Tennis GWN-Sportler spielt wie ein Tennisprofi

Tennis · Patrick Haberland wirft so schnell nichts um. Erfolg im Sport ist für den als Lagerdisponent bei den Gemeinnützigen Werkstätten Neuss (GWN) tätigen Kleinenbroicher fast schon normal.

 Erfolgreicher USA-Trip: Patrick Haberland (28) vom TC Grün-Weiss Neuss.

Erfolgreicher USA-Trip: Patrick Haberland (28) vom TC Grün-Weiss Neuss.

Foto: frei

Seine zwei Treppchenplätze bei den "86. Tennis-Championships" im US-amerikanischen Denver (Colorado) ordnet der 28-Jährige erstaunlich abgeklärt ein. "Ich bin sehr zufrieden. Es hat riesigen Spaß gemacht und ich habe eine Menge gelernt."

In den USA war Patrick Haberland, 2010 nach Gold im Doppel bei den Special Olympics — die Olympischen Spiele für geistig behinderte Athleten — in Korschenbroich zum "Sportler des Jahres" gewählt, mit einer von Philipp Augst (Special Olympics Schweiz) zusammengestellten internationalen Truppe im Einsatz gewesen. Ein Abenteuer, auch für Pflegevater Günter Ziegenbein daheim. "Ich war aufgeregter als er." Für kurze Zeit durfte sich sein Schützling wie ein Tennisprofi fühlen. Nach einem zweitägigen Aufenthalt in Zürich ging es per Flieger zunächst nach Washington und von da mit der Stretch-Limousine (!) direkt weiter nach Charlottesville im Bundesstaat Virginia. Zur Einstimmung auf die Spiele im auf einer Höhe von 1600 Metern gelegenen Denver stand dort ein sechstägiges Trainingslager auf dem Plan. Untergebracht waren die Sportler aus Europa geradezu nobel. "Die leben da nicht in Häusern, sondern in Palästen", stellte Haberland erstaunt fest.

Ein Privat-Learjet brachte ihn und seine Teamkollegen schließlich in die Hauptstadt Colorados. Und da machte der 28-Jährige genau das, was er am besten kann: erfolgreich Tennis spielen. Im Einzel unterlag er seinem Partner Michael Soder (Schweiz), immerhin amtierender Europameister, erst im Finale mit 2:4, 7:5 und 8:10 (Match-Tiebreak). Im Doppel vermochte die beiden auf dem Weg zum Sieg auch die 38 Grad auf dem Centre-Court nicht aufzuhalten. Dass ihm an der Seite des US-Boys Jon Fried eine dritte Trophäe verwehrt blieb, weil das integrative Turnier vorzeitig gestoppt wurde, ließ sich darum locker verschmerzen.

Den Weg in die USA hatten dem GWN-Sportler auch die Mitglieder des TC GW Neuss geebnet. Dort ist Haberland Teil einer 16-köpfigen Gruppe geistig behinderter Tennisspieler, die sich selbst die "Handicaps" nennen und im Verein schon seit 2005 intensiv betreut werden. Ein von Klubchef Helmut Kloubertz per E-Mail versendeter Spendenaufruf sowie die Einnahmen einer integrativen Aktion brachten kurzfristig insgesamt 1150 Euro zusammen. "Eine Summe, die einen nicht unerheblichen Teil der Kosten abdeckt", sagt Kloubertz, "und da bin ich stolz drauf".

Während Patrick Haberland mit seinen Gedanken schon wieder beim internationalen Turnier in Treis-Karden ist, will Günter Ziegenbein festgehalten wissen: "Diese Aktion zeigt, was auch für Menschen mit geistiger Behinderung alles möglich ist."

(NGZ)
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