Fußball Hallenkick um Kreistitel ohne SG Kaarst

Rhein-Kreis · Weil der Bezirksligist seine Erstvertretung vom Spielbetrieb abgemeldet hat, darf der Mitausrichter der Vorrunde in der Stadtparkhalle bei der 32. Kreishallenmeisterschaft nicht mitspielen. In den Vereinen regt sich Kritik am Pokalturnier.

 Die Kugel des Anstoßes. Dass bei der Kreishallenmeisterschaft an den beiden anstehenden Wochenenden mit einem Futsal-Ball gespielt wird, stößt bei einigen Trainern auf Kritik.

Die Kugel des Anstoßes. Dass bei der Kreishallenmeisterschaft an den beiden anstehenden Wochenenden mit einem Futsal-Ball gespielt wird, stößt bei einigen Trainern auf Kritik.

Foto: Franz Heinrich Busch (bsen)

Reinhold Dohmen ist als ehemaliger Polizist quasi schon von Berufs wegen ein extrem korrekter Mensch. Darum geht er auch als Vorsitzender im Kreisfußballausschuss stets den geraden Weg. Das bedeutet für die SG Kaarst: Die Vorrunde der Kreishallenmeisterschaft findet ohne den Bezirksligisten statt. Denn weil der Verein in der vergangenen Woche sein Team aus Personalmangel vom Spielbetrieb zurückgezogen hat und damit über keine, in den Turnier-Statuten aber bindend vorgeschriebene „Erste Mannschaft“ mehr verfügt, ist der Mitausrichter der Qualifikationsgruppe A ganz einfach raus.

Da gibt es für Dohmen keine Ausnahme. „Wir müssen uns schon an unsere Beschlüsse halten, sonst machen wir uns ja lächerlich.“ Genauso war es im Vorjahr: Da blieb dem VdS Nievenheim aus demselben Grund sogar die Titelverteidigung verwehrt und der 1919 gegründete SV Bedburdyck/Gierath durfte ausgerechnet in seinem Jubiläumsjahr nur zuschauen. „Da wir keine Fußballverhinderer sind, haben wir der SG Kaarst sogar noch eine Brücke gebaut“, verrät Dohmen. „Die Mannschaft darf teilnehmen, wenn uns bis spätestens Freitag die Einverständnis aller Gruppengegner sowie der Nievenheimer und der Gierather schriftlich vorliegt.“ Mit seiner Vermutung, dass dazu die Solidarität im Kreis nichts ausreiche, lag er wohl richtig. Auch weil SG-Obmann Poli Minas schon im Vorfeld deutliche in diese Richtung gehende Aussagen erreichten, habe man sich diese ziemlich peinliche Betteltour erspart. „Klar, die Jungs sind schon enttäuscht, aber, mein Gott, so sind halt die Statuten. Wir machen deshalb auch kein Theater – und werden unseren Verpflichtungen als Ausrichter natürlich nachkommen.“ Ganz andere Probleme sieht Marcel Winkens. Der Trainer des VfL Jüchen/Garzweiler hält zum Beispiel die im Kreis 5 praktizierte Vermischung von Hallenfußball mit dem vom Weltfußballverband FIFA als Variante anerkannten Futsal für grundsätzlich falsch. Ins gleiche Horn stößt Timm Oppermann, Co-Trainer des SV Uedesheim: „Wir spielen hier Fußball und nicht Futsal, ich weiß echt nicht, was das soll!“ Einwände, die Kreisfußballvorsitzender Dirk Gärtner freilich überhaupt nicht nachvollziehen kann. „Dazu gab es vor gut zwei Jahren einen Workshop mit allen Vereinstrainern und Spielführern – und daraus ist dann diese abgespeckte Version mit dem sprungreduzierten Ball entstanden.“ Ebenso wie Kollege Winkens stellt Stefan Pennarz (DJK Gnadental) gleich den kompletten Modus infrage. Beide waren als Trainer bereits für Vereine in Mönchengladbach tätig, „wo die Hallenmeisterschaft immer ein Top-Event ist“, sagt Winkens. „Ich weiß nicht, warum man das hier nicht hinbekommt.“

Doch auch Dohmen geht in die Offensive, stellt fest: „Trainer mögen Ahnung von Taktik und Aufstellungen haben, verstehen jedoch wenig von der Organisation von Turnieren dieser Größenordnung.“ Und er erklärt: „In Mönchengladbach hat der Stadtsportverband als Ausrichter der Hallenstadtmeisterschaft die Jahnhalle für vier oder fünf Abende geblockt. Dass wir in diesem Jahr die Hallen in Kaarst und Nievenheim an zwei aufeinanderfolgenden Tagen bekommen haben, ist ein absoluter Glücksfall und überhaupt nur unseren guten Beziehungen zu den Städten zu verdanken. Versuchen sie mal im Rhein-Kreis eine Halle gleich für fünf Tage zu bekommen, da lacht man sich bei den Städten kaputt.“

Für Gärtner ist der Kick um den Hallen-Titel im Kreis auch in seiner 32. Auflage ein Hit. „Im letzten Jahr war die Endrunde in Gustorf mit 1000 Zuschauern ausverkauft.“ Auch die Akteure seien Fans des Budenzaubers. „Die sind mit Emotionen dabei. Und wer spielt denn bei uns noch vor 1000 Zuschauern?“ fragt er. Er sieht das Problem der fehlenden Akzeptanz daher nicht beim Publikum oder dem aktiven Personal, sondern eher bei den Fußballklubs. „Die müssen sich überlegen, wo sie hinwollen. Es wäre wünschenswert, die Vereine würden dieses Turnier annehmen und entsprechend promoten – und zwar mit einem positiven Touch.“                      

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