstätten im Rhein-Kreis war, hatte Khalid Khan noch gesagt: "Ich bin unheimlich stolz auf dieses Engagement bei einem solchen Traditionsverein."

Zwei Monate später ist seine Arbeit beim TV Großwallstadt bereits wieder beendet. Nicht wegen ausbleibenden Erfolgs, auch wenn der Bundesliga-Absteiger mit erst sechs Punkten aus neun Spielen auf Platz 15 der Zweiten Bundesliga herumdümpelt und am Wochenende sogar mit 29:35 beim bis dato sieglosen Aufsteiger HSG Tarp-Wanderup (mit dem Ex-Korschenbroicher Christian Voß als Trainer) verlor.

Da saß Khan schon gar nicht mehr auf der Bank, war der 47-Jährige bereits seit mehr als einer Woche krankgeschrieben. Am Montag machten er und sein Arbeitgeber die Ergebnisse der "intensiven medizinischen Untersuchungen der letzten beiden Wochen" öffentlich: Khan, der den TV Korschenbroich ungeschlagen durch die Regionalliga und in die Zweite Liga führte und lange Jahre im Nachwuchsbereich des TSV Bayer Dormagen tätig war, leidet an einem "psychischen Erschöpfungssyndrom", aufgrund dessen er "für unbestimmte Zeit nicht in der Lage sein wird, seine Tätigkeit als Trainer einer Profi-Mannschaft auszuüben." Khan: "Ich habe jetzt erkannt, dass ich auf Grund meiner Krankheit schon länger nicht in der Lage war, dem Verein und der Mannschaft 100 Prozent zu geben. Natürlich ist diese Erkenntnis hart für mich, aber nun bin ich froh zu wissen, woran es liegt und werde mich der Krankheit offen und intensiv stellen."

Khalid Khan ist nicht der einzige in der Branche, der dem Druck und den hohen Anforderungen Tribut zollen muss. Nach dem Ende seiner mehr als zehnjährigen Tätigkeit in Dormagen (TSV Bayer, DHC Rheinland) hatte Kai Wandschneider von ähnlichen Erfahrungen berichtet: "Ich bin froh, dass es nicht sofort weitergeht, sondern dass ich erst eine Pause einlegen kann", meinte Wandschneider, der am Samstag 54 Jahre alt wird. Deshalb dauerte es fast ein Jahr, bis er im März 2012 die HSG Wetzlar übernahm. Dort dürfte die Aufgabe aufgrund der hohen personellen Fluktuation im Kader (sieben Ab-, elf Zugänge teilweise während der Saison) inzwischen nicht weniger fordernd sein.

Auch Maik Handschke, bis vor einem Jahr bei TuSEM Essen auf der Bank, bekannte unlängst im Gespräch mit der NGZ, dass er nicht böse über zeitweiligen Ruhestand sei: "Der Trainerjob schlaucht gewaltig, da kannst du eine Pause gut gebrauchen." Jetzt könnte der 47-Jährige, der als Kreisläufer von 1992 bis 1997 154 Erstliga-Spiele für Dormagen bestritt und lange in Wevelinghoven wohnte, ein Kandidat für die Nachfolge Khalid Khans sein. Der Job frisst seine Kinder — aber er braucht auch ständig Nachschub.

(NGZ)
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