Trietenbroicher Kapellchen feiert bald 125. Geburtstag Gotteshaus hält Gemeinschaft zusammen

In einigen Monaten hat die Honschaft Trietenbroich allen Grund einen Geburtstag der besonderen Art würdig und in Freuden zu feiern: Die Kapelle zu Ehren "unserer lieben Frau von der immerwährenden Hilfe" wird 125 Jahre alt. Dies ist gleichbedeutend, Honschaft und Kapellengemeinschaft haben 125 Jahre am so genannten "Gotemseng" (Gotemsende) die zivile und religiöse Geschichte mitgeschrieben.

Dass auch im Trietenbroich aus tiefverankerten christlichem Lebenswandel heraus die Kapelle nur durch die große Eigeninitiative der Trietenbroicher gebaut werden konnte, ist in der Kapellen-Chronik nachzulesen. Wie die Urkunde erzählt, ging dem Kapellenbau ein Beschluss aller Trietenbroicher voraus. Das benötigte Baugrundstück wurde von den beiden Trietenbroicher Peter Matthias Peters und Heinrich Kremer mit der Bedingung zur Verfügung gestellt, "keine hochaufgehenden Pflanzen drum zu setzen, welche dem anschließenden Grunde nachteilig werden können".

Die beiden Verkäufer verschenkten aber zugleich den Kaufpreis zur Verwendung der Baukosten. Weiterhin bewirkten sämtliche Bewohner durch ihre freiwilligen Beiträge, dass der Bau noch im selben Jahr (anno 1876) vollendet wurde. In der Kapellen-Urkunde wurde ebenfalls der Beschluss festgehalten, dass an allen Hauptfesten Mariens, sieben im Jahr an der Zahl, abends zu einer gelegenen Stunde das Rosenkranzgebet stattfinden soll, nebst einer Litanei zu Ehren der Mutter Gottes und auch dabei "der Verstorbenen unserer Verwandten zu gedenken". "Wenn jemand in unserer Ortschaft Trietenbroich stirbt", so heißt es in der Urkunde weiter, "soll in ähnlicher Weise jeden Abend eine Andacht gehalten werden, bis die Beerdigung stattgefunden hat."

Ein vierköpfiger "Vorstand" der Kapellengemeinschaft zeichnete nicht nur für die Unterhaltung der Kapelle verantwortlich, sondern war auch für die Reparaturen und Verschönerungen des kleinen Gotteshauses zuständig. Das kleine Gotteshaus beherbergt mit dem heiligen Markus einen weiteren Heiligen. Als Schutzpatron von Trietenbroich steht er über dem Außenportal in einer Nische. "Alle Jahre am Markustag", so berichtet der Chronist, "sieht er, der heilige Markus, die Pfarrprozession an sich vorüberziehen." Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, so wissen Trietenbroicher Senioren zu berichten, besaß die Kapelle so etwas wie Wallfahrtscharakter für das heimatliche Umfeld.

Zu den Andachten kamen nicht nur Steinhausener und Liedberger durch den "Hafges Busch" nach Trietenbroich, sondern auch Gläubige aus dem Korschenbroicher Dorf, aus dem benachbarten Neersbroich, aus Giesenkirchen und aus Schelsen. Bei den Marien-Andachten war die Anzahl der Teilnehmer oftmals so groß, dass sie noch im benachbarten Baumgarten "Bonget" standen. Konnte man zu Gründungszeiten von der Kapelle aus über wogende Getreidefelder bis zum Dorf Korschenbroich schauen, so ist dies heute natürlich nicht mehr möglich. Aus fruchtbaren Äckern wurde längst Wohngebiet.

Auch wenn zwischenzeitlich der Vorsitzende der Kapellengemeinschaft den Titel "Brudermeister" ablegte hat und es keine feste Mitgliedschaft mehr in der Kapellengemeinschaft gibt, hat sich am frömmigen Geist rund um die Kapelle nichts verändert. Im Gegenteil, sie ist der Mittelpunkt der Honschaftsgemeinschaft und wenn das kleine Glöcklein erklingt, fühlt sich jeder Trietenbroicher angesprochen und eilt zur Kapelle.

So ist die Trietenbroicher Kapelle für Generationen zum Zeugnis gelebten Glaubens geworden und trotz Wirrnisse der Zeiten auch geblieben. Die Schlichtheit des gotischen Baustils und der auffallenden schlichten Inneneinrichtung hat nichts von ihrer Anziehungskraft eingebüßt. Sie erlebte manchen Trauerfall, aber auch manche Stunde des Trostes. Die Kapelle neben der Gaststätte Heinrichs ist das Herzstück der Trietenbroicher Honschaft. Verständlich das der 125. Geburtstag im kommenden Jahr entsprechend gefeiert werden wird. P. Mabe

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