2. Handball-Bundesliga Große Enttäuschung am Höhenberg

Dormagen · Das erste Saisonspiel der Zweitliga-Handballer des TSV Bayer Dormagen in eigener Halle lief nicht so, wie es sich Trainer Matthias Flohr bei seiner Heimpremiere vorgestellt hatte. So wird es schwer, Zuschauer zurückzugewinnen.

 Bei seiner Heimpremiere konnte TSV-Coach Matthias Flohr in den Auszeiten noch so viel auf seine Spieler einreden, sie fanden gegen den Dessau-Roßlauer HV nicht die richtigen Mittel.

Bei seiner Heimpremiere konnte TSV-Coach Matthias Flohr in den Auszeiten noch so viel auf seine Spieler einreden, sie fanden gegen den Dessau-Roßlauer HV nicht die richtigen Mittel.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Nach dem erfolgreichen Auftritt am vergangenen Mittwoch gegen das ukrainische Gastteam vom HC Motor Zaporozhye beim vorgezogenen Saisonauftakt im Rahmen des Supercups in Düsseldorf war die Hoffnung groß, dass Handball-Zweitligist TSV Bayer Dormagen im ersten Heimspiel am Sonntag gegen den Dessau-Roßlauer HV daran würde anknüpfen können. Doch daraus wurde nichts, am Tag nach der 25:28-Niederlage herrschte am Höhenberg mächtig Katerstimmung.

„Jetzt haben wir einen Sieg, eine Niederlage und null Punkte. Und das passt mir natürlich überhaupt nicht in den Kram“, sagte Trainer Matthias Flohr mit Blick auf dem Umstand, dass der Sieg gegen Zaporozhye keine Zähler für die offizielle Tabelle brachte, die Niederlage gegen den DRHV aber sehr wohl zwei Negativpunkte. Flohr hatte seiner Mannschaft nach der englischen Woche mit Pokal und zwei Meisterschaftsspielen am Montag freigegeben, um die Köpfe durchzulüften. Zu seinem Jobprofil gehört es dagegen, sich noch ausgiebig mit den unerfreulichen Ereignissen von Sonntagabend auseinanderzusetzen. „Ich habe mir meine Premiere vor heimischem Publikum natürlich ganz anders vorgestellt“, meinte Flohr. Verständnis brachte er für die auf beiden Seiten sehr fehlerbehaftete Anfangsphase auf, was aus seiner Sicht durchaus normal für eine Partie zum Saisoneinstieg ist.

Doch während die Gäste irgendwann im Spiel ankamen und ihnen dann eine grundsolide Vorstellung reichte, um zu gewinnen, bekamen die Dormagener einfach keine Konstanz in ihren Vortrag. Dabei war ihnen der Willen nicht abzusprechen, schließlich hielten sie die Partie trotz etlicher technischer Fehler und Fehlwürfen en masse beim 10:11 zur Pause offen und kämpften sich auch in der zweiten Spielhälfte immer wieder heran, doch im entscheidenden Moment versagten den Dormagenern dann immer wieder Nerven. Die Wende gelang nicht.

„Dessau hat unsere Fehler in der zweiten Halbzeit eiskalt bestraft. Wir haben dagegen die Fehler von Dessau, die wir auch durch gute Abwehrarbeit erzwungen haben, durch eigene technische Fehler und verworfene Bälle beantwortet“, erklärte Flohr. Auffällig: Die TSV-Spieler präsentierten sich nicht wie in der Schlussphase der vorigen Saison als starkes Kollektiv, das sich von nichts aus der Ruhe bringen lässt, sondern versuchten, durch zunehmend hektischer werdende Einzelaktionen die Wende einzuleiten. „Wir haben in der Offensive nicht die richtigen Lösungen gefunden und haben dann irgendwann die Brechstange ausgepackt“, sagte Flohr.

Für Björn Barthel, Handball-Geschäftsführer des TSV, war es ein Rückfall in alte Zeiten. „Die letzten Prozent Überzeugung und Galligkeit fehlten“, meinte er. Seine „maßlose Enttäuschung“ bezieht sich einerseits auf den fehlenden sportlichen Ertrag, andererseits sind solche Leistungen auch keine gute Werbung für die Handballstandort Dormagen. Die TSV-Geschäftsstelle hat es sich nämlich zum Ziel gesetzt, perspektivisch wieder an die Zuschauerzahlen von vor der Pandemie heranzukommen. Damals kamen durschnittlich rund 1300 pro Heimspiel, bei der Heimpremiere am Sonntag waren es 638, was wiederum in etwa dem Schnitt der vorherigen Spielzeit entspricht. Laut Barthel ist der Zuschauerrückgang aber ein Phänomen, das auch bei der Konkurrenz zu beobachten ist. Jetzt gehe es darum, die abgewanderten Zuschauer zur Rückkehr zu bewegen, das gehe allerdings nicht mit Vorstellungen wie gegen Dessau. „Da ist mit Sicherheit keiner nach Hause gegangen und hat bei seinem Nachbarn Werbung für uns gemacht. Der Auftrag an unsere Spieler ist, dass wir zu Hause begeisternden Handball bieten“, betont Barthel.

Wobei er nach dem ersten Heimspiel genauso wie Matthias Flohr nichts dramatisieren möchte. „Die Mannschaft muss sich noch finden, steckt in einem Prozess. Ich bin aber nach wie vor überzeugt von ihr“, sagt Barthel. Den Entwicklungsprozess angestoßen hat Flohr mit einigen Änderungen, die er in die Spielweise des TSV hat einfließen lassen. Er hat zwar gehofft, dass sie früher fruchten, doch weil jetzt zunächst ein spielfreies Wochenende ansteht, hat der neue TSV-Coach bis zum nächsten Heimspiel gegen Konstanz etwas mehr Zeit, weiter daran zu arbeiten. Gleich am Dienstag geht’s los. Flohr: „Ich werde klar sagen, was nicht gut war und daran werden wir arbeiten. Und da gab es einiges.“

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