Hockey HTC SW Neuss erkämpft den ersten Saisonsieg
Neuss · Spielertrainer Matthias Gräber erzielt in letzter Minute entscheidenden Treffer zum 5:4-Erfolg des Hockey-Bundesligisten über Krefeld.
Stefan Busse atmete hörbar tief durch: „Wenn wir heute verloren hätten, hätte uns nur noch ein Wunder retten können,“ stellte der Teammanager des HTC Schwarz-Weiß Neuss mit Blick auf den Abstiegskampf in der Hockey-Bundesliga West fest. In dem die Neusser dank eines hart erkämpften 5:4 (Halbzeit 2:1) über den Crefelder HTC, ihrem ersten Sieg in der Hallensaison 2018/19, neue Hoffnung schöpfen dürfen.
Hoffnung, die zwischenzeitlich schon abhanden gekommen schien bei den gut 350 Zuschauern in der Stadionhalle. Die hatten sich zwanzig Minuten lang gefragt, ob es eigentlich schon mal ein torloses Unentschieden gegeben hat in der Geschichte des Hallenhockeys auf diesem Niveau. Denn zwanzig Minuten lang war es mehr ein Abtasten zweier Mannschaften, denen das Wissen um die Bedeutung dieses ersten Rückrundenspiels spürbar anzumerken war – für Neuss hätte eine Niederlage fast schon das „Aus“ im Kampf um den Klassenerhalt bedeutet, für Krefeld ein Sieg mehr als die halbe Miete zur Rettung.
Dass die Gäste nach genau diesen zwanzig Minuten durch Janick Eschler in Führung gingen, entsprach den Spielanteilen. Dass sich aus diesem verhaltenen Beginn ein Hockey-Drama sondergleichen entwickelte, konnte da allerdings noch keiner ahnen. „Für meinen Geschmack hätte es auch weniger Spannung getan“, kommentierte Co-Trainer Till Brucke die verbleibenden vierzig Spielminuten.
Zunächst brauchten die Hausherren Zeit, um den Rückstand zu verkraften. Von wirklichen Tormöglichkeiten der Schwarz-Weißen konnte bis kurz vor der Pause eigentlich keine Rede sein. Erst Jacek Kurowski, der mit seinem Schuss an CHTC-Keeper Luis Beckmann scheiterte (28.) weckte die Neusser aus ihrer Schockstarre. Das aber gleich richtig: Nur eine Minute später verwandelt Ivo Otto die erste Neusser Strafecke zum Ausgleich, und noch in der gleichen Spielminute umkurvt Sebastian Draguhn mit einem Sololauf übers ganze Parkett die komplette Krefelder Defensivfraktion und trifft per Rückhand zur 2:1-Führung.
Hätte ein Phrasenschwein auf der Tribüne der Stadionhalle gestanden, hätte man vom „psychologisch genau richtigen Zeitpunkt“ sprechen können. In der Tat waren es die Gäste, die nach Wiederbeginn lange brauchten, um zurück in die Partie zu finden. Neuss war spielbestimmend, nutzte aber die sich daraus ergebenden Tormöglichkeiten nicht – die größten vergab Spielertrainer Matthias Gräber, als er die Kugel zwei Mal krachend an den Pfosten setzte (35., 44.).
Stefan Busse schwante da schon nichts Gutes. „Warum machen die die Dinger nicht einfach rein?“ fragte der Teammanager mehr als einmal. Und sah sich nach 41 Minuten bestätigt: Ivo Otto vertändelt das Spielgerät, und als Torhüter Konstantin Hayner den Krefelder Konter nur regelwidrig stoppen kann, entscheidet das wenig souveräne Schiedsrichtergespann Blasch/Heinlein auf Siebenmeter. Den pariert Hayner bravourös gegen den für die Rückrunde reaktivbierten Oskar Deecke – nicht die einzige Rettungstat des jungen Neusser Schlussmanns, der zum einen Matchwinner für die Schwarz-Weißen wird.
Zum anderen wird der unbändige Kampfgeist, mit dem die Neusser zwei Rückstände wettmachen und schließlich noch den Siegtreffer erzielen. Erst gleicht Jonathan Ehling mit der ersten Krefelder Strafecke aus (43.), dann bringt Janick Eschler die Gäste sogar mit 3:2 in Vorlage (50.). Per Siebenmeter sorgte Ivo Otto postwendend für den Ausgleich (51.), doch nur eine Minute später bringt Ehling den CHTC mit einer Kopie der ersten Ecke erneut in Front.
Nach Ottos erneutem Ausgleich per Strafecke (55.) wird die Partie zusehends hitziger, haben die Unparteiischen immer öfter Bedarf, sich untereinander zu beraten. So auch vor der letzten und entscheidenden Strafecke für Neuss. Die setzt Gräber diesmal nicht an den Pfosten, sondern unhaltbar in den Winkel – die letzten 45 Spielsekunden bescheren Sebastian Draguhn zwar noch eine Gelbe Karte, den Krefeldern trotz Überzahl aber nicht mehr den Ausgleich und den Neussern den ersten Saisonsieg– und neue Hoffnung im Abstiegskampf