Jüchen Großinvestition für Container-Terminal

Jüchen · Eigentlich sollte es am Dienstagabend im Haus Katz um eine neue Standortanalyse der Industrie- und Handelskammer gehen, dann aber stand ein neues Logistik-Projekt im Mittelpunkt. Die Investitionssumme: bis zu 40 Millionen Euro.

Jüchen: Großinvestition für Container-Terminal
Foto: L. Berns

Mit einer überraschenden Nachricht sorgte gestern Abend Bürgermeister Harald Zillikens (CDU) im Haus Katz für Furore: Eine Investorengruppe aus den Niederlanden will in Jüchen für 35 bis 40 Millionen Euro einen neuen Container-Terminal bauen. Die Investoren hoffen — alle Genehmigungen rechtzeitig vorausgesetzt — 2016 den Betrieb aufnehmen zu können. Zillikens geht von einer Plan- und Bauzeit von drei bis fünf Jahren aus. Mündlich habe die Bezirksregierung bereits zugestimmt.

 Das geplante Gewerbegebiet an der A 540 könnte Jüchen als Wirtschaftsstandort neuen Schwung geben, lautet ein Schluss aus der Standortanalyse der IHK.

Das geplante Gewerbegebiet an der A 540 könnte Jüchen als Wirtschaftsstandort neuen Schwung geben, lautet ein Schluss aus der Standortanalyse der IHK.

Foto: L. Berns

Standort für das neue Logistikdrehkreuz soll ein Grundstück in Nachbarschaft zu 3M, zwischen Autobahn und Eisenbahnstrecke sein. Dort sollen Container zwischen Lkw und Bahn umgeschlagen werden. Dazu könnte auch eine neue Autobahnanbindung entstehen, die gleichzeitig das geplante interkommunale Gewerbegebiet mit Grevenbroich erschließen würde. Dazu passt die gestern Abend vorgestellte Standortanalyse der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. Deren Experten sehen in Jüchen durchaus Entwicklungspotenzial — wenn etwa das interkommunale Gewerbegebiet mit der Nachbarstadt Grevenbroich realisiert wird. Herbe Kritik gabe es dagagen für die nach dem Ratsbeschluss im Jahr 2012 erhöhte Gewerbesteuer.

"Wir haben 400 Unternehmen in Jüchen befragt, darunter auch kleinteiliges Gewerbe", erläutert Georg Werkle von der IHK. "Der Rücklauf in Höhe von 20 Prozent entspricht unseren Erfahrungen." Dabei waren sich die Teilnehmer in ihren Einschätzungen oft einig: "Bei den Bewertungen gab es keine auffälligen Unterschiede", so Werkle.

Im Jahr 2002 hatte die IHK den Standort Jüchen zuletzt untersucht. Zwei Ergebnisse damals: sehr gute Noten für die Verkehrsanbindung, schlechte Noten für die Qualifikation und Verfügbarkeit von Mitarbeitern. Daran hat sich innerhalb von elf Jahren wenig verändert: Erneut erhielt die Verkehrsanbindung eine Durchschnittsnote von 1,26. erneut wird die Verfügbarkeit von Arbeitskräften und das Qualitätsniveau der lokalen Arbeitskräfte bemängelt. "Die Jüchener Betriebe spüren einen deutlichen Fachkräftemangel", heißt es in der Studie. Dieses Problem dürfte sich durch den demografischen Wandel noch verstärken. "Dass ein harter Standortfaktor wie die Verkehrsinfrastruktur positiv bewertet wird, ist gut", so Rainer Növer, Geschäftsführer der IHK Mittlere Niederrhein.

Schwächen (Durchschnittsnote: 2,22) sahen die Unternehmer bei Informations- und Kommunikationsstruktur. Verbessern könnte sich dies durch den geschlossenen Vertrag mit der Deutschen Glasfaser. Generell schätzt Rainer Növer "die Jüchener als sehr kritisch ein" — dies würden etwa die Vergleiche zu anderen Kommunen zeigen.

Häufig kritisierten Unternehmer den Gewerbesteuerhebesatz von 450 Punkten — eine Einschätzung, die Rainer Növer teilt: "Jüchen liegt damit sogar noch zehn Punkte über dem Satz der Landeshauptstadt Düsseldorf. Da muss man schon fragen: Was hat Jüchen zu bieten, was Düsseldorf nicht hat", so Növer gegenüber unserer Zeitung.

Der Wirtschaftsexperte der IHK fürchtet, dass die Gewerbesteuer die Ansiedlung von neuen Firmen verhindern könnte. Positive Trends bei der Beschäftigungszahl habe es in Jüchen in den Jahren 2009 und 2011 gegeben: "Damals lag die Gewerbesteuer aber noch deutlich niedriger".

(NGZ)
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